06.10.2024, 16:57 Uhr
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Die Banken in der Schweiz rechnen in den kommenden Jahren wieder mit einer schrumpfenden Zinsmargen. Fundamentale Umwälzungen in ihrer Branche sehen die Institute mittelfristig aber nicht auf sich zukommen, wie der «Retailbanken-Studie 2035» des Beratungsunternehmens EY zu entnehmen ist.
Trotz der jüngsten Entspannung bei den Zinsmargen erwarten mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der im Rahmen der Studie befragten 33 befragten Schweizer Retailbanken eine graduelle Margenerosion, wie EY schreibt.
Getrieben werde diese durch die voraussichtliche Rückkehr der Notenbanken zu einer lockeren Geldpolitik. Dazu komme ein verschärfter Wettbewerb sowohl durch etablierte Marktteilnehmer als auch durch Nicht-Banken wie auch steigende IT-Kosten und regulatorische Kosten.
Dennoch verfügten die Margen nach wie vor über eine «komfortable Knautschzone», schreibt EY in der Studie. Als tief eingeschätzt wird von den Instituten auch die Wahrscheinlichkeit von «disruptiven Veränderungen» im Retailbanking in der mittleren Frist. «Die Schweiz ist für das Retailbanking immer noch eine Wohlfühloase mit Platz für fast alle», wird Studien-Mitverfasser Markus Schmid, Professor an der Universität St. Gallen, zitiert.
Die Banken stimmten zwar grossmehrheitlich der These zu, dass innovative Technologien den Wettbewerb verschärfen dürften. Fintech- oder «Bigtech»-Unternehmen würden dabei aber als Katalysatoren für Innovationen gesehen und nicht als direkte Konkurrenten - solange sie nicht die Kontrolle über die Kundenschnittstelle übernähmen, so EY. Für Tech-Multis sei der Schweizer Markt aufgrund der geringen Grösse ohnehin zu wenig interessant. Dazu erschwerten die regulatorischen Hürden den Markteintritt.
Das traditionelle Geschäftsmodell des Retailbanking bleibt für fast zwei Drittel der befragten Institute ein Erfolgsgarant: Im Kern blieben die Banken weiterhin die Ansprechpartner für Finanzieren, Sparen und Anlegen. Immerhin stimmt eine klare Mehrheit der These zu, dass es neue Beratungsansätze brauche: Retailbanken müssten proaktiver auf Kunden zugehen und diese «über den gesamten Lebenszyklus begleiten», heisst es.
Dabei dürften die Filialen ihre Bedeutung trotz Online-Kanälen und Verfügbarkeit rund um die Uhr auch in den kommenden Jahren behalten. Sie seien nicht zuletzt für einen hohen Marktanteil in den Regionen wichtig, heisst es. Gleichzeitig seien aber die Erwartungen an das «Kundenerlebnis» hoch. So wollten sie etwa bei einem «Kanalwechsel» von Online zum Bankberater nicht nochmal dasselbe gefragt werden. Die hohen Kundenerwartungen dürften nach Meinung einer Mehrheit der Banken zu steigenden Kosten führen.
Wenig Enthusiasmus zeigen die Banken auch bezüglich Nachhaltigkeitsinitiativen. Eine Mehrheit der Institute (57 Prozent) sieht kein starkes Kundenbedürfnis und kann auch keinen wirtschaftlichen Mehrwert erkennen. Dafür stiegen die Reputationsrisiken aufgrund der höheren regulatorischen Anforderungen und der gesellschaftlichen Erwartungen, heisst es.
Banken fühlten sich gar zunehmend in die Rolle eines «Nachhaltigkeitspolizisten» gedrängt und störten sich daran, dass sie mit dem Geld der Kunden Klimapolitik betreiben sollten, heisst es. Zwei Drittel der befragten Banken sehen die grösste Herausforderung bei der Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten, zumal diese kaum Aussagekraft hätten.