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Schifffahrt: Nachhaltige Zukunft in Sicht

Die Schifffahrt nimmt Kurs auf eine nachhaltige Zukunft. (Bild: Shutterstock.com/Avigator Fortuner)
Die Schifffahrt nimmt Kurs auf eine nachhaltige Zukunft. (Bild: Shutterstock.com/Avigator Fortuner)

Die letzten Monate haben die Wichtigkeit der Schifffahrt in aller Deutlichkeit aufgezeigt. Noch gehört die Branche zu den grössten Emissionsquellen weltweit, doch Nachhaltigkeitsbestrebungen sind am Laufen. Eric Pedersen von Nordea Asset Management erklärt, welche Unternehmen diese vorantreiben.

10.02.2022, 10:51 Uhr
Nachhaltigkeit

Redaktion: alm

Die Schifffahrt ist das Rückgrat des internationalen Handels und ein integraler Bestandteil der globalen Lieferkette – sie ermöglicht den Transport von Rohstoffen zu Raffinerien, verarbeiteten Waren zu Fabriken und Fertigwaren zu Verbrauchern. Tatsächlich macht die Schifffahrt etwa 80 bis 90% der weltweiten Handelsaktivitäten aus, wobei sich die Frachtkapazität seit 2005 verdoppelt hat.

"Denjenigen, die sich der Bedeutung dieser kosteneffizienten Handelsform nicht voll bewusst sind, muss die globale Lieferketten-Krise der letzten Monate die Augen geöffnet haben", sagt Eric Pedersen, Head of Responsible Investments bei Nordea Asset Management. Grund für die Lieferkettenengpässe waren unter anderem Covid-bedingte Schliessungen von grossen Häfen in China. Dazu kam, dass in Ländern wie Vietnam und Malaysia hohe Infektionszahlen die Produktionskapazitäten verringerten und einige stark frequentierte Containerhäfen nicht genug Personal hatten. Nicht zu vergessen war auch die Blockade des Suezkanals durch die «Ever Given» Anfang 2021. Die Folge: Tausende von Frachtcontainern blieben tage- und wochenlang in den grossen Häfen stecken, was die Lieferkettenengpässe wiederum verschärfte.

Breite Beachtung erhielt die Schifffahrt erst durch diese Störungen, zuvor wurde der Bereich von der Allgemeinheit oft ignoriert. "ESG-Anlegerinnen und -Anleger hingegen beobachten die Branche hingegen seit langem", so Pedersen. Die Schifffahrt unterliegt zahlreichen Regeln und Vorschriften – etwa in Bereichen wie der Sicherheit der Belegschaft auf See, dem Umweltschutz sowie der Bereitstellung menschenwürdiger Arbeits- und Lebensbedingungen für Seeleute. In der ESG-Analyse von Unternehmen im Schifffahrtsbereich müsse deshalb eine Vielzahl von Risiken berücksichtigt werden.

Herausfordernde Elektrifizierung

Auch wenn die Schifffahrt verglichen mit dem Transport per LKW oder der Luftfahrt eine der emissionsärmsten Arten des Güterverkehrs ist, zählt sie mit mehr als einer Milliarde Tonnen Treibhausgasemissionen pro Jahr immer noch zu den grössten Emissionsquellen. "Dies entspricht den gesamten CO2-Emissionen Deutschlands. Wenn sich hier nichts tut, werden sich die Emissionen bis 2050 verdoppeln", warnt Pedersen.

Im Gegensatz zu anderen Verkehrsträgern stehe die Schifffahrt aufgrund des grossen Energiebedarfs über längere Strecken und Zeiträume jedoch vor einem schwierigen Weg zur Elektrifizierung. Durch Fortschritte bei grünem Wasserstoff und Ammoniak habe es aber bereits einige nennenswerte Verbesserungen bei der Emissionsreduktion gegeben. Das norwegische Chemieunternehmen Yara International ist führend bei grünem Ammoniak, während Aker Carbon Capture und Aker Clean Hydrogen zu Schlüsselakteuren in der Kohlenstoffbindung und bei der Bereitstellung von sauberem Wasserstoff werden. "Innovationen in diesen Bereichen werden für die Schifffahrt in den kommenden Jahrzehnten von entscheidender Bedeutung sein. Bis diese Technologien grossflächig angewendet werden, werden aber noch einige Jahre vergehen", sagt Pedersen.

Reedereigruppen zeigen Initiative

Dennoch bleiben Reedereigruppen nicht einfach untätig. Der norwegische Schiffseigner Klaveness Combination Carriers ist führend bei der Reduktion der aktuellen Emissionen in der Schifffahrt. Durch die Entwicklung von Schiffen, die sowohl als Massengutfrachter (Bulkschiffe) als auch als Produkttanker eingesetzt werden können, müssen die Schiffe deutlich weniger ohne Fracht fahren. Bei herkömmlichen Massengutfrachtern und Tankern machen solche Leerfahrten gemäss Pedersen in der Regel etwa 50% der gesamten zurückgelegten Strecke aus. Während diese fortschrittlichen Schiffe teurer zu bauen sind als herkömmliche Bulker und Tanker, sind sie in zwei Aspekten überlegen: einerseits werden pro Tonne bewegter Fracht weniger Emissionen ausgestossen und zweitens liegt die Kapitalrendite auf lange Sicht höher, da Ladung auf beiden Wegen transportiert wird.

Auch die dänische Maersk, die weltweit grösste Containerschiff-Reederei, will die Dekarbonisierung der Flotte beschleunigen. Zu diesem Zweck hat das Unternehmen kürzlich eine Reihe von Schiffen bestellt, die mit CO2-neutralem Methanol fahren können. Zudem sieht Maersk auch grünen Ammoniak als wichtigen zukünftigen Brennstoff und hat Pläne zum Bau von Europas grösster Anlage zur Herstellung von grünem Ammoniak an der dänischen Westküste unterstützt.

Neben den positiven Entwicklungen im Bereich der nachhaltigen Kraftstoffe wird auch die Energie- und Ressourceneffizienz an Bord laufend verbessert. Alfa Laval stellt Hardware her, die für den Betrieb des Maschinenraums eines Schiffes unerlässlich ist. Das schwedische Unternehmen sieht erhebliche Chancen bei der Bereitstellung nachhaltiger Lösungen in den Bereichen Wasseraufbereitung, Energieeffizienz, Emissionsverringerung und generelle Verringerung der Umweltverschmutzung.

Industrieübergreifendes Engagement ist gefragt

Im Bereich der maritimen Wirtschaft müssen Anleger eine ganze Reihe von ESG-Elementen berücksichtigen – angefangen von den Rechten der Besatzungsmitglieder und Werftarbeiter, über die Ladungssicherung und Umweltbelange bis hin zum Recycling von Schiffen. "Aktives ESG-Engagement ist hier zentral", betont Pedersen.

In einer solch globalen Industrie sei es jedoch wichtig, über das individuelle Unternehmensengagement hinaus Veränderungen anzustreben. Die industrieübergreifende Initiative "Responsible Ship Recycling Standards" beispielsweise will die Gefahren im Zusammenhang mit dem Rückbau von Schiffen minimieren – einschliesslich der Arbeitsbedingungen und der Auswirkungen auf die Umwelt. Eine weitere globale Initiative, die "Poseidon Principles", bietet einen Rahmen für die Berücksichtigung von Klimaaspekten bei der Kreditvergabe an Institutionen, die im Bereich der Schifffahrt tätig sind.

"Es wird wahrscheinlich noch viele Jahre dauern, bis die Schifffahrt eine Nachhaltigkeitsrevolution erlebt, die mit derjenigen der Autobranche vergleichbar ist. Dennoch gibt es viele Wege, wie ESG-Anlegerinnen und -Anleger den ökologischen und gesellschaftlichen Fortschritt in dieser wichtigen globalen Branche fördern können", meint Pedersen.

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