Kommt es zum Taper Tantrum 2.0?

Der Begriff "Tapering" wird meist im Zusammenhang mit Ausdauersport verwendet und bezeichnet die Reduktion
des Trainingsumfangs vor einem Wettkampf. (Bild: Dudarev Mikhail/shutterstock.com)
Der Begriff "Tapering" wird meist im Zusammenhang mit Ausdauersport verwendet und bezeichnet die Reduktion des Trainingsumfangs vor einem Wettkampf. (Bild: Dudarev Mikhail/shutterstock.com)

Die Fed steht wieder an einem ähnlichen Punkt wie 2013: Sie wird sich Gedanken zum Tapering beim aktuellen Anleihenkaufprogramm machen. Die anstehenden Diskussionen werden die Märkte allerdings nicht belasten wie 2013, meint Thomas Heller von der Schwyzer Kantonalbank.

08.06.2021, 11:02 Uhr

Redaktion: maw

Der Begriff "Tapering" stammt aus dem Sport und wird meist im Zusammenhang mit Ausdauerleistungen verwendet. Er bezeichnet die Reduktion des Trainingsumfangs vor einem Wettkampf. Seit einigen Jahren gehört Tapering aber auch an den Finanzmärkten zum Standardvokabular. Von Tapering spricht man, wenn eine Notenbank beginnt, den Umfang ihrer Wertpapierkäufe schrittweise zu reduzieren, um sie dann nach einer gewissen Zeit komplett einzustellen.

Wiederholt sich die Geschichte?

"Ein Tapering steht somit am Anfang einer Wende in der Geldpolitik – mit möglichen negativen Marktreaktionen, so wie 2013 beim 'Taper Tantrum' (in Anlehnung an 'temper tantrum' = Wutanfall), als die Ankündigung des damaligen Fed-Vorsitzenden Ben Bernanke, die Anleihenkäufe womöglich bald zu reduzieren, zu deutlich steigenden Zinsen und damit zu erheblichen Kursverlusten bei Obligationen führte", sagt Thomas Heller, CIO und Leiter Research der Schwyzer Kantonalbank. Die eigentliche Tapering-Phase bis zum Ende der Anleihenkäufe im Oktober 2014 verlief dann allerdings vergleichsweise ruhig. Die Aktienmärkte legten per Saldo zu, die Zinsen gingen sogar zurück. Natürlich fehlte die zusätzliche Liquidität der Fed und somit eine Antriebsfeder für die Märkte.

Für Unruhe sorgten aber in der Folge nicht geldpolitische, sondern andere Faktoren wie der Ölpreiszerfall (2014-2016), die Griechenlandkrise (2015) oder die Yuan-Abwertung (August 2015). Unter Druck seitens der Geldpolitik kamen die Aktienmärkte erst wieder, als die Fed 2018 – begleitet von mehreren Zinserhöhungen – begann, ihre Bilanz zu verkürzen und damit dem Markt effektiv Liquidität entzog. "Die etwas ungeschickten Worte vom damals neuen Fed-Chef Jerome Powell, man sei noch weit vom neutralen Zinssatz entfernt, taten im Herbst 2018 ihr Übriges", so Heller.

Andere Ausgangslage

Die Fed stehe heute an einem ähnlichen Punkt wie 2013. Sie werde sich Gedanken über Zeitpunkt und Ausmass des Tapering beim aktuellen Anleihenkaufprogramm machen und sich dazu äussern müssen. "Doch die Ausgangslage ist anders. Damals wurden die Märkte von Bernankes Ankündigung überrascht, heute warten alle darauf", sagt Heller. Nur grössere Abweichungen von den Erwartungen (Ankündigung im Herbst, Beginn Tapering im 1. Quartal 2022) würden die Märkte verunsichern.

Die Fed werde in der Kommunikation und in der Umsetzung sehr behutsam vorgehen. Das Ganze werde begleitet von einer weiterhin expansiven Fiskalpolitik, die es der Fed darüber hinaus schwermacht, echt restriktiv zu werden. "Von einer Bilanzverkürzung und Zinserhöhungen sind wir ohnehin noch mehr als zwei Jahre entfernt. Und schliesslich kennen die Märkte die Bereitschaft der Fed und der anderen Notenbanken, bei Bedarf wieder stützend einzugreifen. Es steht uns im Herbst somit kaum ein 'Taper Tantrum 2.0' bevor", meint Heller abschliessend.

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