Vorsorgepläne: Erfreuliches 2019, getrübte Aussichten

Der Finanzierungsbedarf der Vorsorgepläne wird sich angesichts der zunehmenden Rentnerbelastung weiter erhöhen. (Bild: Shutterstock.com/Matthew Nigel)
Der Finanzierungsbedarf der Vorsorgepläne wird sich angesichts der zunehmenden Rentnerbelastung weiter erhöhen. (Bild: Shutterstock.com/Matthew Nigel)

Dank hohen Anlagerenditen ist 2019 in den SLI-Unternehmen der Deckungsgrad der Vorsorgeverpflichtungen um rund 4% gestiegen. Damit wurde der Wert von vor zwei Jahren erreicht und das schlechte Anlagejahr 2018 ausgeglichen. Die Corona-Krise hat einen Teil des Anlageertrages jedoch bereits wieder reduziert und die langfristigen Aussichten bleiben ungewiss.

08.07.2020, 16:09 Uhr
Vorsorge

Redaktion: alm

Jedes Jahr beobachtet Willis Towers Watson die internationalen Märkte und prüft deren Auswirkungen auf die Vorsorgeverpflichtungen der Schweizer Unternehmen. Besonders im Augenmerk stehen dabei die 30 führenden Unternehmen im Swiss Leaders Index (SLI). Das Fazit dieser jahrelangen Marktbeobachtung: Das Thema Altersvorsorge ist bei Arbeitnehmern ein sehr wichtiges Thema. Aber auch auf Unternehmensseite sei die Vorsorge von grosser Relevanz, sagt Stephan Wildner, Head of Retirement bei Willis Towers Watson in Zürich: "Die Arbeitgeber sind bereit, Massnahmen zu entwickeln, um den künftigen Herausforderungen entgegenzutreten."

Anlageerträge von 2019 bereits wieder reduziert

Im Vergleich zum Vorjahr sind 2019 die Vorsorgeverpflichtungen der analysierten SLI-Unternehmen um 4,6 Mrd. Franken gestiegen (+2,2%). Im gleichen Zeitraum stieg das Planvermögen um 8,8 Mrd. Franken (+4,8%), sodass der durchschnittliche Deckungsgrad für die SLI-Unternehmen von 81% im 2018 um 4 Prozentpunkte auf 85% stieg. Wären seit 2018 die Diskontierungssätze nicht weiter gefallen, wäre das Ergebnis noch positiver ausgefallen.

Allerdings mahnt Wildner, im jetzigen Umfeld sei es nicht angebracht, zu jubilieren. Der Grund dafür liegt beim Dauerthema Covid-19: Die Krise hat die Anlagemärkte im ersten Quartal 2020 stark erschüttert und einen Grossteil der hohen Anlageerträge von 2019 wieder zunichte gemacht. Das zweite Quartal 2020 hat zwar wieder etwas Aufschwung gebracht, jedoch nicht genug, um den Effekt des Covid-19-Einbruchs auszugleichen. Damit bleibt der Ausblick für das Jahr 2020 momentan noch getrübt.

Jetzt nur nicht unvorsichtig werden

Langfristig sei damit zu rechnen, dass die Diskontierungssätze aufgrund der Geldschwemme der Notenbanken zur Bekämpfung von Covid-19 stagnieren oder gar weiter sinken werden. Angesichts der immer stärker werdenden Rentnerbelastung und den tiefen Diskontsätzen sollten Unternehmen deshalb davon ausgehen, dass sich der Finanzierungsbedarf der Vorsorgepläne weiter erhöhen wird. "Die guten Anlageergebnisse 2019 sollten uns nicht unvorsichtig werden lassen, wie die aktuelle Entwicklung aufgrund Covid-19 zeigt. Es ist darum wichtig, entlastende Massnahmen in Betracht zu ziehen", sagt Peter Zanella, Pensionskassenexperte bei Willis Towers Watson in Zürich. Beispielsweise könne die Optimierung der Anlagestrategie helfen, die erwarteten Vermögenserträge bei gleichbleibendem Risiko zu erhöhen. Auch die Einführung von 1e-Plänen oder die Anpassung der Leistungsparameter und der Finanzierung helfen, die Verpflichtungen zu stabilisieren. "Damit können bessere Bedingungen geschaffen werden, um die kommenden Herausforderungen zu meistern", ergänzt er.

Schweiz holt im internationalen Vergleich wieder auf

Der durchschnittliche Deckungsgrad in (US-)Unternehmen, zusammengefasst im Willis Towers Watson Pension 100 Index, ist von 86% auf 88% leicht gestiegen. Damit holt die Schweiz (2018: 81%, 2019: 85%) gegenüber den US-Plänen wieder etwas auf. Der Deckungsgrad der DAX-Unternehmen verzeichnete einen Rückgang von 67% (2018) auf 66%. Im Vergleich zu anderen Ländern schneidet die Schweiz jedoch schlechter ab. Die Vorsorgeexperten relativieren aber und führen dies vor allem auf das viel tiefere Zinsniveau infolge der Negativzinspolitik der Schweizer Nationalbank zurück.

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