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Schwellenländer mit grösstem Potenzial punkto Nachhaltigkeit

In Lateinamerika ist das Umweltbewusstsein deshalb besonders hoch, weil die Region, wie hier in Sao Paolo, stark mit den Folgen des Klimawandels konfrontiert ist. (Bild Nelson Antoine/ Shutterstock)
In Lateinamerika ist das Umweltbewusstsein deshalb besonders hoch, weil die Region, wie hier in Sao Paolo, stark mit den Folgen des Klimawandels konfrontiert ist. (Bild Nelson Antoine/ Shutterstock)

Der Klimawandel wird am effizientesten mit Investitionen in Unternehmen in Schwellenländern bekämpft, die ihre Nachhaltigkeitspraktiken verbessern. Davon sind Yohann Ignatiew and Anthony Bailly von Rothschild & Co Asset Management überzeugt.

20.12.2022, 08:00 Uhr
Nachhaltigkeit

Redaktion: cwe

Im Jahr 2020 waren China, Indien und Lateinamerika für 40% der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. "Der Schwerpunkt sollte auf diesen Regionen liegen, da sie das grösste Optimierungspotenzial aufweisen und wir uns hier aktiv an den Anstrengungen für die Klimawende beteiligen können", sagen Yohann Inatiew und Anthony Bailly, CO-Manager des R-co Valor 4Change Global Equity (-4.1% YTD per 15. Dez in Euro).

In Europa, dem Vorreiter für verantwortungsbewusste Investments, befinden sich Unternehmen, die bei der Integration nicht-finanzieller Kriterien oft am weitesten fortgeschritten sind. Ein Beispiel für diese Dynamik ist die dem Luxussektor zuzurechnende Kering-Gruppe, die die erste ökologische Gewinn- und Verlustrechnung zur präzisen Messung der Umweltauswirkungen ihrer Aktivitäten entlang ihrer Beschaffungskette erstellt hat. Die anderen OECD-Mitgliedstaaten holen ihren Rückstand auf Europa vor allem dank umfangreicher Investitionsprogramme für die Protagonisten des Übergangs zu mehr Nachhaltigkeit allmählich auf.

In den USA hat der «Inflation Reduction Act» der Biden-Regierung den Weg bereitet, um die Treibhausgasemissionen
bis 2030 um fast 40% zu senken. Trotz der jüngsten Anti-ESG-Bewegung lenkt die US-Regierung mit diesem Programm 120 Milliarden Dollar in die Entwicklung der Solar- und Windenergie innerhalb der USA. Schub erhalten diese Anstrengungen aber auch durch den technologischen Fortschritt. Die Finanzierungen von US-amerikanischen Startups aus dem Klimatechniksektor beliefen sich von 2010 bis 2022 auf 45 Milliarden Dollar, während sie im gleichen Zeitraum in Europa bei 22 Milliarden lagen. Gleichzeitig sind bestimmte Branchen in diesem Bereich besonders innovativ. "Ein Beispiel hierfür im Portfolio ist Hexcel, ein Produzent von Verbundwerkstoffen, die in der Herstellung von Flugzeugstrukturen Einsatz finden. Diese besonders leichten Produkte tragen zu einer erheblichen Senkung des Gewichts von Flugzeugen und folglich des Treibstoffverbrauchs bei", sagen die Ignatiew und Bailly.

Die Schwellenländer weisen gemäss den beiden Fondmanagern das höchste Potenzial für die Verbesserung ihrer Nachhaltigkeitspraktiken auf, sind aber auch weiterhin eine Option, die von Investoren infolge ihres Risikoprofils häufig ausser Acht gelassen wird. Die Übergangsdynamik der Schwellenländer wird durch das Umdenken der Regierungen und der Bevölkerung beschleunigt. So bekräftigte Xi Jing Ping auf dem 20. Parteitag der Kommunistischen Partei die Ambitionen Chinas, bis 2030 eine CO2-Obergrenze und die Kohlenstoffneutralität bis 2060 erreichen zu wollen. Das Land hat kürzlich einen ersten Bericht mit der Festlegung nicht-finanzieller Offenlegungsstandards vorgelegt, der auf einem teilweise vom Versicherungsunternehmen Ping An erstellten Rahmen beruht. Das Beispiel Chinas wird kontrovers diskutiert, vor allem bei europäischen Investoren. Die Frage, ob man in China investieren soll oder nicht, ist berechtigt, da das Land in puncto Einhaltung der Menschenrechte, aufgrund geopolitischer Spannungen und der Aktionärsstruktur der Unternehmen polarisiert. "Wir sind jedoch davon überzeugt, dass der völlige Ausschluss Chinas der falsche Weg ist – einerseits hat das Land eine grosse Bedeutung für die Weltwirtschaft, andererseits können wir mit einem schrittweisen Herangehen an Nachhaltigkeitsfragen von Fall zu Fall die Probleme einer allgemeinen und bisweilen restriktiven Sichtweise umgehen", sind die Experten überzeugt.

In Lateinamerika ist das Umweltbewusstsein deshalb besonders hoch, weil die Region an vorderster Front mit den Folgen von Klimaschwankungen konfrontiert ist. Die jüngste (Wieder-)Wahl von Lula da Silva in Brasilien, der sich im Wahlkampf vor allem für den Schutz des Amazonas-Regenwaldes eingesetzt hat, zeigt die wachsende Sorge um die Umwelt. Initiativen in der Region wollen die wirtschaftliche Entwicklung der lokalen Bevölkerung mit einer Verringerung der sozialen Ungleichheiten verbinden. So trägt das Technologieunternehmen Mercadolibre beispielsweise dazu bei, den Zugang zu Krediten für die lokale Bevölkerung zu verbessern, da sie oftmals kein Bankkonto und somit keinen Zugang zu traditionellen Finanzierungsquellen hat.

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