Rezession oder nicht? Finanzlage bleibt undurchsichtig
Die weltweiten Konjunkturzahlen zeichnen ein durchmischtes Bild. (Bild: Shutterstock.com/Golden Dayz)
Die Märkte senden aktuell sehr unterschiedliche und widersprüchliche Signale. Einerseits hebt die besser als erwartete Berichtssaison die Stimmung an den Finanzmärkten und gleichzeitig wird sie von der Inflation getrübt. Thomas Rühl von der Schwyzer Kantonalbank empfiehlt, die Anlagestrategie trotz der undurchsichtigen Lage nicht anzupassen.
06.08.2022, 06:00 Uhr
Redaktion: maw
Manchmal reiche ein schneller Blick auf die Marktdaten nicht, um die Lage der Finanzmärkte zu verstehen. "Anders als im Frühling, der von Pessimismus und Trübsal geprägt war, sind die Marktsignale im Moment sehr unterschiedlich und teilweise widersprüchlich", sagt Thomas Rühl, CIO und Leiter Research von der Schwyzer Kantonalbank (SZKB). Ob die Weltwirtschaft die befürchtete Rezession umschiffen kann oder ob sie bereits drinsteckt, lasse sich also noch nicht so einfach beantworten.
Die Aktienkurse sind an den meisten Märkten im Juli stark angestiegen. Verluste im ersten Halbjahr – eines der trübsten Börsensemester seit langem – wurden damit etwas aufgefangen. Hintergrund seien Unternehmensabschlüsse der laufenden Berichtssaison, die besser ausgefallen sind als erwartet. Die zwischenzeitliche Hoffnung auf langsamere Zinserhöhungen der Zentralbanken trug ebenfalls dazu bei. Die weltweiten Konjunkturzahlen zeigten jedoch ein durchmischtes Bild. Die USA befinden sich knapp in einer "technischen Rezession", der Arbeitsmarkt und die Industrieproduktion bleiben dagegen in der Wachstumszone.
Dies- und jenseits des Atlantiks liegt die Inflation hoch. Die Zentralbanken reagieren mit Zinserhöhungen auf den Inflationsdruck und die drohende Lohn-Preis-Spirale. "Wir rechnen mit weiteren Zinserhöhungen. Diese dämmen die Inflation ein, hemmen aber das Wirtschaftswachstum", betont der CIO.
Lage in der Schweiz ist intakt
Auch wenn die Stimmung besser geworden sei bleibt das Bild durchzogen: Der Ukraine-Krieg und die Situation um Taiwan bergen weitere geopolitische Risiken. Konsumenten verlieren aufgrund der weiterhin hohen Inflation an Kaufkraft und halten sich zurück. Die Lieferengpässe halten sich hartnäckig und die Energieversorgung in der kalten Jahreszeit werde zum dominanten Problem.
Im Gegensatz zur Eurozone und den USA bleibe die Lage in der Schweiz robust: Die Konjunktur hat sich zwar etwas abgekühlt und die Inflation liegt leicht über dem Stabilitätsziel der SNB. Der Arbeitsmarkt und die Industrieproduktion sind jedoch weiterhin intakt. Anzeichen einer Rezession seien trotz des starken Frankens nicht zu erkennen.
Keine Änderung der Anlagestrategie
Auf diese undurchsichtige Ausgangslage zu reagieren, sei für Anlegerinnen und Anleger nicht einfach. "Wir erwarten eine unterschiedliche konjunkturelle Entwicklung für die einzelnen Weltregionen, was sich auch in unserer Asset Allocation widerspiegelt: Weiterhin empfehlen wir eine Übergewichtung von Unternehmensanleihen und Schweizer Aktien", rät Rühl.
Alternative Anlagen – insbesondere Gold – dienen seiner Meinung nach als Absicherung. Staatsanleihen und Aktien der Eurozone seien im Szenario der SZKB dagegen besonders anfällig auf die Marktrisiken und damit unattraktiv. Insgesamt bestehe im Moment jedoch kein Anlass für grundsätzliche Anpassungen der Anlagestrategie.
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