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Italien: Sonne, Sand und Schulden

Italiens Ängste wachsen, da die steigenden Zinsen den bereits verschuldeten Staatshaushalt zusätzlich belasten. (Bild: Shutterstock.com/Anna Om)
Italiens Ängste wachsen, da die steigenden Zinsen den bereits verschuldeten Staatshaushalt zusätzlich belasten. (Bild: Shutterstock.com/Anna Om)

Die hoch verschuldeten EU-Mitgliedsländer werden stark von den steigenden Zinsen getroffen. Die EZB wird Mitte Juli zur Entlastung ein neues Instrument einführen – ob das zur Beruhigung der Finanzmärkte führt, bleibt offen, meint Beat Pfiffner von der Schwyzer Kantonalbank.

08.07.2022, 15:06 Uhr

Redaktion: maw

Alle paar Jahre sorgen die hoch verschuldeten Euro-Mitgliedsländer für Schlagzeilen an den Finanzmärkten. Derzeit steht vor allem Italien im Fokus. Denn wegen der steigenden Zinsen wird es teurer, die hohe Staatsverschuldung von 151% des Bruttoinlandprodukts zu refinanzieren. "Die Ängste wachsen, dass die Schuldenlast längerfristig nicht tragbar ist, weil die Zinszahlungen den Staatshaushalt zu stark belasten", sagt Beat Pfiffner, Stv. Leiter Research von der Schwyzer Kantonalbank.

Hinzu komme, dass das Land stark abhängig ist von Gas-Importen. 39% des gesamten Energieverbrauchs stammen aus importiertem Erdgas. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 24%, in Frankreich 16%. Falls sich die Versorgungslage weiter zuspitzt, leidet die Wirtschaft, was die Staatsfinanzen zusätzlich belastet.

"Aus diesen Gründen hat das Vertrauen in italienische Anleihen nachgelassen", so Pfiffner. Investoren verlangen aktuell für 10-jährige italienische Staatsobligationen rund zwei Prozentpunkte höhere jährliche Zinsen als für deutsche. Vor einem Jahr betrug dieser Aufschlag für das höhere Kreditrisiko Italiens lediglich einen Prozentpunkt. Hält das erhöhte Zinsniveau längere Zeit an, werde das zum Problem: Es bremst die Wirtschaft und belastet den Staatshaushalt, sodass die Schulden tatsächlich weniger tragfähig werden.

Hoffnung ruht auf der EZB

Helfen würden in einer solchen Situation Reformen, um die Volkswirtschaft effizienter und wettbewerbsfähiger zu machen. Spanien sei dies nach der Eurokrise gelungen, Italien hingegen kaum. "Die Hoffnungen ruhen deshalb vor allem auf der EZB", sagt Pfiffner. Die Notenbank habe aus Rücksicht auf schwache Mitgliedsländer die Leitzinsen bisher viel weniger stark erhöht, als dies aufgrund der hohen Inflation eigentlich nötig wäre.

Zudem will die EZB noch im Juli ein neues Instrument präsentieren, um die Kreditrisikoaufschläge von Problemländern zu senken: Es sollen gezielt Anleihen gekauft werden von Staaten, deren Zinsen "zu hoch" sind. Stärkere Euro-Länder haben allerdings bereits Bedenken angemeldet, ob dadurch nicht Anreize zur Geldverschwendung geschaffen werden und Staatshaushalte via Notenpresse finanziert werden. Sie verlangen enge Grenzen für die Hilfsmassnahmen.

Der Euro soll gerettet werden

"Es wird deshalb interessant sein, ob das neue Instrument die Finanzmärkte tatsächlich beruhigt", meint Pfiffner. Falls ja, müsste die EZB weniger Rücksicht auf die schwächeren Länder nehmen und könnte raschere Leitzinserhöhungen vornehmen. Dies würde den Euro stärken. Falls das neue Instrument aber zu wenig überzeuge, würden die Zinsen der schwächeren Länder wohl anhaltend hoch bleiben, das Wachstum gebremst und der Euro stünde weiterhin unter Druck.

Immerhin: Käme es zu einer Krise, wäre der politische Wille, den Euro zu retten, gross. "Und für Schweizer Touristen hat der schwache Euro ja auch sein Gutes: Die Ferien sind etwas günstiger – Sonne, Strand und mehr im Portemonnaie", meint Pfiffner abschliessend.

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