"Unternehmen sind willens, nachhaltige Veränderungen vorzunehmen"

Wer mit dem Hochgeschwindigkeitszug von Tokio nach Osaka reist, stösst 92% weniger CO2 aus als ein Flugpassagier. (Bild: Shutterstock.com/EvergreenPlanet)
Wer mit dem Hochgeschwindigkeitszug von Tokio nach Osaka reist, stösst 92% weniger CO2 aus als ein Flugpassagier. (Bild: Shutterstock.com/EvergreenPlanet)

Trotz des Impact-Investing-Booms unterschätzt der Markt das Potenzial von Unternehmen, die soziale und ökologische Lösungen anbieten, weiterhin. Langfristig orientierte Anleger können von dieser Marktineffizienz profitieren, ist Paul Malpas von Nordea Asset Management überzeugt.

03.10.2022, 05:58 Uhr
Nachhaltigkeit

Redaktion: alm

ESG-Anlagen boomen. Doch es bestehen nach wie vor grosse Unterschiede zwischen den verschiedenen Investmentlösungen – vor allem im schnell wachsenden Segment des Impact Investing. Die Anlageform, bei der explizit soziale oder ökologische Probleme angegangen werden sollen, wurde traditionell mit dem Bereich der privaten Märkte in Verbindung gebracht. Paul Malpas, ESG-Vertriebsleiter bei Nordea Asset Management, ist jedoch auch von den langfristigen Vorzügen des Konzepts für die öffentlichen Märkte überzeugt.

"Innerhalb der börsenkotierten Aktienmärkte sehen wir enorme Möglichkeiten, Kapital in Unternehmen zu investieren, die an der Spitze einer integrativen grünen Wirtschaft stehen. Die Möglichkeiten, die sich aus gezielten Investitionen zur Erreichung der für 2030 angestrebten UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung ergeben, sind beispiellos", erklärt er. Pro Jahr könnten bis dahin mithilfe nachhaltiger Geschäftspraktiken mindestens 12 Bio. US-Dollar an neuem Marktwert freigesetzt werden.

Umweltfreundliche Transportlösungen sind unerlässlich

Ein Beispiel dafür seien Investitionen in nachhaltige Transportmittel, die unter das SDG 11 "Nachhaltige Städte und Gemeinden" fallen. Der Verkehrssektor ist für rund 14% der jährlichen Emissionen verantwortlich und trägt somit wesentlich zum Klimawandel bei. Die Bereitstellung umweltfreundlicher Transportlösungen für eine nachhaltige Zukunft sei daher unerlässlich.

"Auch wenn die japanische Bahnindustrie bereits als weltweit führend angesehen wird, rechnen wir mit einer weiteren positiven Entwicklung für diese Branche – insbesondere, da Japan bis 2050 CO2-Neutralität erreichen will. Auf Unternehmensebene sehen wir Central Japan Railway Company als einen Hauptnutzniesser der Nachhaltigkeitsbemühungen", so Malpas.

Central Japan Railway erwirtschaftet mehr als 80% der Einnahmen aus der Hochgeschwindigkeitsstrecke Tokaido Shinkansen, die die Megastädte Tokio und Osaka verbindet. Im Vergleich zu einem Passagierflugzeug auf der gleichen Strecke verbraucht der Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszug 88% weniger Energie, während die CO2-Emissionen pro Sitz um 92% geringer sind.

Nachhaltige Praktiken müssen ständig gefördert werden

Während es wichtig sei, die spezifischen Kennzahlen eines Unternehmens zu identifizieren und an den Nachhaltigkeitszielen orientierte Massnahmen zu verfolgen, sei eine Schlüsselkomponente des Impact Investing das Engagement mit Unternehmen. Durch den aktiven Dialog mit Unternehmen über spezifische Nachhaltigkeitsrisiken und -Chancen könnten Investoren Managementteams bei der Einführung nachhaltigerer Praktiken begleiten und leiten. Diese Verbesserungen der Nachhaltigkeit könnten den langfristigen Wert für Unternehmen und Investoren erhöhen und gleichzeitig der Gesellschaft insgesamt zugutekommen.

"Aus unserer Erfahrung sind Unternehmen bereit und auch willens, Veränderungen anzunehmen. Ein gutes Beispiel hierfür ist Republic Services, das US-amerikanische Recycling- und Entsorfungsunternehmen. In der Vergangenheit hatte das Unternehmen ein schlechtes ESG-Profil. Doch während der ersten Engagement-Bemühungen im Jahr 2019 war es ermutigend zu sehen, dass der CEO bereit war, transparentere ESG-Daten und -Ziele zu veröffentlichen – einschliesslich der Nachhaltigkeitsziele für 2030", sagt Malpas. Nachfolgende Engagement-Aktivitäten führten zu mehreren Verbesserungen, unter anderem beim ESG-Reporting.

Durch weitere Engagement-Bemühungen soll einerseits die Recycling-Quote weiter gesteigert werden und andererseits die Abfallmenge auf den Deponien reduziert werden. Auch die Menge an freigesetzten toxischen Stoffen soll gedrosselt werden.

"Jede Investition wirkt sich positiv oder negativ auf die Gesellschaft aus", sagt Malpas, und fährt fort: "Wir glauben, dass der Markt weiterhin unterschätzt, wie solide Cashflows Anbieter von ökologischen und sozialen Lösungen generieren können. Für langfristig orientierte Anleger, die ein besonderes Augenmerk auf die Fundmentaldaten legen, stellt diese Marktineffizienz eine Chance dar."

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