Martina Müller-Kamp, Leiterin Investment Center der Graubündner Kantonalbank.
Nachhaltigkeit ist in aller Munde - spätestens seitdem die Klimaaktivistin Greta Thunberg durch flammende Appelle und Streiks für die Rettung des Weltklimas wirbt. Nachhaltigkeit im Anlagegeschäft beschäftigt sich allerdings nicht nur mit Klima und Ökologie, sondern ist ein weit umfassenderer Ansatz.
23.04.2019, 16:35 Uhr
Redaktion: rem
Im Anlageprozess werden neben der Umweltverträglichkeit auch Aspekte der sozialen und unternehmerischen Verantwortung mitberücksichtigt. Neben der Verminderung des Umwelt-Fussabdrucks und der effizienten Verwendung natürlicher Ressourcen, werden auch Themen wie gute Arbeitsbedingungen, Nachhaltigkeit bei Zulieferern oder eine gute Unternehmensführung in den Investmentprozess integriert. Diese Kriterien bezeichnet man in der Fachwelt auch als ESG-Kriterien (E=Environment, S=Social, G=Governance).
"Etablierte Unternehmen werden üblicherweise nach dem Branchenleader-Ansatz klassifiziert", erklärt Martina Müller-Kamp, Leiterin Investment Center der Graubündner Kantonalbank. Innerhalb jeder Branche werden anhand umfassender und strenger Kriterien weltweit diejenigen Unternehmen bevorzugt, welche diese am besten erfüllen und einen überdurchschnittlichen Leistungsausweis vorlegen können. Im Gegensatz dazu spielen auch Ausschlusskriterien in der Auswahl von Anlageinstrumenten eine wichtige Rolle. Diese haben zum Ziel, Unternehmen auszuschliessen, welche wesentlich zu den weltweit grössten Umweltproblemen und sozialen Risiken beitragen.
Kein Renditenachteil mit ESG-konformen Anlagen
Studien zeigen, dass Unternehmen mit einem hohen ESG-Score auch gute Investments sind. "Vergleicht man zum Beispiel die Performance eines globalen Aktienindex (MSCI All Country World Index) mit einem Index, der Titel mit einem hohen ESG-Rating sowie Titel mit den stärksten Fortschritten im ESG-Rating (MSCI ESG Index) übergewichtet, so misst man für die letzten zehn Jahre eine Performance, welche um 0.3 Prozentpunkte pro Jahr höher liegt", führt Müller-Kamp weiter aus. Die Differenz scheine auf den ersten Blick gering. Über die gesamten zehn Jahre gerechnet summiere sich der Vorteil auf über drei Prozentpunkte. Die Leiterin des Investment Center der GKB erklärt diesen Renditevorteil folgendermassen:
"Empirische Studien zeigen einerseits, dass insbesondere die Berücksichtigung von Governance-Aspekten einen positiven Einfluss auf die langfristige Entwicklung hat. Es ist einleuchtend, dass Unternehmen, welche nützliche und sichere Produkte herstellen, die Mitarbeiter gut behandeln sowie sich um die Umwelt und Gemeinschaft sorgen, langfristig am erfolgreichsten sein werden." Zum zweiten kann laut Müller-Kamp der Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit bei Investoren auch einen Herdentrieb auslösen: "Investments mit einem höheren ESG-Rating unterliegen in Zukunft einer höheren Nachfrage als Investments mit einem geringeren ESG-Rating - und das nicht nur wegen der medialen Aufmerksamkeit, sondern auch, weil primär institutionelle Investoren wie zum Beispiel Pensionskassen Nachhaltigkeitsaspekte in ihrer Anlagepolitik mitberücksichtigen (müssen)." Es sei davon auszugehen, dass sowohl die Nachfrage als auch das Angebot ESG-konformer Investments zunehmen werden. Unabhängig davon, wie man dem Thema Nachhaltigkeit gegenüberstehe, lohne sich zur Optimierung der Anlageperformance ein Blick auf das Thema allemal, empfiehlt Martina Müller-Kamp.
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