Wie das Coronavirus unser Arbeitsleben verändern könnte
Das Coronavirus zwingt zum Umdenken: Viele Unternehmen steigen auf Telearbeit um. (Bild: Shutterstock.com/New Africa)
Es gibt schon seit geraumer Zeit Tools, die uns dabei helfen, Geschäftsreisen einzuschränken. Das Coronavirus zwingt uns nun dazu, diese auch zu nutzen. Davon könnte das Klima profitieren.
29.03.2020, 05:00 Uhr
Redaktion: rem
Die gesellschaftlichen Massnahmen, die zur Eindämmung des Coronavirus ergriffen wurden, haben die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte erschüttert. Im Epizentrum dieser Erschütterung stehen zweifellos alle Branchen, die auf Reisen angewiesen sind, denn Urlaubspläne werden verworfen oder verschoben und Unternehmen sagen Konferenzen ab und steigen auf Telearbeit um.
Tools für die Telearbeit gibt es genug
Diese neuen Arbeitspraktiken sind in ökologischer Hinsicht interessant. Schon vor 10 bis 15 Jahren war klar, dass allmählich Tools auf den Markt kamen, die virtuelle Meetings und Konferenzen ermöglichen. "Theoretisch müssten diese Tools enorme Produktivitätssteigerungen mit sich bringen – man denke nur an all die Zeit, die man untätig an Flughäfen oder in Flugzeugen, Hotels und Taxis zubringt, und an die damit verbundenen Kosten", gibt Simon Webber, Leitender Portfoliomanager bei Schroders, zu bedenken. Trotzdem wurden diese Tools nicht in dem erwarteten Mass genutzt, und Geschäftsreisen waren für Luftfahrt und Spitzenhotellerie weiterhin eine wichtige Wachstumsbranche.
"Durch das Coronavirus sind wir auf dramatische Weise dazu gezwungen, unser Verhalten zu ändern. Dies dürfte dazu führen, dass wir uns bei vielen Meetings die Frage stellen, ob diese wirklich persönlich abgehalten werden müssen", sagt Webber. Viele Unternehmen sind denn auch auf Telearbeit umgestiegen, und Business-Meetings und Konferenzen finden virtuell statt. Der Portfoliomanager nennt die Londoner Niederlassung von Schroders als Beispiel, wo bereits seit einiger Zeit verstärkt auf Videokonferenzen statt auf Geschäftsreisen gesetzt werde, soweit dies machbar sei. Darin spiegle sich der Fokus von Schroders auf Nachhaltigkeit. Auch für die Mitarbeitenden sei Telearbeit normal.
Neue Arbeitspraktiken könnten einen dauerhaften Wandel bringen
Wenn man über mehrere Wochen oder Monate zur Arbeit im Home-Office gezwungen ist, werden die organisatorischen Ressourcen gezielt darauf ausgerichtet, die eigenen Systeme entsprechend zu wappnen. Das bedeutet auch, dass sich Mitarbeiter, Klienten und Kunden nach und nach daran gewöhnen.
Auch wenn es einigen nicht gefallen wird: Viele Menschen – auch Führungskräfte – dürften nun erkennen, welche Vorteile ein dauerhafter Richtungswechsel mit sich bringt. Die CO₂-Bilanz vieler Dienstleistungsunternehmen setzt sich zum Grossteil aus den mit Geschäftsreisen verbundenen Emissionen zusammen. Immer mehr Unternehmen haben sich jedoch dazu verpflichtet, ihre Umweltbilanz im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen zu verbessern und ihre Treibhausgasemissionen zu begrenzen. Wenn die Luftfahrtbranche nicht dazu in der Lage ist, eine andere Antriebstechnik für Triebwerke zu entwickeln, können Unternehmen ihre reisebedingten Emissionen nur senken, indem sie weniger reisen.
In Branchen, die auf den steten Boom bei Fernreisen angewiesen sind, werden die Folgen für Investments langfristig negativ sein. Die International Air Transport Association (IATA) liess am 5. März verlauten, dass sich der Umsatzverlust in dem Sektor im Jahr 2020 auf 63 Mrd. US-Dollar bis 113 Mrd. US-Dollar belaufen könnte – und das war vor den kürzlich beschlossenen Reisebeschränkungen. "Der Gedanke liegt nahe, dass es nach der Eindämmung des Virus zu einer Erholung kommt. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass sich die neuen Verhaltensweisen dann bereits verfestigt haben", so Webber.
Diese Entwicklung eröffne allerdings auch Anlagechancen. Software für Telearbeit, Videokonferenz-Technik, bessere Technologien für Mitarbeiter – diese und ähnliche Tools werden sich allesamt einer höheren Nachfrage erfreuen. Nachfolgende Grafik veranschaulicht, wie beispielsweise die Downloads der Videokonferenz-App Zoom Ende Februar in die Höhe geschossen sind.
Downloads der Videokonferenz-App Zoom
Seit dem Ausbruch des Coronavirus sind die Downloads der Videokonferenz-App Zoom in die Höhe geschossen.
Klimaziele erfordern Verhaltensänderung
"Kurzum: So lange die Luftfahrtbranche keine technische Lösung entwickelt, mit der in der oberen Atmosphäre kein Kerosin verbrannt wird, können wir schlichtweg nicht ständig um den ganzen Erdball fliegen und dann noch erwarten, das Klimaproblem zu lösen.
Es ist gut möglich, dass das Jahr 2020 einen Wendepunkt markieren wird und der Unternehmenssektor begreift, dass man mit weniger Reisen mehr erledigen kann. In dieser Hinsicht werden die Krisenmassnahmen eine positive Nebenwirkung mit sich bringen: Wir gewöhnen uns an virtuelle Sitzungen und an die enormen Produktivitätssteigerungen, die damit möglich sind", ist Simon Webber überzeugt.
Besonders in Sektoren mit hoher Emissionstätigkeit verpflichten sich immer mehr Firmen zu Treibhausgasreduktionen im Rahmen der Science-Based-Targets Initiative (SBTi). Dadurch werden mehr Betriebsemissionen gesenkt...
Mehr Risiko für höhere Renditen in den nächsten 30 Jahren
26.02.2021, 05:00 Uhr
Schroders erörtert die 30-Jahres-Renditeprognosen für verschiedene Anlageklassen unter Berücksichtigung der Auswirkungen des Klimawandels. Die jüngste Untersuchung unterstreicht laut Expertinnen die Notwendigkeit,...
Schweizer Hypothekargeschäft klar eine Domäne der Banken
25.02.2021, 05:00 Uhr
Der Markt für Immobilienfinanzierungen hat für die Schweizer Banken eine zentrale Bedeutung. Die Experten des IFZ der Hochschule Luzern haben den hiesigen Hypothekarmarkt beleuchtet und kommen zum Schluss, dass die...
Schluss mit drei Mythen über Erträge und ESG-Anlagen
23.02.2021, 10:12 Uhr
Immer mehr Anleger möchten Positives bewirken, während regulatorische Veränderungen zunehmend verlangen, äusserst dynamische ESG-Standards zu erfüllen. Wie also nachhaltige Produkte in das Portfolio integrieren?...
Zentralbanken: Zeit kaufen könnte nach hinten losgehen
22.02.2021, 11:20 Uhr
Die Experten von Invesco rechnen 2021 mit einer zusätzlichen Ausweitung der riesigen Assetkaufprogramme der Notenbanken. Für den diesjährigen Ausblick für Risikoanlagen könne das zwar eine gute Nachricht sein....
UNO-Agenda 2030: Bundesrat sieht Finanzplatz in zentraler Rolle
21.02.2021, 07:00 Uhr
Der Bundesrat hat eine Strategie erarbeitet, wie die Schweiz zur Erreichung der UNO-Agenda 2030 beitragen kann. Dabei hat er dem Finanzplatz eine zentrale Rolle zugeschrieben. Die Bankiervereinigung begrüsst diese...
Im Verhältnis von Kupfer zu Gold spiegelt sich Konjunktureuphorie. Davon sei bei Realrenditen wenig zu spüren. Das liegt nach Meinung der DWS an den Anleihekäufen der Zentralbanken.
60/40-Regel für den Portfolio-Mix: Macht das noch Sinn?
18.02.2021, 15:05 Uhr
Eine Anlagestrategie mit 60% US-Aktien und 40% US-Anleihen galt für amerikanische Anleger seit den 50er Jahren als goldene Regel für den Portfoliomix. Im turbulenten Börsenjahr 2020 konnten US-Anleihen ihrer...
Privatmarktanlagen erfreuen sich immer grösserer Beliebtheit. Peter Bezak von der Zurich Invest beleuchtet die verschiedenen Formen von Investitionen im Privatmarktsegment und ist überzeugt, dass sie sich bestens...
Nach einem turbulenten Jahr hoffen die asiatischen Märkte zum chinesischen Neujahr auf eine ruhigere Zeit. Die Anlageexperten von BNY Mellon Investment Management und Ninety One sehen grosses Potenzial bei den Trends...