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Grantham: "Vorläufig kein Stopp der Rallye"

28.10.2009, 09:19 Uhr

Gemäss Jeremy Grantham, Chairman von GMO, zeigt der Kursverlauf der letzten Monate ein ähnliches Muster wie 1929 nach dem Börsencrash. Damals folgte einem ersten Einbruch von 45 Prozent ein Wiederaufschwung von 46 Prozent, allerdings kam erst danach der wahre Absturz von 80 Prozent.

"Die gute Nachricht ist, dass die Wirtschaft dieses Mal nicht wieder in eine grosse Depression gefallen ist", konstatiert Grantham im neusten Quartalsbericht. "Aber einzelne Märkte, wie zum Beispiel der S&P 500, sind gegenüber dem fairen Wert bereits wieder um rund 25 Prozent überteuert." Einen abrupten Stopp der Rallye sieht Grantham aber bis Ende dieses Jahres trotzdem nicht, im Gegenteil, weitere 10 Prozent scheinen durchaus möglich. Dann allerdings werden Wirtschafts- und Finanzdaten, die die Erwartungen nicht erfüllen werden, wohl für eine relativ starke Korrektur sorgen. Die Tiefstwerte vom Februar 2009 sollten aber nicht mehr erreicht werden. Danach dürften sieben magere Jahre folgen, da die Gewinnmargen der Unternehmen, ausgenommen die Finanztitel, nicht mehr die hohen Werte der vergangenen Jahre erreichen dürften.

Banken in kleinere Einheiten aufteilen

Zudem geht Grantham auf die Lehren aus der Finanzkrise ein, die insbesondere die Finanzindustrie, aber auch die Überwachungsbehörden nicht gezogen haben. Als Hauptgrund für die Krise sieht er die Aktivitäten im Eigenhandel der grossen Banken, welche wie Hedge Funds agieren. "In einer Bank mit einem Hedge Fund als Kern kann man kein ethisches oder nichtgieriges Verhalten erwarten, und man hat auch kein solches Verhalten gesehen." Grantham stellt zudem eine viel zu hohe Bedeutung des Finanzsektors fest: 1965 machte er 4 Prozent des US BIP aus und konnte den Kreditbedarf der boomenden Nachkriegswirtschaft problemlos decken, 2007 hingegen stieg er auf 7,5 Prozent. Dadurch wird die Realwirtschaft geschwächt: Durch Abfluss von Talenten, Abschöpfung von enormen Gewinnen, was wiederum niedrigere Sparquoten und tieferes Investitionspotenzial zur Folge hat. Gemäss Grantham müssen die Banken in kleinere Einheiten aufgeteilt werden, die auch Bankrott gehen können. Ebenso müssen die Aufsichtsbehörden gestärkt und mit adäquatem Personal ausgestattet werden. (mak)

Den vollständigen Jeremy Grantham’s Quarterly Letter können Sie mit dem folgenden Link abrufen: "Just Deserts and Markets Being Silly Again"

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