Notenbanken vollziehen einen Spurenwechsel. (Bild: Svyatoslav Balan/Shutterstock.com)
Die SNB gerät zunehmend unter Druck, nachdem die Fed die Zinsen gesenkt hat. Die EZB wird ihr wohl folgen. Die Zinswende habe begonnen, meint Thomas Heller, CIO der SZKB – allerdings nicht so, wie erhofft, denn Zinserhöhungen seien in weite Ferne gerückt.
07.08.2019, 14:34 Uhr
Redaktion: sif
"Während die US-Notenbank die Normalisierung der Geldpolitik ab Ende 2015 mit neun Zinserhöhungen eingeleitet hatte, entpuppt sich die Zinswende in der Eurozone zusehends als Karotte, die man dem Esel vor die Nase hält, die er aber nie erreichen wird", beschreibt Thomas Heller, Leiter Research und CIO der Schwyzer Kantonalbank, metaphorisch die aktuelle Lage der Geldpolitik.
Bis Juni 2018 bestand Hoffnung, dass die EZB Anfang 2019 eine erste Zinserhöhung vornehmen würde. Doch dann liess EZB-Präsident Mario Draghi verlauten, die Leitzinsen würden "mindestens über den Sommer 2019" auf dem aktuellen Niveau bleiben. Im März 2019 verschob Draghi den Termin ins nächste Jahr, bevor er im Juli meinte, die Zinsen würden mindestens bis Mitte 2020 auf dem heutigen Niveau – oder gar einem tieferen – bleiben. "Dieser Zusatz war neu und hat die Türe für eine Zinssenkung – sowie weitere Massnahmen – weit aufgestossen", kommentiert Heller. Draghi habe dies mit der nachlassenden Wachstumsdynamik, dem schwachen Welthandel und der in seinen Augen noch immer zu tiefen Inflation begründet.
SNB gerät unter Zugzwang
Ob eine Senkung der Leitzinsen um 0,1 Prozentpunkte – oder wie einige erwarten, um 0,2 Prozentpunkte – die gewünschte wachstums- und inflationsstimulierende Wirkung haben wird, findet Heller mehr als fraglich. Sie könnte seiner Meinung nach die SNB in die Bredouille bringen: "Bleibt es seitens der EZB bei einer Senkung um 0,1%, wird die SNB die Zinsen wohl unangetastet lassen und weiterhin auf Devisenmarktinterventionen setzen." So wie sie das jüngst getan hat, als sie erstmals seit über zwei Jahren in etwas grösserem Umfang Schweizer Franken verkauft hat. Senke die EZB die Leitzinsen hingegen tatsächlich um 0,2%, könnte sich die SNB veranlasst sehen, ebenfalls an der Zinsschraube zu drehen und den Referenzzinssatz von derzeit -0,75% weiter zu senken.
Weitere Zinssenkungen möglich
Die Fed ist schon einen Schritt weiter und hat Ende Juli die Leitzinsen gesenkt. Sie begründet dies – ähnlich wie die EZB – mit Wachstumssorgen und einer zu tiefen Teuerung. Dieser ersten Senkung könnten weitere folgen, glaubt der Experte. "Das scheint zwar übertrieben, doch können sich die Amerikaner dank der eingangs beschriebenen Normalisierung präventive Zinssenkungen leisten." Dies im Gegensatz zur EZB oder zur SNB, welche mit einer Verschärfung des Negativzinsregimes das System noch mehr strapazieren würden.
Zinserhöhungen sind also in weite Ferne gerückt. Draghis berühmtes "whatever it takes"-Zitat von 2012, sollte man nun mehr in "forever it takes" umwandeln, meint Heller neckisch und schliesst: "Die Fed hat die Zinsen gesenkt, die EZB wird ihr wohl folgen und die SNB könnte sich gezwungen sehen, nachzuziehen. Die Zinswende hat begonnen - allerdings nicht so, wie man sich erhofft hatte."
Schweizer Hypothekargeschäft klar eine Domäne der Banken
25.02.2021, 05:00 Uhr
Der Markt für Immobilienfinanzierungen hat für die Schweizer Banken eine zentrale Bedeutung. Die Experten des IFZ der Hochschule Luzern haben den hiesigen Hypothekarmarkt beleuchtet und kommen zum Schluss, dass die...
Schluss mit drei Mythen über Erträge und ESG-Anlagen
23.02.2021, 10:12 Uhr
Immer mehr Anleger möchten Positives bewirken, während regulatorische Veränderungen zunehmend verlangen, äusserst dynamische ESG-Standards zu erfüllen. Wie also nachhaltige Produkte in das Portfolio integrieren?...
Zentralbanken: Zeit kaufen könnte nach hinten losgehen
22.02.2021, 11:20 Uhr
Die Experten von Invesco rechnen 2021 mit einer zusätzlichen Ausweitung der riesigen Assetkaufprogramme der Notenbanken. Für den diesjährigen Ausblick für Risikoanlagen könne das zwar eine gute Nachricht sein....
UNO-Agenda 2030: Bundesrat sieht Finanzplatz in zentraler Rolle
21.02.2021, 07:00 Uhr
Der Bundesrat hat eine Strategie erarbeitet, wie die Schweiz zur Erreichung der UNO-Agenda 2030 beitragen kann. Dabei hat er dem Finanzplatz eine zentrale Rolle zugeschrieben. Die Bankiervereinigung begrüsst diese...
Im Verhältnis von Kupfer zu Gold spiegelt sich Konjunktureuphorie. Davon sei bei Realrenditen wenig zu spüren. Das liegt nach Meinung der DWS an den Anleihekäufen der Zentralbanken.
60/40-Regel für den Portfolio-Mix: Macht das noch Sinn?
18.02.2021, 15:05 Uhr
Eine Anlagestrategie mit 60% US-Aktien und 40% US-Anleihen galt für amerikanische Anleger seit den 50er Jahren als goldene Regel für den Portfoliomix. Im turbulenten Börsenjahr 2020 konnten US-Anleihen ihrer...
Privatmarktanlagen erfreuen sich immer grösserer Beliebtheit. Peter Bezak von der Zurich Invest beleuchtet die verschiedenen Formen von Investitionen im Privatmarktsegment und ist überzeugt, dass sie sich bestens...
Nach einem turbulenten Jahr hoffen die asiatischen Märkte zum chinesischen Neujahr auf eine ruhigere Zeit. Die Anlageexperten von BNY Mellon Investment Management und Ninety One sehen grosses Potenzial bei den Trends...
Zugang zu Wasser: Grosse Investitionen sind unerlässlich
15.02.2021, 17:44 Uhr
Die globale Erwärmung verursacht zunehmenden Wasserstress. Die UNO prognostiziert, dass bis 2030 mindestens jeder vierte Mensch unter wiederkehrender Wasserknappheit leiden wird. Um die sozialen Folgen zu lindern,...
"Sustainability-Linked Bonds – ethisch oder unethisch?"
14.02.2021, 06:00 Uhr
Nachhaltige, soziale und grüne Bonds sind derzeit stark nachgefragt. Weniger verbreitet sind bisher nachhaltigkeitsgebundene Anleihen, deren Verzinsung vom Erreichen oder Nicht-Erreichen bestimmter...