Johan Van der Biest, Senior Fund Manager bei Candriam spricht im Interview auch über Industrieroboter, welche von Robotern hergestellt werden. (Bild pd)
Johan Van der Biest, Senior Fund Manager und Felix Demaeght, Co-Fund Manager, erklären im Interview, wie themenbezogene Anlagekompetenzen und eine solide Finanzanalyse dazu beitragen können, Spitzentechnologien zu angemessenen Preisen zu identifizieren.
03.04.2023, 17:55 Uhr
Redaktion: sw
Viele Menschen sind von Robotern fasziniert. Aber warum sollte man in diese Technologie investieren?
Roboter haben bereits die Fertigungsprozesse revolutioniert. Jetzt werden sie bald unser tägliches Leben verändern. Weil man künstliche Intelligenz mit einer bislang noch nie gesehenen Rechenleistung ausstattet, können Roboter eigenständig handeln. Sie können nicht nur lernen und logisch denken, sondern auch Emotionen, Bilder, Sprachen und Landkarten erkennen.
Schon bald werden Roboter Ihnen die Mahlzeit servieren, für Sie einkaufen gehen und sich sogar um Ihre Grosseltern kümmern. So genannte Service-Roboter sind bislang noch selten zu sehen, können aber irgendwann genauso selbstverständlich sein wie Industrieroboter.
Selbst chirurgische Eingriffe werden wir mit Roboterassistenz ausgeführt werden. So kommen Roboter verstärkt in den Bereichen Gesundheit und Pflege zum Einsatz, und die Anzahl der von Robotern unterstützten Eingriffe hat sich in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt.
Roboter sind Teil der digitalen Revolution, die wie früher die industrielle Revolution vorausschauenden Investoren erhebliche Erträge bescheren kann.
Das klingt nach Zukunftsmusik. Können Investoren schon heute mit Robotern Geld verdienen?
Ja. Die Technologie, die hochentwickelte Roboter ermöglicht, ist noch im Werden und wird eine Welle von Innovationen auslösen. Professor Takeo Kanade, ein Robotik-Experte der ersten Stunde und von September 2016 bis September 2018 Mitglied im Candriam Advisory Board Innovative Technologies & Robotics, erklärte, dass wir bislang nur 20 bis 30 Prozent der Möglichkeiten der Robotertechnologie ausnützten. Aber Roboter und verwandte Technologien haben bereits enorme Werte geschaffen. Zum Teil geschah dies in grossen, multinationalen und diversifizierten Unternehmen, beispielsweise bei Google, Amazon und IBM. Das macht es schwer, gezielt in die Robotertechnologie zu investieren.
Aber es gibt auch immer mehr kleinere innovative Unternehmen. Beispielsweise hat Nvidia, ein US-amerikanischer Halbleiterhersteller künstliche Intelligenz eingesetzt, um selbstfahrende Autos zu trainieren. Tesla, Mercedes, Audi, Volvo und BMW nutzen bereits die Technologie von Nvidia. Ein weiteres Beispiel ist Yaskawa, ein Roboterhersteller, dessen Industrieroboter von Robotern hergestellt werden.
Auch bekannte Marken bieten Chancen – Unternehmen, die sich neu erfunden haben, um von der Automation zu profitieren. Dazu zählt Delphi, das früher zu General Motors gehörte und heute ein bekannter Akteur im Bereich selbstfahrender und elektrischer Autos ist. Oder John Deere, der weltgrösste Landmaschinenhersteller, der gerade seine traditionellen Produkte völlig neu konzipiert. Das Unternehmen baut selbstfahrende Traktoren, ausgerüstet mit einer hochentwickelten Software, die den Nährstoffgehalt des Bodens analysiert. Sie ermittelt die effizienteste Pflanzdichte und optimiert den Treibstoffverbrauch. Diese und andere innovative Tech-Unternehmen haben eine Überperformance verzeichnet, die im Lauf der vergangenen fünf Jahre nahezu eine Verdopplung erreichte.
Wie identifizieren Sie die Unternehmen, in die eine Investition möglich ist?
Nicht alle Unternehmen, die Roboter produzieren oder innovative Technologien entwickeln, eignen sich zum Investieren.
Wir filtern tausende Unternehmen weltweit nach ausgefeilten Kriterien und schätzen ab, welche von ihnen hohe Umsätze mit Robotern oder innovativen Technologien erzielen. Wichtige Hinweise bekommen wir auch vom Candriam- Beraterkreis `Innovative Technologies & Robotics`. Er besteht aus führenden Wissenschaftlern, die uns ihr umfassendes Wissen über Roboter und andere innovative Technologien zur Verfügung stellen und uns zu neuen Investmentideen inspirieren.
Für ein besseres Verständnis der Risiken und Chancen im Zusammenhang mit den ESG-Kriterien führen wir eine extrafinanzielle Analyse durch. Wir bewerten das Risiko des operativen Geschäfts der Unternehmen im Hinblick auf die grossen Themen im Bereich der Nachhaltigkeit sowie in Bezug auf den Umgang mit Stakeholdern. Wir schliessen Unternehmen aus, die sich nicht an die 10 Prinzipien des UN Global Compact halten, und verfahren ebenso mit Unternehmen, deren Aktivitäten als kontrovers gelten, beispielsweise Waffen, Tabak, thermische Kohle und andere Bereiche, die wir als nicht nachhaltig erachten.
Dazu kommt ein Innovationsfilter. Die Gesellschaften werden mithilfe verschiedener Faktoren auf ihre Innovationsfähigkeit geprüft. Auf diese Weise werden jene Gesellschaften aus dem Portfolio ausgeschlossen, bei denen die Innovation nicht zu den Grundwerten gehört. Die Zusammenstellung des Portfolios besteht aus einer Auswahl von Wertpapieren, die auf der Grundlage von fünf fundamentalen Kriterien getroffen wird und dabei finanzielle und extrafinanzielle Analysen kombiniert: Qualität des Managements, Wachstumspotenzial, Positionierung im Wettbewerb, erhöhte Rentabilität und geringe Verschuldung. Bei der Auswahl der Wertpapiere und der Zusammenstellung des Portfolios wird ausserdem der Austausch zwischen den Verwaltern und den übrigen Teams von Candriam zur Aktienverwaltung sowie den Abteilungen für das Risikomanagement und das Trading berücksichtigt. Dazu kommen im Durchschnitt 16 Jahre Erfahrung der beiden Verwalter und die Expertise von Candriam im Bereich der Verwaltung thematischer Anlagestrategien.
Anleger finden Technologieunternehmen spannend. Aber wie stellen Sie sicher, dass Sie nicht zu viel für sie bezahlen?
Die Automatisierung der nächsten Generation steht noch ganz am Anfang. Es ist nur schwer vorstellbar, dass sorgfältig ausgewählte Unternehmen langfristig keine hohen Umsätze und Gewinne erzielen. Wir meinen, dass sich die Branche gerade auf einen Sweet Spot zubewegt. Eine Reihe von disruptiven Technologien werden nicht mehr nur entwickelt, sondern wirklich ein- gesetzt: selbstfahrende Autos, Roboter für persönliche Dienstleistungen und Roboter, die mit Menschen zusammenarbeiten.
Wie bei allen Anlagen braucht man natürlich auch hier disziplinierte Kauf- und Verkaufsentscheidungen. Die Entscheidung für oder gegen den Kauf oder Verkauf einer Aktie müssen auf Grundlage strenger Fundamentalanalysen getroffen werden, nicht aus dem Bauch heraus.
Aus unserer Sicht ist es wichtig, so selten wie möglich auf Market Timing zu setzen und stattdessen in langfristige Trends zu investieren. Hilfreich ist dafür ein Mix aus Technologie- und Finanzkompetenz und Erfahrung in der Kombination von grossen Konzernen mit kleineren Nischenanbietern in einem Portfolio. So kann man die Umschlagshäufigkeit niedrig halten.
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