09.07.2025, 09:50 Uhr
«Die Unsicherheit über die US-Wirtschaftspolitik war in den letzten Monaten so hoch wie selten zuvor. Dies hat US-Verbraucher und -Unternehmen destabilisiert», heisst es im Invesco-Ausblick.
Laut einer neuen Modellrechnung des Vermögensverwalters Aberdeen Investments müssen die grössten Volkswirtschaften der Welt bis 2050 rund 64 Billionen US-Dollar in die physische Infrastruktur investieren, wenn der Strom weiter fliessen und der Verkehr weiter rollen soll.
Dies entspricht laut einer Mitteilung 1,7 Prozent des weltweiten BIP pro Jahr und liegt fast zwei Drittel über den 39 Billionen US-Dollar, die zwischen 2000 und 2024 für Infrastrukturinvestitionen ausgegeben wurden.
In der Analyse von Aberdeen Investments wurde der Infrastrukturbedarf von 47 Länder modelliert – unter Berücksichtigung von Faktoren wie Produktivität, demografischer Wandel und Urbanisierung. Auf dieser Basis wurden anschliessend die Kosten zur Deckung dieses Infrastrukturbedarfs berechnet.
Robert Gilhooly, Senior Emerging Markets Economist bei Aberdeen Investments, sagt dazu: «Physische Infrastruktur – wie Strassen und Schienen, Stromerzeugung und Versorgungsunternehmen – ist ein Grundpfeiler des Wachstums. Doch allein die Instandhaltungskosten sind enorm. Wir gehen davon aus, dass der private Sektor zunehmend zur Finanzierung dieser Infrastrukturmassnahmen herangezogen werden muss, da die Regierungen durch hohe Schulden und geopolitischen Druck, mehr für Verteidigung auszugeben, eingeschränkt sind.»
Mit 43 Billionen US-Dollar entfällt der grösste Teil der insgesamt erforderlichen Ausgaben auf die Schwellenländer (EMs). Dies spiegelt ihren grösseren Entwicklungsbedarf und ihr schnelleres Wirtschaftswachstum wider. Die Industrienationen (DMs) müssen 21 Billionen US-Dollar aufwenden. Der Grossteil der physischen Investitionsbedürfnisse entfällt auf die Sektoren Verkehr und Energie.
Quelle: Aberdeen Investments, Mai 2025. * Hinweis: Die Ausgaben sind in realen Werten in US-Dollar für das Jahr 2025 angegeben.
Investitionen in globale Strassennetze, die um sieben Millionen Kilometer erweitert werden müssen, bleiben laut der Studie der grösste Einzelposten bei den Infrastrukturausgaben. Die Erweiterung sowie die erheblichen Instandhaltungskosten für bestehende Strassen werden voraussichtlich insgesamt 28 Billionen US-Dollar kosten. Das entspricht im Vergleich zu den vergangenen 25 Jahren nur einem geringen Anstieg von 1,7 Billionen US-Dollar.
Die Energieversorgung bildet den zweitgrössten Bereich, in den neue Investitionen fliessen müssen. Der steigende Energiebedarf, die Elektrifizierung des Verkehrs und die Umstellung auf erneuerbare Energien bedeuten, dass die weltweite Stromerzeugungskapazität bis Mitte dieses Jahrhunderts von 8000 Gigawatt (GW) auf über 21 000 GW (+165 %) steigen muss. Dies verursacht Kosten in Höhe von 27 Billionen US-Dollar – knapp 20 Billionen US-Dollar mehr als in den vergangenen 25 Jahren. Neue und energieintensive Technologien, wie beispielsweise KI-Rechenzentren könnten diesen Bedarf noch weiter erhöhen.
Etwa zwei Drittel des Anstiegs der Stromerzeugungskapazität sind auf die Umstellung auf erneuerbare Energien zurückzuführen. Für deren Ausbau sind im Vorfeld höhere Infrastrukturinvestitionen erforderlich, um eine gleichwertige thermische Stromerzeugungskapazität zu ersetzen.
Mit 12 Billionen US-Dollar stellt Chinas Investition in die Stromerzeugung die grösste Einzelmassnahme eines Landes im Bereich Infrastruktur dar und entspricht nahezu einem Fünftel der weltweiten Gesamtausgaben für Infrastruktur.
Robert Gilhooly, Senior Emerging Markets Economist bei Aberdeen Investments, ergänzt: «Die begrenzte tägliche Sonneneinstrahlung und die Unbeständigkeit des Windes erfordern eine grössere Kapazität an erneuerbaren Energien, um ausreichend Strom zu erzeugen und zu speichern. Unsere neuesten Modellrechnungen zeigen, dass sich die erforderliche Kapazität zur Deckung des Bedarfs vieler grosser Volkswirtschaften durch die Umstellung auf erneuerbare Energien fast verdoppelt. Nach der Errichtung ergeben sich jedoch erhebliche Einsparungen bei den Betriebskosten, da keine Kohle oder Gas zur Verbrennung beschafft werden muss. Dies deutet darauf hin, dass die langfristigen Vorteile die anfänglichen Investitionen überwiegen und hohe Anfangskosten die Regierungen nicht von der Einführung erneuerbarer Energien abhalten werden.»
Dominic Helmsley, Head of Economic Infrastructure bei Aberdeen Investments, kommentiert: «Die Gesellschaft steht vor der enormen Herausforderung, den effizienten Betrieb von Volkswirtschaften und die Energiewende zu unterstützen. In den vergangenen zehn Jahren haben wir im Auftrag unserer Kunden aus den Bereichen Altersvorsorge, Versicherungen und Family Offices erfolgreich in diese Themen investiert. Wir sind überzeugt, dass mittelständische Infrastrukturunternehmen bei der Förderung der Infrastrukturentwicklung in Bereichen wie erneuerbare Energien, zuverlässige Energieverteilung und sauberer Verkehr – einschliesslich Eisenbahnen – eine entscheidende Rolle spielen werden.»