Franck Dixmier, Global Head of Fixed Income bei Allianz Global Investors.
Angesichts der sich abschwächenden US-Wirtschaft und der niedrigen Kerninflation dürfte die Fed die Pause bei der Normalisierung ihrer Geldpolitik verlängern. Diese Haltung vertritt Franck Dixmier von Allianz Global Investors und nennt die Gegenargumente für eine Zinsanhebung sowie Zinssenkung.
29.04.2019, 14:43 Uhr
Redaktion: stf
Die dynamischen Haushaltsausgaben dürften eine harte Landung der US-Wirtschaft trotz nachlassender fiskalischer Impulse und anhaltender Handelsspannungen verhindern, argumentiert Franck Dixmier, Global Head of Fixed Income bei Allianz Global Investors. Ausserdem bleibe die Inflation trotz Lohnerhöhungen stabil. Diese Anomalie sei auf eine höhere Produktivität und die Zurückhaltung der Unternehmen zurückzuführen, Preiserhöhungen an die Verbraucher weiterzugeben. Auf der anderen Seite spiegle das Protokoll der letzten Sitzung des Federal Open Market Committees (FOMC) vom 20. März die Besorgnis über die niedrige Kerninflation und die historisch niedrigen Inflationserwartungen wider. Der Kernverbraucherpreisindex (CPI) und die Ausgaben für den privaten Konsum (PCE) seien seit Mitte 2018 rückläufig. Jedoch scheinen die Argumente, die für eine Zinserhöhung oder Zinssenkung sprechen, nicht auszureichen, so der Experte. Allianz Global Investors rechne daher erst 2020 mit einer Zinsanhebungen.
Gegenargumente für eine Zinsanhebung
Generell scheine sich die Fed dem Ansatz einer durchschnittlichen Inflationsrate anzunähern, bei der sie zeitweilig eine Über- oder Unterschreitung des 2%-Ziels toleriert. Diese zentrale Idee dürfte in die strategische Überprüfung der Geldpolitik inklusive der Instrumente und der Kommunikation unter der Leitung von Vizepräsident Richard Clarida einfliessen. Auch wenn Ergebnisse nicht vor Ende des Jahres erwartet werden, seien solche Überlegungen seitens der FOMC-Mitglieder wahrscheinlich. Damit liesse sich laut Dixmier erklären, dass die Fed leichte Inflationsüberschreitungen in einem starken Konjunkturumfeld ohne Zinserhöhung akzeptiert. Es stehe auch im Einklang mit dem Ansatz "hinter der Kurve" zu bleiben, da die Fed bewusst vermeide, die Zinsen im Inflationstempo anzuheben. Darüber hinaus dürfte die Beschleunigung der lohninduzierten Inflation in dieser Zyklusphase nicht von Dauer sein. Dies spreche ebenfalls gegen eine Zinsanhebung, so Dixmier. Er fügt hinzu, dass angesichts der mehrheitlichen Markterwartung einer Zinssenkung, eine isolierte Zinserhöhung schaden könnte und als geldpolitischer Fehler wahrgenommen werden könnte. Eine Erhöhung sollte Teil eines Zyklus sein, der im aktuellen Kontext allerdings schwer zu rechtfertigen sei.
Gegenargumente für eine Zinssenkung
Nur unterdurchschnittliche Wachstumsraten, ein weniger dynamischer Arbeitsmarkt inklusive steigender Arbeitslosigkeit und rückläufigen neuen Arbeitsplätzen unter strafferen monetären Bedingungen, würden aus der Sicht von Allianz Global Investors für eine geldpolitische Lockerung sprechen. Die Fed habe daher die richtige geldpolitische Balance zwischen der kalkulierbaren Verlangsamung der US-Wirtschaft und gleichzeitiger Rückkehr der Aktienmärkte auf das Niveau von Mitte 2018 gefunden, was einen positiven Vermögenseffekt zur Folge habe. Die Vermögensverwalter bewerten die Forderungen von Präsident Donald Trump nach niedrigeren Zinsen oder die Benennung umstrittener Personalien als Einmischung in die Unabhängigkeit der Fed.
"Diese Bemühungen stehen der Glaubwürdigkeit der amerikanischen Notenbank entgegen, die sie sich über viele Jahre aufgebaut hat."
Dixmier hält die Argumente der Zentralbanker für überzeugend genug, um nicht an eine Unterbrechung der geldpolitischen Normalisierung aufgrund politischer Intervention zu glauben.
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