09.10.2024, 09:21 Uhr
Im Rückblick auf das CS-Debakel stellt das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) fest: «Entscheidend ist nicht nur, wie viele Eigenmittel insgesamt zur Verfügung stehen, sondern wo diese...
Der deutsche Staat plant den Ausstieg aus der Commerzbank . In einem ersten Schritt will der Bund seine Beteiligung an dem Institut reduzieren, wie die Finanzagentur mitteilte. Dies könnte zu neuen Spekulationen über eine Übernahme führen.
«Der Einstieg des Bundes bei der Commerzbank in den Jahren 2008 und 2009 war wichtig, um inmitten der Bankenkrise die Finanzmarktstabilität zu schützen. Die Commerzbank ist wieder ein stabiles und ertragsstarkes Institut. Daher ist es geboten, dass sich der Bund von den Anteilen des erfolgreich stabilisierten Instituts sukzessive wieder trennt», erklärte Florian Toncar, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen und Vorsitzender des zuständigen interministeriellen Lenkungsausschusses.
Die wirtschaftliche Situation der Bank habe sich seit 2021 stetig verbessert, sagte Eva Grunwald, Geschäftsführerin der Finanzagentur. Daher reagiere der Bund folgerichtig mit der Verringerung seines Anteils an der Commerzbank und dem Beginn des Ausstiegs. Der Verkauf des betreffenden Aktienpakets soll transparent und marktschonend erfolgen, hiess es in der Mitteilung. Über weitere Verkaufsschritte werde der interministerielle Lenkungsausschuss zu gegebener Zeit entscheiden. Die Aktie verlor nachbörslich auf der Handelsplattform Tradegate 1,7 Prozent.
Die Commerzbank war im Zuge der Finanzmarktkrise 2008 in eine finanzielle Schieflage geraten und erhielt durch den Finanzmarktstabilisierungsfonds (FMS) zur Wahrung der Finanzmarktstabilität in den Jahren 2008 und 2009 Kapitalhilfen von insgesamt 18,2 Milliarden Euro. Zurückgeführt wurden den Angaben zufolge bisher rund 13,15 Milliarden Euro. Aktuell hält der Bund über den FMS noch eine Beteiligung von 16,49 Prozent an der Commerzbank.
Der Aktienkurs der Commerzbank hat sich seit Anfang 2021 mehr als verdoppelt. Trotzdem wird der Ausstieg für den Bund zu einem Verlustgeschäft werden: Um das Engagement bei der Commerzbank ohne Einbussen zu beenden, wäre laut früheren Angaben der Bundesregierung ein Preis von rund 26 Euro je Aktie notwendig. Am Dienstagabend rutsche die Commerzbank-Aktie nachbörslich jedoch weiter ins Minus unter die Marke von 13 Euro.
Einige Beobachter halten es für wahrscheinlich, dass mit dem Rückzug des Staates auch die Spekulationen über eine mögliche Übernahme der Commerzbank wieder zunehmen. In der Vergangenheit hatten europäische Grossbanken immer wieder Interesse an den Frankfurtern bekundet, unter anderem die italienische UniCredit und die niederländische ING.
2019 hatte die Commerzbank zudem über eine Fusion mit der Deutschen Bank verhandelt, die Gespräche wurden allerdings abgebrochen. Nun halten es manche für denkbar, dass die Deutsche Bank einen neuen Anlauf unternimmt – spätestens, wenn andere europäische Institute der Commerzbank Avancen machen.