Die Energieversorgung Europas ist stark abhängig von Öl- und Gaslieferungen aus Russland. (Bild: Shutterstock.com/Tomasz Makowski)
Die jüngsten Einschätzungen des Asset Allocation Committee von Neuberger Berman stellen eine tiefgreifende Neubewertung dar. Die Geopolitik ist zur grössten Sorge geworden, Inflation und Zentralbankpolitik stehen klar an zweiter Stelle. Realwerte könnten nach Meinung des Komitees im kommenden Zyklus grundsätzlich besser abschneiden als Finanzwerte.
19.04.2022, 11:11 Uhr
Redaktion: rem
"Im Vergleich zu den letzten zwei oder drei Jahrzehnten stellen unsere jüngsten Einschätzungen eine tiefgreifende Neubewertung dar. Unserer Ansicht nach könnten Sachwerte im kommenden Zyklus grundsätzlich besser abschneiden und bessere Diversifizierungsmöglichkeiten bieten, während Finanzanlagen wie Aktien und Anleihen stärker miteinander korrelieren", kommentiert Erik Knutzen, CIO Multi-Asset Class bei Neuberger Berman.
Risiko einer kurzfristigen Rezession
Auch wenn es nicht das Basisszenario ist, räumt das Asset Allocation Committee (AAC) von Neuberger Berman ein, dass die derzeitige Situation das Risiko einer kurzfristigen Rezession erhöht. Entweder dadurch, dass die Zentralbanken die Kontrolle über die steigenden Preise verlieren oder dadurch, dass sie bei dem Versuch, die Preisanstiege zu bremsen, zu aggressiv eingreifen.
Auch ohne Rezession ist man bei Neuberger Berman der Meinung, dass der ungünstige Wachstums-Inflations-Mix den Anlegern ein neues Regime beschert, das sich stark von dem System der vergangenen zwei Jahrzehnte unterscheide. Die Wirksamkeit von Staatsanleihen mit langer Laufzeit und Investment-Grade-Rating dürfte demnach als "natürliche" Absicherung für risikoreichere Anlagen nachlassen, da sich die Korrelationen zwischen Aktien und Anleihen positiv entwickelt. Daraus folge, dass möglicherweise eine längere Phase bevorsteht, in der Realwerte, die vom inflationären Gegenwind profitieren, im Allgemeinen besser abschneiden könnten als Finanzwerte. Dies werfe wichtige langfristige Überlegungen zur Vermögensallokation auf.
Rohstoffe: Wann, wenn nicht jetzt
Da Rohstoffe eine sehr volatile Anlageklasse sein können, begrenzen die meisten Anlagestrategien sie auf ein verhältnismässig moderates Niveau. Nach Auffassung des AAC sind die Argumente, die Rohstoffallokation auf das maximal vertretbare Niveau zu erhöhen, unter den gegenwärtigen Bedingungen so stark wie nie zuvor.
Der Ukraine-Krieg verschärft den Druck, der sich in der Wirtschaft bereits aufgebaut hatte – insbesondere auch durch die gestiegene Inflation. Während die Geopolitik zur grössten Sorge des AAC geworden ist, stehen Inflation und Zentralbankpolitik nach Einschätzung der Experten klar an zweiter Stelle. Einige Folgen seien unmittelbar spürbar. "Getreide- und Düngemittelengpässe könnten später in diesem Jahr zu einem Problem werden", meinen sie. Die Energiepreise bereiteten schon jetzt Schwierigkeiten, vor allem in Europa. Die Internationale Energieagentur (IEA) warne vor "der grössten Versorgungskrise seit Jahrzehnten". Die Versorgungsengpässe entstünden durch offizielle Sanktionen, durch die "Selbstsanktionierung" grosser Ölgesellschaften, Handelshäuser, Reedereien und Banken sowie durch Kriegsschäden an der Infrastruktur.
Im Zusammenhang mit den Bemühungen der Länder der Europäischen Union, unabhängig von fossilen Brennstoffen aus Russland zu werden, werde es wahrscheinlich zu einem längerfristigen inflationären Effekt kommen.
«BBB, BB und B: Cross Credit bietet aktuell die grössten Chancen»
30.11.2023, 19:20 Uhr
Sowohl Hochzinsanleihen wie auch Investment-Grade-Bonds weisen im aktuellen Umfeld gewichtige Nachteile auf. Den Sweet Spot in Sachen Spread- und Durationsrisiko könnten Anleger gemäss Laurent Gorgemans von Nordea...
Die Grenzen zwischen öffentlichen und privaten Investitionen verschwimmen
29.11.2023, 12:51 Uhr
Und die damit verbundene Chance, ein tragfähiges Ökosystem aufzubauen, ist nicht mehr aufzuhalten. Sehen Sie sich das Video von M&G Investments an, um zu erfahren, was der Grund für diese Verschiebung ist.
Weihnachten steht vor der Tür. Die Tage werden kürzer und in den Supermärkten kann man schon Weihnachtsdekoration kaufen. «Steht uns eine Weihnachtsrally bevor? Und was bringt das neue Jahr für Aktienanleger?»....
«Die bevorstehende UN-Klimakonferenz in Dubai ist von entscheidender Bedeutung und markiert einen symbolträchtigen Zeitpunkt. Sie findet sieben Jahre nach der Unterzeichnung des Pariser Abkommens statt und sieben...
«Die Welt sieht sich mit der zunehmenden Dringlichkeit der Klimakrise konfrontiert, und da 2023 das wärmste Jahr aller Zeiten werden dürfte, steht bei der UN-Klimakonferenz in Dubai mehr auf dem Spiel als je...
Die Zinsen dürften für einen längeren Zeitraum hoch bleiben und die Renditekurve noch steiler werden. Auch deshalb geht Robeco in seinem 1-Jahres-Ausblick davon aus, dass sich das globale Wirtschaftsumfeld im Jahr...
Geostrategische Verschiebungen stellen die Vormachtstellung des US-Dollars als führender Reservewährung und wichtigste Währung der Welt in Frage. Das hat potenziell weitreichende Auswirkungen auf die globalen...
Wie könnten die Zentralbanken die aktuellen Bewertungen von Unternehmensanleihen beeinflussen? Gaurav Chatley hat genau 60 Sekunden Zeit für seine Antwort. Finden Sie heraus, ob der European Credit Fund Manager bei...
«Klima-Engagement verbessert Fundamentaldaten der Unternehmen»
20.11.2023, 11:22 Uhr
Emissionsintensive Sektoren werden an den Börsen seit Jahren abgestraft. Viele dieser Unternehmen hätten aber das Potenzial, in einer grünen Zukunft eine Rolle zu spielen. Das sagt Alexandra Christiansen, Portfolio...
«Wenn die Regierungen wieder mehr in die Wirtschaft eingreifen, werden Inflation, Standortwahl und Besteuerung für Investoren wichtiger», schreiben Niall O’Sullivan, Chief Investment Officer – Multi-Asset...