Dividenden erholen sich – auch unter Umweltaspekten?

Erdöl- und Bergbaukonzern zahlen oft eine attraktive Dividende: Die Aktien kaufen oder ausschliessen? (Bild: PD)
Erdöl- und Bergbaukonzern zahlen oft eine attraktive Dividende: Die Aktien kaufen oder ausschliessen? (Bild: PD)

Die Ausschüttungen der europäischen Unternehmen dürften bis Mitte 2022 wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreichen, erwartet das niederländische Finanzhaus NN Investment Partners. Die deutlichste Erholung ist in Sektoren zu beobachten, die unter Umweltaspekten problematisch sind. Wie kann ein Asset Manager damit umgehen?

02.12.2021, 12:09 Uhr

Redaktion: hf

Bergbauunternehmen haben aufgrund steigender Rohstoffpreise hohe Ausschüttungen angekündigt. Auch Öl- und Gasunternehmen könnten ihre Dividenden erhöhen, weil sich die Energiepreise erholt haben. Für NN Investment Partners (NN IP) sind das zwei Beispiele von Branchen, bei denen sich die Aktionäre auf eine höhere Dividendenzahlung freuen dürfen, die jedoch unter Umweltaspekten als problematisch gelten.

Was tun? Investoren sollten versuchen, ihre Aktienstrategie mit der wachsenden Bedeutung von ESG-Kriterien in Einklang zu bringen unter Beibehaltung einer ausreichenden Sektordiversifikation, raten die niederländischen Anlageexperten. Sie nennen drei grundlegende Möglichkeiten, die Nachhaltigkeit der Dividende langfristig zu gewährleisten:

1. Engagieren statt ausschliessen

NN IP arbeitet lieber mit Unternehmen zusammen, um Veränderungen herbeizuführen, anstatt sie aus dem Portfolio auszuschliessen. Nicolas Simar, Senior Portfolio Manager, European High Dividend, sagt: "Wir kommen nur dann ans Ziel, wenn wir die Unternehmen bei ihrem Veränderungsprozess unterstützen. Ein pauschaler Ausschluss bestimmter Teilsektoren ist nicht unbedingt hilfreich – vor allem, wenn diese Assets dann an Anleger mit einer geringeren Sensibilität für ESG-Aspekte verkauft werden."

Es sei viel besser, als verantwortungsbewusste Aktionäre aufzutreten und mit den Unternehmen zusammenzuarbeiten, um sie auf dem Weg in die richtige Richtung zu unterstützen. "Als Investoren müssen wir auch die Auswirkungen auf die Cashflows und die potenziellen Konsequenzen für die Dividende realistisch einschätzen können", erklärt er.

2. Finanzdaten an spezifische ESG-Aspekte anpassen

Mark Belsey, Senior Investment Analyst im European-Equity-Team, erläutert dazu: "Wir prüfen die ESG-Risiken und -Chancen der einzelnen Unternehmen und beziehen sie in unsere Bewertungsanalyse ein." Es gebe Elemente, die sich leicht quantifizieren lassen. Für diese könne man die Finanzprognosen und diskontierten Cashflow-Schätzungen anpassen.

Bei schwieriger zu quantifizierenden Faktoren integriere NN IP eine qualitative Analyse in den Investment Case: "So können wir Ab- oder Aufschläge auf die Kapitalkosten oder Bewertungsmultiplikatoren im Vergleich zu ihrer Peer Group berechnen."

Diese Bewertung kann parallel zum Engagement bei einem Unternehmen erfolgen. Gelinge die Einflussnahme, könne der Abschlag wegfallen. Wenn nicht, werde er beibehalten.

3. Kosten für das Netto-Null-Ziel beziffern

Robert Davis, Senior Portfolio Manager im European-Equity-Team, hält fest: "Unsere Analysten nehmen die Betriebs- und Kapitalkosten unter die Lupe, die zur Erreichung des Netto-Null-Ziels eines Unternehmens erforderlich sind. Sobald dies in die Prognosen eingeflossen ist, können die Cashflow-Prognosen ganz anders ausfallen als der Marktkonsens."

Dies sei für die Dividendenschätzung wichtig: "Ein Unternehmen, das Hunderte von Millionen Pfund in ein kohlenstoffneutrales Projekt investieren muss, wird möglicherweise Beeinträchtigungen seines Cashflows verzeichnen."

Längerfristig kann eine solche Investition die finanzielle Lage eines Unternehmens jedoch verbessern. Es kann eine attraktive Rendite entstehen, weil die Firma nicht mehr für CO2-Zertifikate zahlen muss, oder sie kann einen Aufschlag für ihre Produkte verlangen, weil sie nachhaltig produziert werden, sagt Davis.

Der Spagat ist möglich

Für Dividendenanleger bietet Kontinentaleuropa eine grosse Auswahl an ertragsstarken Unternehmen aus verschiedenen Sektoren. Die Konzentration auf zyklische Sektoren ist deutlich geringer als beispielsweise auf dem britischen Markt, sagen die NN-IP-Strategen. Es könne gleichwohl schwierig sein, Unternehmen mit hohen und wachsenden Erträgen zu finden, die auch unter ESG-Aspekten gut abschneiden.

Mit dem richtigen Prozess komme man jedoch zum Ziel: Durch die Auswahl der richtigen Titel in jedem Sektor ist es nach Aussage des niederländischen Vermögensverwalters möglich, ein Portfolio mit überdurchschnittlicher Performance aufzubauen, das Erträge generiert und gleichzeitig eine geringere CO2-Intensität als die Benchmark erreicht.

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