So lässt sich Ungleichheit auch bekämpfen

Black Lives Matter - eine Bewegung gegen soziale Ungleichheit. (Shutterstock.com/eight7sixjoe)
Black Lives Matter - eine Bewegung gegen soziale Ungleichheit. (Shutterstock.com/eight7sixjoe)

Passend zum Weltgerechtigkeitstag schauen sich die Expertinnen und Experten von DWS an, wie sozialer Aufstieg und egalitäre Gesellschaften zusammenpassen und wie auch Anleger davon profitieren.

18.02.2022, 16:57 Uhr

Redaktion: rem

Am 20. Februar ist wieder der Internationale Tag der sozialen Gerechtigkeit der Vereinten Nationen. Weltweit gibt es viele Ungleichheiten, vom Zugang zu Nahrung, über die Bildung bis hin zur Gesundheitsversorgung. "Diese sozialen Unterschiede wirken sich über Generationen hinweg auf das Wirtschaftswachstum und die Anlagerenditen aus. Nicht erst die Covid-19-Pandemie hat gezeigt, wie unterschiedlich etwa die Bildungschancen von Kindern je nach Herkunft sind", geben die Expertinnen und Experten von DWS zu bedenken.

Der DWS-"Chart der Woche" liefere interessante Hinweise, um einen Teilaspekt besser greifbar machen zu können. Erstmals bekannt wurde die Grafik (vgl. Abbildung) vor fast genau zehn Jahren in einer Präsentation des inzwischen verstorbenen Arbeitsökonomen Alan Krueger. Sie zeigt, dass Länder mit einem hohen Grad an sozialer Ungleichheit, gemessen anhand des Gini-Koeffizienten, auch eine geringere wirtschaftliche Mobilität über Generationen hinweg haben. Letztere geht von der intergenerationalen Einkommenselastizität aus, die misst, wie gut das Einkommen der Eltern zum Zeitpunkt des Aufwachsens ihrer Kinder das Einkommen der nächsten Generation erklären kann.

Die "Great Gatsby Kurve»

Ein Gini-Koeffizient von 0 bedeutet eine perfekt gleiche Verteilung. Je näher sich der Wert 1 nähert, desto ungleicher ist das Einkommen verteilt.
Ein Gini-Koeffizient von 0 bedeutet eine perfekt gleiche Verteilung. Je näher sich der Wert 1 nähert, desto ungleicher ist das Einkommen verteilt.

Vom Tellerwäscher zum Millionär

Vielleicht ein wenig augenzwinkernd bezeichnete Krueger diese starke negative Korrelation zwischen Einkommensungleichheit und Einkommensmobilität als "The Great Gatsby-Kurve», wie die DWS-Expertinnen und -Experten weiter ausführen. Er wollte zeigen, wie schlecht es für amerikanische Kinder aus ärmlichen Verhältnissen inzwischen bestellt war, es vom Tellerwäscher zum Millionär zu schaffen. Es schien ihm daher eine dringende Aufgabe, die Gründe für die 2012 bereits bestehende Einkommensungleichheit unter den Eltern herauszufinden. Denn diese würde zu noch mehr Ungleichheit in den nachfolgenden Generationen führen sowie zu einer ganzen Reihe anderer sozialer, wirtschaftlicher und politischer Probleme, wie etwa populistische Gegenreaktionen.

Die jüngere US-Zeitgeschichte habe diese Befürchtungen leider bestätigt. Aber wie viel besser könnten die Politiker dort und anderswo in ihrem Kampf gegen die Ungleichheiten im eigenen Lande vorgehen? Schliesslich lege "The Great Gatsby-Curve" nahe, dass zumindest auf lange Sicht die Verringerung der Ungleichheit und die Erhöhung der sozialen Mobilität nicht unbedingt konkurrierende Ziele sein müssen, sondern sich vielmehr gegenseitig ergänzen können. Um herauszufinden, wie genau ein bestimmtes Land zu besseren Ergebnissen in beiden Bereichen gelangen könne, bedürfe es oft einer detaillierten Analyse und Glück – oder manchmal auch Pech. Unterschiedliche politische Reaktionen an verschiedenen Orten auf dieselben Schocks lieferten neue Daten und böten Möglichkeiten, herauszufinden, was funktioniert.

Lernbereitschaft alleine reicht oft nicht aus

In dieser Hinsicht hätte Krueger mit ziemlicher Sicherheit zugestimmt, dass die reichen Länder bei einigen ihrer Pandemiebekämpfungs-Massnahmen voneinander gelernt haben, zum Beispiel bei den Urlaubsregelungen nach dem Vorbild des deutschen Kurzarbeitergeldes während der letzten Krise, so die Experten. Zweifellos würden andere die neuen Daten noch jahrelang auswerten, um zu sehen, was funktioniert hat und was nicht.

"Leider reicht Lernbereitschaft alleine oft nicht aus, vor allem in Entwicklungsländern. Selbst in reichen Ländern hat die Erfahrung häufig gezeigt, wie schwierig es ist, beispielsweise finnische Bildungs-, Arbeitsmarkt- oder Sozialfürsorgeeinrichtungen im grossen Stil zu kopieren. Dennoch ist das Verständnis der zugrunde liegenden Ursachen der anzugehenden Probleme oft sehr hilfreich, um eigene Lösungen überhaupt erst entwickeln und verbessern zu können. Im Kampf für soziale Gerechtigkeit können Tabellenkalkulationen und natürliche Experimente mächtige Werkzeuge sein", sagen die DWS-Expertinnen und -Experten.

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