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Stimmabgabe: Engagement ist wichtig

Joseph V. Amato, President und Chief Investment Officer über NB Votes, die Initiative von Neuberger Berman. (Bild pd)
Joseph V. Amato, President und Chief Investment Officer über NB Votes, die Initiative von Neuberger Berman. (Bild pd)

NB Votes geht in die nächste Saison. Joseph V. Amato, Chief Investment Officer – Equities und Caitlin McSherry, Director of Investment Stewardship bei Neuberger Berman zeigen, warum man die Unternehmen genau kennen muss und was sonst passieren kann.

26.04.2023, 15:38 Uhr
Nachhaltigkeit

Redaktion: sw

Diese Woche nimmt die Generalversammlungssaison in den USA erstmals Fahrt auf. Zugleich geht NB Votes ins vierte Jahr – die Initiative von Neuberger Bermann zur vorzeitigen Bekanntgabe des Abstimmungsverhaltens.

«Als Aktionär und aktiver Manager halten wir die Stimmabgabe auf Hauptversammlungen für einen wichtigen Teil des Investmentprozesses. So können wir sicherstellen, dass die gewählten Aktionärsvertreter, also das Board, die Portfoliounternehmen im langfristigen Interesse aller Aktionäre führen», schreiben die beiden Autoren.

Aktionäre können aber nicht nur auf Hauptversammlungen Einfluss nehmen. «Wir meinen, dass die Stimmabgabe auf fundamentalen Einzelwertanalysen und einem umfassenden Dialog mit den Unternehmen aufbauen sollte.»

Ein Grund dafür ist, dass man bei regelmässigen Unternehmenskontakten – dem sogenannten Engagement – die vielen Themen ansprechen könne, die Aktionärsanträge offenlassen. Oft erreiche man so mehr als durch die Stimmabgabe selbst, da ein kontinuierlicher Dialog möglich werde. «Unsere Portfoliomanager und Analysten verbringen viel Zeit mit der Analyse vieler Governancethemen, die nur selten eine offizielle Hauptversammlungsabstimmung erfordern. Dazu zählt etwa die Kapitalallokation, die vielleicht wichtigste Aufgabe von leitendem Management und Board.

Ausserdem glauben wir, dass sich unsere Abstimmungspraxis durch regelmässiges Engagement verbessert: Uns ist wichtig, dass unsere Portfoliomanager und Branchenanalysten – und nicht etwa ein unabhängiges Stewardshipteam – die Aktionärsanträge prüfen. Wir sind davon überzeugt, dass dann genauere Unternehmens- und Branchenkenntnisse in die Stimmabgabe einfliessen», heisst es im jüngsten CIO-Weekly.

Gegensätze

Die Aktionäre stimmen nicht nur über die Boardmitglieder, sondern auch über viele andere Anträge ab. Manche davon sind für das Unternehmen und sein Geschäftsmodell finanziell relevant, andere nicht. Jedes Jahr werden viele Vorschläge zur Abstimmung gestellt, bei denen eine kluge Stimmabgabe nach vorheriges Engagement und ein genaues Verständnis des Unternehmens erfordere. Man müsse viele Informationen filtern und sich auf das konzentrieren, was für die Finanzperformance wirklich zähle. «Unseren Kunden und anderen Assetmanagern kann es aus unserer Sicht daher helfen, wenn wir unsere Überlegungen zu ausgewählten Abstimmungen Saison für Saison veröffentlichen.»

Nach den Turbulenzen der letzten Wochen scheinen besonders zwei Anträge von Aktionären und Non-Profit-Organisationen interessant, die den Bankensektor betreffen: der eine wurde bei mehreren kanadischen Banken eingebracht, der andere bei einer Reihe von Instituten in ganz Nordamerika.

Nach dem ersten Antrag sollen alle kanadischen Banken «klarstellen, dass sie Investitionen in den kanadischen Öl- und Gassektor auch weiterhin finanzieren». Sie sollen ihre Richtlinien überprüfen, damit sie nicht «den Rückzug aus diesem Sektor fördern».

Der zweite Antrag fordert faktisch das Gegenteil: Jede Bank soll «einen Zeitplan für das Ende der Kreditvergabe und der Beteiligung an Projekten und Unternehmen vorlegen», welche «der Exploration fossiler Brennstoffe und der Entwicklung von Förderprojekten dienen».

Obwohl die beiden Anträge völlig gegensätzliche Positionen zu einem brisanten Thema vertreten, will Neuberger Bermann beide ablehnen – aus einem «strategischen und einem taktischen Grund».

Eine rote Linie

«Wir stehen mit Banken in regelmässigem Kontakt zu den geschäftlichen Auswirkungen von Klimarisiken. Wir wollen verstehen, wie jedes einzelne Institut, in das wir investieren, damit umgeht. Wenn sich Banken zur Netto-Null bekannt haben, wollen wir verstehen und beurteilen, wie sie sie erreichen können und welche finanziellen Folgen das hat. Bei Aktionärsanträgen muss man unserer Ansicht nach aber genau unterscheiden – zwischen Anträgen, die eine bessere Berichterstattung über finanziell relevante Themen einfordern und solchen, die übermässig stark in das Tagesgeschäft eingreifen.

Wir glauben, dass beide Anträge eine rote Linie überschreiten. Die betroffenen Banken informieren sehr offen über Geschäftsrisiken und Kreditvergabe. Wir meinen, dass Investoren dadurch die nötigen Informationen für ihre Anlageentscheidungen bekommen. Aus unserer Sicht können die leitenden Manager der Banken selbst am besten beurteilen, welche Kreditvergaberegeln sinnvoll sind. Einfluss nehmen würden wir nur, wenn es uns an Transparenz mangelt oder sich die Kreditvergabepraxis von den offiziellen Zielen unterscheidet.

Eine der kanadischen Banken, bei denen die Anträge eingebracht wurden, steht vor einer grossen Übernahme: Aus Sicht unseres Analysten sollten die Aktionäre jetzt vor allem sicherstellen, dass die Bank dafür nicht zu viel zahlt. Generell scheint uns jetzt nicht der Zeitpunkt, den Bankensektor mit Forderungen zu überziehen, die ihn von den derzeitigen Herausforderungen in den Bereichen Regulierung und Risikomanagement ablenken.

Einige Anträge, die auf den Hauptversammlungen der Silicon Valley Bank und der Crédit Suisse eingebracht wurden, lassen uns nur müde lächeln. Viele der angesprochenen Themen sind wichtig, aber rückblickend hatten die Banken wirklich grössere Probleme. Aber dazu blieben Anträge aus.»

Umfassend

Das seien nur zwei der vielen Anträge, zu denen das Abstimmungsverhalten (und die Gründe dafür) vor der diesjährigen Hauptversammlungssaison veröffentlicht werden. Man habe sie ausgewählt, weil sie zeigen, wie problematisch eine isolierte Betrachtung der Abstimmungen sein könne. «Wenn ein Antrag eingebracht wird, muss man ihn zunächst grundsätzlich beurteilen und anschliessend prüfen, ob er bei dem Unternehmen, für seinen konkreten Sektor und zu diesem Zeitpunkt sinnvoll ist. Wir glauben, dass man dabei stets das Umfeld im Blick behalten sollte und genau wissen muss, wie das Unternehmen funktioniert.

Wir bringen deshalb unsere gesamte Einzelwertkompetenz in den Abstimmungsprozess ein – denn wir glauben, dass das unseren Kunden nützt, denen die stimmberechtigten Aktien ja letztlich gehören. Wir stimmen daher für Anträge, die den langfristigen Unternehmenswert voraussichtlich steigern. Manchmal lehnen wir daher auch etwas ab, was auf den ersten Blick sinnvoll scheint, aber nicht wirklich zielführend ist oder zum falschen Zeitpunkt kommt», so das Fazit.

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