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Erwartungen erfüllen reicht nicht mehr

Die Entscheide der US-Notenbank (Fed) von vergangener Woche waren nicht überraschend. (Bild: Shutterstock.com)
Die Entscheide der US-Notenbank (Fed) von vergangener Woche waren nicht überraschend. (Bild: Shutterstock.com)

Die derzeit gute Stimmung an den Märkten braucht laufend neue Nahrung, um gut zu bleiben. Dabei sei es manchmal nicht genug, wenn Konjunkturdaten oder Notenbankentscheide die Erwartungen nur erfüllen, meint Thomas Heller von der Schwyzer Kantonalbank.

05.02.2021, 12:18 Uhr

Redaktion: maw

Die Situation haben schon viele erlebt: In der Einladung zur Geburtstagsparty hiess es "Nichts mitbringen ausser gute Laune". Und als man tat, was erwartet wurde, hatte es den Anschein, der Gastgeber sei doch ein wenig enttäuscht gewesen und hätte sich über eine kleine Aufmerksamkeit gefreut. Ähnliches spielt sich auch an den Finanzmärkten immer wieder ab, sagt Thomas Heller, CIO und Leiter Research bei der Schwyzer Kantonalbank.

Ein aktuelles Beispiel zeigte sich vergangene Woche. Die US-Notenbank (Fed) kam zu ihrer ersten Sitzung des neuen Jahres zusammen und ihre Entscheide waren wenig überraschend: Keine Leitzinsanpassungen, Weiterführung der monatlichen Wertpapierkäufe, unveränderte Einschätzung der Wirtschaftslage und anhaltende Bereitschaft, bei Bedarf noch mehr zu tun. Das entsprach der Konsensmeinung und war in den Kursen eingepreist – sollte man zumindest meinen, so Heller. Doch die Marktreaktion fiel negativ aus. Der US-Aktienmarkt gab nach der Verkündung der Sitzungsergebnisse in einem bereits schwachen Markt weiter nach.

Zwei Schlagzeilen, die im Anschluss an die Fed-Sitzung über die Nachrichtenticker liefen, liefern einen Erklärungsansatz für diese überraschende Reaktion. Eine Schlagzeile lautete: "Dow-Flash: Deutliche Verluste – Keine positiven Überraschungen von der Fed". In der anderen hiess es: "Aktien New York: Talfahrt – 'Weiter so' der Fed enttäuscht". "Nur die Erwartungen zu erfüllen war in diesem Fall offenbar zu wenig", meint Heller. "Oder anders ausgedrückt: Die 'echten' Erwartungen waren anscheinend höher."

Nach wie vor hält die SZKB für den weiteren Verlauf der Aktienmärkte "verhaltenen Optimismus" für angebracht. Die Kurse seien allerdings schon weit gelaufen und die Bewertungen seien im Vergleich zu Anleihen fair, absolut jedoch hoch bis sehr hoch. Das heisst gemäss Thomas Heller, dass die gute Stimmung an den Märkten laufend neue Nahrung brauche, um gut zu bleiben. Entweder in Form von über Erwarten positiven Konjunktur- und Unternehmensdaten oder dank zusätzlicher geld- und fiskalpolitischer Stimuli. "Solche hat die Fed vergangene Woche nicht geliefert. Sollten die Fälle zunehmen, bei denen es nicht mehr reicht, die hohen Erwartungen zu erfüllen, nähern wir uns einer kritischen Phase", warnt Heller abschliessend.

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