Coronavirus widerspiegelt sich nicht in Gewinnschätzungen
Trotz den wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus steht der S&P 500 wieder auf dem Niveau vor dem Ausbruch. (Bild: Shutterstock.com)
Die Börsen hätten das Coronavirus scheinbar bereits abgehakt, stellt DWS mit Blick auf den S&P 500 Index fest. Dabei dürfte es die ohnehin wenig dynamischen Gewinnschätzungen negativ beeinflussen.
09.02.2020, 05:00 Uhr
Redaktion: lek
Die Börse hat das aus China stammenden Coronavirus scheinbar abgehakt, meint DWS im Bericht zum Chart of the week. Das könnte man jedenfalls beim Blick auf den S&P 500 Index meinen, der am 5. Februar 2020 ungefähr wieder auf dem Vorkrisen-Berichtsniveau (17. Januar 2020) steht. Das sei insofern bemerkenswert, als selbst bei einer baldigen Überwindung des Virus der wirtschaftliche Schaden dennoch bereits eingetreten ist, und sich derzeit noch täglich erhöhen dürfte. Das trifft auch US-Firmen, sofern sie etwa auf chinesische Touristen, auf Flüge nach China, auf Konsumenten in China oder auf die Produktionsstätten in der Provinz Hubei angewiesen sind.
Die Spuren dürften sich laut DWS in erster Linie in den Zahlen zum ersten Quartal zeigen, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Ganzjahreszahlen. Gleicher Kurs bei geringerem Gewinn – damit würde der S&P einmal mehr von einer Bewertungsausweitung profitieren, also jenem Faktor, der 2019 fast alleinverantwortlich für die S&P-500-Rally war (so man denn die 2019er Gewinne zugrunde legt, die gegenüber 2018 nicht gewachsen sind). Doch der Markt schaut nach vorne – und für 2020 wird für den S&P 500 immerhin (noch?) ein Gewinnanstieg von 8,5% erwartet, schreibt DWS.
Veränderungen der Schätzungen bewegen den Markt
Was den Markt mittelfristig jedoch mehr bewege, seien die Veränderungen der Schätzungen. Wie das DWS Chart of the Week zeigt, sieht es hier eher mau aus. Seit Juli 2019 hat der S&P 500 zwar um 17% zugelegt, die Gewinnschätzungen für 2020 sind jedoch um 3,6% zurück-gegangen. Verantwortlich waren dafür – was für DWS wenig überraschend ist – die zyklischen Sektoren (siehe Grafik unten), während sich bei den defensiven Sektoren (Versorger, Gesundheit, Immobilien und defensiver Konsum) so wenig tat, dass DWS sie gar nicht in die Grafik aufgenommen hat. Einziger positiver Ausreisser war einmal mehr der Technologiesektor, der es auch für das vierte Quartal 2019 schaffte, die hohen Erwartungen zu übertreffen.
Alles in allem dürften sich die Auswirkungen des Virus noch nicht in den Konsensschätzungen widerspiegeln, meint DWS. Warum aber sehen die Börsen scheinbar so nonchalant über das Virus hinweg? DWS mutmasst, dass sie vielleicht erneut auf jene Medizin, die sie stets als opportun für Wirtschafts- und Marktschwächen erachten, setzen: Geldspritze und -lockerungen seitens der Zentralbanken. Chinas Währungshüter haben die erste Dosis bereits verabreicht.
Veränderung der Konsensgewinnschätzungen für 2020 in Prozent (30.07.2019 = 0)
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