Ohne genügend Gas wird der Winter für verschiedene Wirtschaftszweie wie beispielsweise die Chemieindustrie schwierig. (Bild: Shutterstock.com/Kodda)
Die Stromversorgung für diesen Winter ist in Europa alles andere als sichergestellt. Das kann die Wertschöpfungsketten belasten, auch in der Schweiz, weil beispielsweise Metallindustrie stark von Strom abhängig ist, meint CIO Thomas Rühl von der Schwyzer Kantonalbank.
08.09.2022, 14:21 Uhr
Redaktion: maw
Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sind die Energiemärkte im Ausnahmezustand: Gas- und Strompreise im Grosshandel haben sich vervielfacht. So wurden im August an der Strombörse in Leipzig kurzfristige Termingeschäfte zwischenzeitlich zum 20-Fachen des langjährigen Durchschnittspreises gehandelt. Preise für Erdgas haben im August ebenfalls Höchststände erreicht.
Die Spitze der Preisentwicklung wurde zwar jüngst gebrochen, da die europäischen Gaslager mittlerweile gut gefüllt sind. "Von einer Entspannung kann jedoch keinesfalls die Rede sein", sagt Thomas Rühl, CIO und Leiter Research der Schwyzer Kantonalbank. Der Bundesrat ergreift Notmassnahmen für Stromkonzerne und ruft zum Energiesparen auf. Andere Länder versuchen, mit neuen Abkommen die weltweit zweitgrössten Gasreserven im Iran zu erschliessen.
Stromrechnungen steigen – auch in der Schweiz
Weil in der Schweiz der Strom weitgehend unabhängig von Gas und anderen fossilen Brennstoffen produziert wird, ist das Land der Preisexplosion etwas weniger stark ausgesetzt. Gleichzeitig ist es ungewiss, ob im Winter – wie üblich – zusätzlicher Strom zugekauft werden kann: In Frankreich sind zahlreiche Kernkraftwerke wegen Schäden und tiefer Flusspegelstände ausser Betrieb, Deutschland dürfte Gasexporte erschweren, gibt Rühl zu bedenken.
Schweizer Haushalte sorgen sich um die Stromversorgung im bevorstehenden Winter und die zusätzlichen Kosten. "Die Strompreis-Regulierung schützt Endverbraucher zwar vor den extremen Exzessen an den Grosshandelsmärkten, dennoch fallen die Rechnungen im Schweizer Durchschnitt 27% höher aus", erklärt Rühl. Im Kanton Schwyz steigen die Preise durchschnittlich um 16%, in einzelnen Gemeinden deutlich stärker.
Keine rechtzeitige Alternative
Strom und Gas sind der Ausgangspunkt vieler Wertschöpfungsketten. Anlegerinnen und Anleger sollten dies in ihren Anlageentscheiden berücksichtigen, betont der CIO. Beispielsweise sind Hersteller von Keramikprodukten und die Chemieindustrie stark von Gas abhängig; Metallproduzenten dagegen erheblich von Strom. Ohne eine Entspannung der Energiepreise werde führe ein mögliches Klumpenrisiko im Portfolio zu einer Unterrendite, warnt Rühl.
Die meisten Lösungen kämen zu spät für den nächsten Winter, und überhaupt habe Europa für die Zukunft wenig Alternativen zu erneuerbaren Energien: Kernkraft sei nur bedingt mehrheitsfähig; der politische und logistische Zugang zu iranischem Gas höchst unsicher; Braunkohle höchst klimaschädlich.
Private Initiativen und ein "Subventions-Eldorado" für Solar-, Wind- und Wasserkraft zeichnen sich ab. "Auch aus Anlegersicht werden die entsprechenden Technologien an Attraktivität gewinnen", so Rühl. "Aber im Moment gilt: Vorsorgen, Vorbereiten, Brennstofflager füllen und auf einen warmen Winter oder eine Friedenslösung hoffen."
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