04.10.2024, 15:09 Uhr
Während aktive ETFs in den USA weiterhin ein Riesenerfolg sind, ist ihr Anteil in Europa mit etwas mehr als 2% des gesamten ETF-Volumens von knapp zwei Billionen Euro noch überschaubar. Doch das Segment wächst...
Eine Anlagestrategie mit 60% US-Aktien und 40% US-Anleihen galt für amerikanische Anleger seit den 50er Jahren als goldene Regel für den Portfoliomix. Im turbulenten Börsenjahr 2020 konnten US-Anleihen ihrer Schutzfunktion nicht nachkommen. Phil Gschwend von Swisscanto Invest hinterfragt die Strategie.
Während der heftigen Korrekturen im letzten Jahr haben nicht nur Aktien, sondern auch Anleihen verloren und haben somit eine positive Korrelation aufgewiesen. "Das gilt als ungewöhnlich und hat Diskussionen darüber ausgelöst, ob die traditionelle Portfoliostrategien wie die 60/40-Regel nun veraltet sind", sagt Phil Gschwend, Portfolio Manager Multi Asset Solutions bei Swisscanto Invest by Zürcher Kantonalbank. "Wir haben das überprüft und uns auch gefragt, wie das eigentlich in der Schweiz aussieht, wo die Obligationenrenditen sogar negativ sind", fügt er an.
Diese Beobachtung lasse vermuten, dass die Korrelation zwischen Aktien und Obligationen allgemein gestiegen sein müsste. Tatsächlich habe sie vor allem in den USA stark zugenommen, und zwar in dem Augenblick, als die Welt in den Lockdown ging – und das so stark, dass US-Aktien und Anleihen jetzt positiv korreliert seien, stellt Gschwend fest. Das sei in diesem Ausmass seit mehr als 20 Jahren nicht mehr vorgekommen. Die rollierende Korrelation über drei Jahre beträgt in den USA jetzt 0.20, über ein Jahr sogar 0.40. Blickt man hingegen auf andere Märkte wie die Schweiz oder Japan, ist die Korrelation - noch - negativ, aber nahe bei null. "Korrelationswerte können wieder fallen und das auch in langjährigen Tiefzinsumfeldern, wie das Beispiel von Japan zeigt", sagt der Portfolio Manager.
Bonds fehlte also im Jahr 2020 nicht nur die Diversifikationsleistung der negativen Korrelation. Hinzu kommen die niedrigen Zinsen bei Staatsanleihen. Diesen Fakt als Argument gegen die Verwendung von Obligationen im Portfolio-Mix ins Feld zu führen, greife jedoch nicht immer, so Gschwend. Er fügt ein Beispiel an: In der Schweiz haben wir seit fünf Jahren negative Zinsen bei Staatsanleihen; Eidgenossen konnten seither trotzdem noch 5% zulegen (Swiss Bond Index Domestic Government). In Japan, wo der Leitzins bereits 1999 bei 0% notierte, konnten Staatsobligationen während der Corona-Krise sogar positive Renditen erzielen.
Das Schweizer 60/40-Portfolio liegt mit einer Rendite von 3.4% für das Jahr 2020 in CHF nur knapp hinter dem reinen Aktienportfolio mit 3.8%, kann aber ein attraktiveres Rendite-Risiko-Profil aufweisen (0.1 versus 0.01). Auch in den USA ist das Rendite-Risiko-Profil des gemischten Portfolios über ein oder drei Jahre attraktiver. US-Aktien gemessen am S&P 500 rentierten im Jahr 2020 mit 18.4% nur 3.7% höher als das 60/40-Portfolio. Der maximale Verlust bei US-Aktien war im vergangenen Jahr um 50% höher als derjenige des gemischten Portfolios. "Wichtig zu erwähnen ist hier, dass sich diese Konstellation durchaus umgekehrt darstellen kann, wie es die Tapering-Episode von 2013 gezeigt hat. Allerdings erachten wir ein solches Szenario als wenig wahrscheinlich; es hätte allerdings die weitaus grössten negativen Konsequenzen", sagt Gschwend.
Nach Meinung des Experten mögen Renditen aufgrund der tiefen Zinsen schwieriger zu erzielen sein, aber Anleihen werden weiterhin eine wichtige Rolle in Portfolios spielen. Die Funktion, die in der Reduktion der Portfolio-Volatilität bestehe, werde auch in Zukunft gefragt sein. Deshalb blieben CHF-Anleihen für institutionelle Anleger, welche -0.75% Negativzinsen auf Liquidität bezahlen, eine valable Anlageklasse im Portfolio. "Das 60/40-Portfolio hat immer noch seine Berechtigung, es macht jedoch Sinn, die Diversifikation zusätzlich durch andere Anlageklassen zu verwirklichen", betont Gschwend.
Neben klassischen Staatsanleihen setzt Swisscanto Invest in gemischten Portfolios weitere Anlageklassen ein, die via ihres eigenständigen Risiko-Ertrags-Profils diversifizierend wirken oder einen stabilen Ertrag erwirtschaften können. Beispiele dafür sind: