Hypothekarnehmer können von den Negativzinsen profitieren, während die Sparer bestraft werden. (Bild: Shutterstock.com)
Die Negativzinsspirale dreht weiter. Die Zinsen für Hypotheken bleiben in rekordtiefen Gefilden. Davon profitieren vor allem Hypothekarnehmer. Erste Schweizer Banken könnten 2020 für Neukunden Negativzinsen allerdings schon ab dem ersten Franken einführen, meint Comparis-Finanzexperte Frédéric Papp.
11.12.2019, 10:25 Uhr
Redaktion: rem
Seit fünf Jahren bittet die Schweizerische Nationalbank (SNB) hiesige Banken zur Kasse. Diese bezahlen auf Giroeinlagen ab einer bestimmten Höhe einen Negativzins von 0.75 Prozent. Die Banken belasten diesen «Strafzins» vermehrt Kunden mit hohen Bargeldbeständen - meist erst ab mehreren hunderttausend Franken. Ein Ende des Negativzinsregimes sei für 2020 und auch für die folgenden Jahre nicht in Sicht, meint Comparis-Finanzexperte Frédéric Papp.
Druck auf die Banken nimmt zu
Er sieht sogar noch dunklere Wolken für Sparer aufziehen: "Banken könnten zusätzlich zu den Kontoführungsgebühren Negativzinsen auf Einlagen von Neukunden ab dem ersten Franken erheben." Die Finanzinstitute würden so eine Mauer hochziehen, um zusätzliches brachliegendes Bargeld von Neukunden abzuwehren und Bestandeskunden keinen Anlass geben, ihre Sparkonten zu leeren. Je länger die Negativzinsen anhielten und je expansiver die Geldpolitik der Notenbanken sei, desto grösser werde der Druck auf die Banken, einem breiteren Kundenpublikum Negativzinsen zu belasten, wenn die Kunden nicht in hauseigene Produkte investierten, so Papp. Druck auf die Zinsmargen im Hypothekargeschäft üben neben den Negativzinsen auch neue Mitbewerber aus. Es drängen verstärkt Pensionskassen, Versicherer, Anlagefonds und neue Hypothekar-Vermittlungsplattformen in den Markt.
Hypotheken bleiben günstig
Negativzinsen bewirken eine günstige Mittelbeschaffung für Banken. Diese Mittel verwenden sie etwa für die Vergabe von Privat- und Hypothekarkrediten. Der Preis für eine zehnjährige Festhypothek beträgt gegenwärtig im Schnitt gut 1 Prozent. Vor zehn Jahren lag der Durchschnittssatz noch bei 3.5 Prozent. Der Experte rechnet weiterhin über alle Laufzeiten mit tief bleibenden Hypothekarzinsen. Bei längeren Laufzeiten (ab 10 Jahre) ist die Wahrscheinlichkeit für leicht steigende Zinsen höher als im Vergleich zu Libor- oder Festhypotheken mit Laufzeiten zwischen 2 bis 5 Jahren. Dennoch ist der Zeitpunkt günstig, sich langfristig tiefe Zinsen zu sichern.
Anleger suchen nach Rendite
Auch wenn Hypothekarnehmer von den sehr tiefen Zinsen profitieren, wirken sich die Negativzinsen auf der anderen Seite nachteilig auf die Altersvorsorge aus und führen zu Vermögenspreisblasen in Aktien- und Immobilienmärkten. Getrieben ist diese Entwicklung vom Anlagenotstand, wie Papp ausführt. Anleger suchen händeringend nach Rendite und nehmen dafür auch grössere Risiken in Kauf. In der Folge werden Investitions-Projekte finanziert, die unter normalen Zinsen geringe Realisierungschancen hätten. "Eine Anhebung der Zinsen wäre die richtige Medizin", sagt er. "Die Zinspolitik der SNB ist aber im grossen Masse von den Massnahmen der EZB abhängig." Und der Spielraum der Währungshüter unter der Ägide von EZB-Chefin Christine Lagarde die Zinsen in den kommenden Jahren zu erhöhen, ist begrenzt.
Mehr Risiko für höhere Renditen in den nächsten 30 Jahren
26.02.2021, 05:00 Uhr
Schroders erörtert die 30-Jahres-Renditeprognosen für verschiedene Anlageklassen unter Berücksichtigung der Auswirkungen des Klimawandels. Die jüngste Untersuchung unterstreicht laut Expertinnen die Notwendigkeit,...
Schweizer Hypothekargeschäft klar eine Domäne der Banken
25.02.2021, 05:00 Uhr
Der Markt für Immobilienfinanzierungen hat für die Schweizer Banken eine zentrale Bedeutung. Die Experten des IFZ der Hochschule Luzern haben den hiesigen Hypothekarmarkt beleuchtet und kommen zum Schluss, dass die...
Schluss mit drei Mythen über Erträge und ESG-Anlagen
23.02.2021, 10:12 Uhr
Immer mehr Anleger möchten Positives bewirken, während regulatorische Veränderungen zunehmend verlangen, äusserst dynamische ESG-Standards zu erfüllen. Wie also nachhaltige Produkte in das Portfolio integrieren?...
Zentralbanken: Zeit kaufen könnte nach hinten losgehen
22.02.2021, 11:20 Uhr
Die Experten von Invesco rechnen 2021 mit einer zusätzlichen Ausweitung der riesigen Assetkaufprogramme der Notenbanken. Für den diesjährigen Ausblick für Risikoanlagen könne das zwar eine gute Nachricht sein....
UNO-Agenda 2030: Bundesrat sieht Finanzplatz in zentraler Rolle
21.02.2021, 07:00 Uhr
Der Bundesrat hat eine Strategie erarbeitet, wie die Schweiz zur Erreichung der UNO-Agenda 2030 beitragen kann. Dabei hat er dem Finanzplatz eine zentrale Rolle zugeschrieben. Die Bankiervereinigung begrüsst diese...
Im Verhältnis von Kupfer zu Gold spiegelt sich Konjunktureuphorie. Davon sei bei Realrenditen wenig zu spüren. Das liegt nach Meinung der DWS an den Anleihekäufen der Zentralbanken.
60/40-Regel für den Portfolio-Mix: Macht das noch Sinn?
18.02.2021, 15:05 Uhr
Eine Anlagestrategie mit 60% US-Aktien und 40% US-Anleihen galt für amerikanische Anleger seit den 50er Jahren als goldene Regel für den Portfoliomix. Im turbulenten Börsenjahr 2020 konnten US-Anleihen ihrer...
Privatmarktanlagen erfreuen sich immer grösserer Beliebtheit. Peter Bezak von der Zurich Invest beleuchtet die verschiedenen Formen von Investitionen im Privatmarktsegment und ist überzeugt, dass sie sich bestens...
Nach einem turbulenten Jahr hoffen die asiatischen Märkte zum chinesischen Neujahr auf eine ruhigere Zeit. Die Anlageexperten von BNY Mellon Investment Management und Ninety One sehen grosses Potenzial bei den Trends...
Zugang zu Wasser: Grosse Investitionen sind unerlässlich
15.02.2021, 17:44 Uhr
Die globale Erwärmung verursacht zunehmenden Wasserstress. Die UNO prognostiziert, dass bis 2030 mindestens jeder vierte Mensch unter wiederkehrender Wasserknappheit leiden wird. Um die sozialen Folgen zu lindern,...