«Balance halten, Hindernisse überwinden»

Erik Knutzen, Chief Investment Officer – Multi-Asset Class bei Neuberger Berman. (Bild pd)
Erik Knutzen, Chief Investment Officer – Multi-Asset Class bei Neuberger Berman. (Bild pd)

«Die hohe Inflation mag vorbei sein, aber jetzt prüft ein nervöser Markt alle Konjunkturdaten auf mögliche Rezessionszeichen», schreibt Erik Knutzen, Chief Investment Officer – Multi-Asset Class bei Neuberger Berman.

10.09.2024, 14:14 Uhr
Aktien | Anlagestrategie

«Weil die Märkte die Rezessionswahrscheinlichkeit in den USA unserer Ansicht nach überschätzen, könnten Kursschwankungen interessante Einstiegszeitpunkte sein – zumal wir mit einer wachsenden Marktbreite rechnen und glauben, dass man demnächst nicht mehr nur mit den Mega Caps aus dem amerikanischen Technologiesektor etwas verdienen kann», erläutert der CIO.

Die ersten Augusttage schienen sich zu wiederholen, als schwache US-Einkaufsmanagerindizes den S&P 500 und die Staatsanleihenrenditen kräftig fallen liessen. Der uneinheitliche US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag könnte das zwar gebremst haben, aber für eine Trendumkehr reichte er nicht.

Vor sechs Monaten hätten ähnliche Daten aus dem Verarbeitenden Gewerbe die Anleger vielleicht noch beruhigt. Sie hätten mit einer niedrigeren Inflation gerechnet, und die Aktienkurse wären gestiegen. Heute sind schlechte Nachrichten aber einfach nur schlecht. «Kommt es also noch schlimmer? Wir rechnen zwar mit nachlassendem Wachstum, aber nicht mit einer schrumpfenden Wirtschaft», fügt er an.

Lage bleibt unsicher

Viele Marktsegmente seien jetzt nicht mehr günstig bewertet, und die Weltlage bleibe unsicher. Wegen der bevorstehenden Hindernisse halte sich Neuberger Berman daher mit aktiven Risiken zurück. Es sei gut, dass Anleihen die jüngsten Aktienmarktschocks abgefedert haben. Allerdings werde schon jetzt mit kräftigen Zinssenkungen der Fed gerechnet. Eine zu lange Duration könnte daher teuer werden, wenn die Konjunkturdaten in den nächsten Monaten besser sind, als man am Anleihenmarkt annimmt.

Der Grund für die hohen Verluste des S&P 500 nach den letzten schlechten Nachrichten scheine aber nicht ein, für den Fall einer schrumpfenden Wirtschaft, generell zu hohes Bewertungsniveau zu sein. Ursache sei vielmehr, dass der Index mittlerweile von einer Handvoll sehr hochkapitalisierter Technologieaktien dominiert wird. «Ihre Kurse sind nur dann gerechtfertigt, wenn wirklich alles perfekt ist», so das Fazit von Knutzen.

Nach den Einkaufsmanagerdaten vom letzten Montag ist der S&P 500 um 2,12 Prozent gefallen. Überdurchschnittlichen Anteil daran hatte etwa NVIDIA mit fast 10 Prozent Minus. Das erklärt auch den deutlich geringeren Rückgang des S&P 500 Equal Weighted Index ( 1,33%) und des Russell 1000 Value Index ( 1,21%). An beiden haben Mega Caps einen deutlich geringeren Anteil.

Wichtige Balance

Wenn Konjunkturdaten oder Präsidentschaftswahlen für weitere Volatilität sorgen, könnten Anleger sie für Neuanlagen in risikoreichere Titel nutzen – in kleinere Unternehmen, Substanzwerte oder attraktiver bewertete, nicht amerikanische Aktien, vielleicht aus Japan.

«Der Jahresendspurt hat begonnen. Die wichtigsten Risiken – weniger Wachstum und die Wahlen in den USA – sind heute vielleicht deutlicher zu erkennen als vor einem Jahr. Sie bleiben aber enorme Hürden. Wie so oft kann auch hier eine gute Balance helfen – bei der Asset-Allokation wie bei der Sektor- und Einzelwertauswahl», so das Fazit.

Philippe Lomné (links) und Emmanuel Petit, Manager des R-co Conviction Credit Euro

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