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Problematischer Inflationsausblick bei technischer Rezession in den USA

Die US-Notenbank ist im Spannungsfeld zwischen Inflation und Rezession. (Bild: Shutterstock.com/My Life)
Die US-Notenbank ist im Spannungsfeld zwischen Inflation und Rezession. (Bild: Shutterstock.com/My Life)

Die US-Notenbank hat die Leitzinsen diese Woche erneut um 0,75 Basispunkte erhöht, und die US-Wirtschaft ist im zweiten Quartal – technisch betrachtet – in eine Rezession gerutscht. Das Asset Allocation Committee von Neuberger Berman gibt eine aktuelle Einschätzung zu Assetklassen und Marktentwicklungen.

29.07.2022, 10:58 Uhr
Alternatives

Redaktion: rem

"Der Inflationsausblick wird zunehmend problematisch und eine Rezession wird wahrscheinlicher. Doch ob die US-Wirtschaft im technischen Sinne in eine Rezession fällt oder nicht – für Anleger dürfte es sich so anfühlen", sagte Erik Knutzen, CIO Multi-Asset Class bei Neuberger Berman, im Hinblick auf die jüngste Bekanntgabe der US-Wirtschaftsdaten.

Noch mindestens neun bis zwölf Monate lang müssten Anleger mit hoher Unsicherheit und Volatilität rechnen. Unkorrelierte und kurzfristige Trading-Strategien bleiben daher ebenso interessant wie Geldmarktanlagen. Beides schütze vor Marktvolatilität und mache es leicht, schnell interessante Anlagechancen zu nutzen. "Die kommenden Monate werden schwierig. Aber das ist auch eine Chance, denn oft wird in schwierigen Zeiten der Grundstein für langfristigen Erfolg gelegt", so Knutzen.

Eine Rezession werde mit jedem Monat wahrscheinlicher, in dem die Inflation so hoch ist wie zurzeit. Sie dürfte sich aber in Grenzen halten: "Wenn die Konjunktur schwächelt, dann wohl, weil die Verbraucher ihren Gürtel enger schnallen – und nicht aufgrund systemischer Probleme im Finanzsektor, der Industrie oder am Immobilienmarkt. Banken und andere Unternehmen stehen gut da und können mit strafferen Finanzbedingungen zurechtkommen", analysiert der CIO Multi-Asset Class die Entwicklungen.

Alternative Investments: Mehrwert und Stabilisierung

Hedgefonds und andere liquide alternative Strategien bleiben nach Einschätzung von Neubeger Berman nach wie vor interessant. Sie bieten die Aussicht auf unkorrelierte Erträge, wenn der Ausblick auf den Aktienmarkt schwach ist.

Im Private-Equity-Bereich machten die Bewertungen zwar Sorgen, das Segment bleibe aber gegenüber Aktien attraktiv. Viele Private-Equity-Transaktionen würden schnell wachsende Qualitätsunternehmen mit einem niedrigen Verschuldungsgrad betreffen. Die Aussicht auf Mehrwert ohne die für Aktien typische Volatilität könnte auch für eine gewisse Stabilisierung des Portfolios sorgen, wenn der Aufschwung zu Ende geht. Investitionsjahrgänge unmittelbar nach dem Wendepunkt eines Konjunkturzyklus entwickelten sich in der Vergangenheit meist gut – vor allem, weil das Kapital dieser Jahrgänge oft dann angelegt wird, wenn die Aktienbewertungen fallen, so Neuberger Berman.

Rohstoffe: Angebot und Nachfrage klaffen auseinander

Am Ölmarkt bleibt die Lage schwierig. Manche Lieferkettenstörungen könnten in den nächsten Monaten zwar nachlassen, doch dürfte sich laut dem US-amerikanischen Vermögensverwalter an den wirklich grossen Herausforderungen kaum etwas ändern: am Krieg in der Ukraine und den viel zu niedrigen Investitionen in den letzten zehn Jahren.

Trotz eines strengen Corona-Lockdowns in weiten Teilen Chinas kostete das Barrel Rohöl über 100 USD. Allein das zeige, wie sehr Angebot und Nachfrage aus dem Gleichgewicht geraten sind. Die OPEC könne kaum noch mehr fördern. Versuche, Ölreserven freizugeben und Verbraucher zu subventionieren, hätten bislang nur zu einer höheren Nachfrage geführt und Öl sowie Raffinerieprodukte noch teurer werden lassen. Die Gründe für ein Auseinanderklaffen von Angebot und Nachfrage seien struktureller Natur. "Deshalb ist mit weiter steigenden Preisen für Öl und viele andere Rohstoffe zu rechnen – mit vielschichtigen Auswirkungen auf Inflation und Zinsen", prognostiziert Neuberger Berman.

Anleihen: laufende Erträge mit IG-Titeln

Aus Sicht des Asset Allocation Committee von Neuberger Berman passen die derzeitigen langfristigen Renditen von US-Staatsanleihen zu einem neutralen Leitzins von etwa 2,25% bis 2,50%. Da die Fed ihren Leitzins dieses Jahr aber auf 3,25% bis 3,75% anheben dürfte, ist laut den Experten in nächster Zeit mit einer Zehnjahresrendite von 3,0% bis 3,5% zu rechnen.

Erstmals seit Langem sei auch wieder eine Chance dafür zu erkennen, mit Investment-Grade-Titeln ordentliche laufende Erträge zu erzielen. Dazu komme sogar Potenzial für leichte Kursgewinne und nicht zuletzt das Diversifikationspotenzial, wenn die Konjunktur nachlässt.

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