Nordea AM: Sind Value-Aktien nun ein sicherer Hafen?
Sébastien Galy, Senior Macro Strategist at Nordea Asset Management
Inmitten der globalen Ausbreitung des Coronavirus flammt die Debatte zwischen Value- und Growth Titeln erneut auf. Gemäss Sébastien Galy kann Growth als Investmentstil beschrieben werden, Value dagegen zählt für ihn zu den Eigenschaften einer Portfoliokonstruktion, die sich gerade in Zeiten von Marktturbulenzen und Rezession bewährt.
05.03.2020, 17:21 Uhr
Redaktion: lek
In Zeiten niedriger Zinssätze drängen immer mehr Unternehmen auf den Markt. Diese schnell wachsenden Unternehmen fordern etablierte Marktteilnehmer mithilfe neuer Technologien heraus und ebnen den Weg für neue Märkte. Wenn die Nachfrage steigt, würden die Cashflows vom negativen in den positiven Bereich wechseln, was oftmals mit Aufschlägen dank differenzierter Produkte wie denen von Apple einhergehe, mein Sébastien Galy, Senior Macro Strategist bei Nordea Asset Management.
Jüngere Generationen wollen ein Produkt lieber erleben als es zu besitzen. Dies sorgt gemäss Galy dafür, dass Preisaufschläge gedeckelt und dem Volumengeschäft untergeordnet werden müssen. In einigen Fällen geraten Wachstumstitel durch eine aggressive Bepreisung ihrer Dienstleistungen in eine dominante oder oligopolistische Position, müssen dann aber zunehmend feststellen, dass ihr Spielraum für Preisaufschläge begrenzt ist, wie zum Beispiel bei Uber. "Zusammengefasst sorgen Growth-Titel dank eines beständigen Erneuerungszyklus für die Transformation der alten Wirtschaft", erklärt Galy.
Growth als Investmentstil, Value als Eigenschaft des Portfolios
Bislang tendierten Value-Aktien in schwierigeren Marktphasen dazu, Outperformance zu erzielen. Davon abgesehen schnitten sie in den letzten Jahrzehnten jedoch eher schlechter ab. Galy hat zu der aufflammenden Debatte zwischen Value- und Growth Titeln eine klare Meinung: "Growth kann als Investmentstil beschrieben werden, Value dagegen zählt für uns zu den Eigenschaften einer Portfoliokonstruktion, die sich gerade in Zeiten von Marktturbulenzen und Rezession bewährt." Der Rest hänge zum Teil von einer guten Portfoliokonstruktion ab, die verschiedenste Techniken berücksichtigt, darunter Deep Value, Absolute Value und Relative Value. Auch sei zu beachten, dass sich Abwärtsrisiken auf klassischem Wege mindern liessen, zum Beispiel durch börsennotierte Immobilien, Infrastruktur-Titel und Covered Bonds.
Vor 2008 sorgte die schnelle Verbreitung von Technologie zu einer höheren Produktivitätsrate als heute. Dieser Transformationsprozess, der von Wachstumstiteln angetrieben wird, findet sich auch in einigen Value-Unternehmen. "McDonalds beispielsweise bietet im Zuge der vermehrten Nutzung von Kiosk-Bestellungen nun auch einen Lieferdienst an. Viele Einkaufszentren stehen aufgrund veränderter Geschmäcker unter Druck und passen sich erfolgreich an. Generell reagierten Unternehmen wie diese zunächst mit Kostensenkungen, bevor sie gezwungen waren, ihre Kunden innovativer und besser anzusprechen", sagt der Stratege. In Europa gebe es viele von diesen Unternehmen - mehr als in der Sparte von Google und Amazon.
Aktien finden, die sich zu Growth entwickeln können
Der Nordea-Experte erklärt, dass Value durch eine Reihe einfacher Metriken analysiert werden kann, beispielsweise durch das Kurs-Gewinn-Verhältnis, die Dividendenrendite und Discount Cash Flow Modelle. "Wenn Unternehmen nicht auf Growth umstellen können, indem sie den richtigen wirtschaftlichen Mechanismus oder die richtige Technologie nutzen, dann schneiden sie definitionsgemäss schlechter ab als Wachstumsunternehmen." Galy geht davon aus, dass einige Wachstumstitel letztendlich auf Growth umstellen werden, während andere bei Value verbleiben. In der zugrundeliegenden Bewertung von Growth zu Value gibt es eine Reihe von Ratings, die erkennen liessen, in welche Richtung sich ein Unternehmen bewegt, zum Beispiel die Kreditwürdigkeit von Fitch. "Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht alle Aktien mit niedrigem Beta-Wert Value-Aktien sind. Die Aufgabe der Analysten besteht darin, von den Value-Aktien diejenigen zu finden, die sich in Richtung Growth entwickeln könnten, und diejenigen, die veralten. So oder so wird ein aufstrebender Wachstumswert im Value-Bereich wahrscheinlich nicht lange günstig bewertet bleiben", warnt Galy.
Bezüglich der aktuellen Diskussion um Growth und Value ist der Experte sicher, dass Growth-Titel im Umfeld des sich rasch ausbreitenden Coronavirus zwei bis vier Wochen lang unter Druck geraten werden. "Der beständige Erneuerungszyklus wird ihnen jedoch zu neuer Attraktivität verhelfen. Value-Aktien als Teil eines gut aufgebauten Portfolios sorgen indes für eine ausreichende Diversifizierung und damit für Widerstandsfähigkeit", meint Galy abschliessend.
Fehlendes Finanzwissen hat Folgen für die berufliche und private Vorsorge
22.05.2022, 06:00 Uhr
Die berufliche Vorsorge aus der 2. Säule ist für viele Menschen der wichtigste Baustein ihres Einkommens im Alter. Doch ihre Bedeutung wird unterschätzt. Das hat Konsequenzen, wie eine aktuelle Studie von Zurich...
"Das Vertrauen in Kryptowährungen hat stark gelitten"
21.05.2022, 06:00 Uhr
Der Crash von Luna und dem Stablecoin TerraUSD hat die Kryptomärkte ins Chaos gestürzt. Esty Dwek von FlowBank analysiert die Auswirkungen dieses enormen und abrupten Wertverlusts auf andere Kryptowährungen und...
Die grosse Bedeutung sozialer Auswirkungen von Investitionen
20.05.2022, 12:20 Uhr
Impact Investing ist eine der notwendigen Antworten, um das Entstehen einer kohlenstoffarmen und sozial integrativeren Wirtschaft zu fördern, sagt Nicolas Pelletier von Reyl. Investitionen mit sozialer Wirkung, die...
Wie gelingt der optimale Einstieg in Private Debt?
20.05.2022, 05:00 Uhr
Auf der Suche nach sicheren und renditestarken Anlagen haben Investoren angefangen, ihre Asset Allokation dynamisch umzustrukturieren. Der Transformationsprozess ist unterschiedlich weit fortgeschritten, stellt Jens...
Die hochansteckende Omikron-Variante, die von Angebotsknappheiten befeuerte Inflation und damit der Druck auf die Zinspolitik der Zentralbanken sowie die Invasion Russlands in der Ukraine haben den Anlegern ein bisher...
Zuversicht für Fixed-Income-Märkte der Schwellenländer
18.05.2022, 05:00 Uhr
Durch den Krieg in der Ukraine verfestigt sich die Volatilität im Segment der Fixed-Income-Anlagen in den Emerging Markets. Laut einer von Vontobel Asset Management veröffentlichten Studie zeigen sich...
Der Ukraine-Krieg beschleunigt die Energiewende. Einige sprechen jetzt von "doppelter Dringlichkeit", sprich Klimaschutz und Energiesicherheit. Gerhard Wagner von der Zürcher Kantonalbank geht der Frage nach, ob nun...
Re-Globalisierung im Zeitalter der Lieferkettenkrise in Asien
12.05.2022, 05:00 Uhr
Infolge der Pandemie und des Ukraine-Krieges leiden Unternehmen unter Schocks in der Lieferkette. Sie suchen nach Wegen, um den Schaden klein zu halten, doch selbst die besten Pläne in der globalen...
Der Ukraine-Krieg lastet schwer auf den Finanzmärkten. Je länger er andauert, desto mehr dürften die Energie- und Nahrungsmittelpreise weiter steigen und das Rezessionsrisiko in Europa grösser werden. Martin Lück...