Private Schuldner aus Schwellenländern bergen weniger Risiken als staatliche

Die Abholzung der Regenwälder birgt Risiken für Investorinnen und Investoren, die Staatsanleihen der betroffenen Länder im Portfolio haben. (Bild: Shutterstock.com/apiguide)
Die Abholzung der Regenwälder birgt Risiken für Investorinnen und Investoren, die Staatsanleihen der betroffenen Länder im Portfolio haben. (Bild: Shutterstock.com/apiguide)

Unaufhaltsam werden die Regenwälder der Welt abgeholzt – mit potenziell katastrophalen Folgen für Emittenten von Staatsanleihen in besonders betroffenen Regionen. Als Alternative kommen Schwellenländeranleihen von vorbildlichen privaten Unternehmen in Frage.

28.02.2021, 06:00 Uhr
Nachhaltigkeit

Redaktion: alm

Tropische Regenwälder spielen eine wichtige Rolle darin, die Erde in einem lebenswerten Zustand zu erhalten. Indem sie Kohlendioxid absorbieren, verlangsamen sie die globale Erwärmung. In immer grösserem Ausmass müssen sie jedoch Strassen oder landwirtschaftlichen Ansprüchen weichen. Neben ökologischen Problemen birgt dies weitreichende Risiken für die Staatsanleihen derjenigen Länder, in denen Regenwald abgeholzt wird. Denn werden ihre Volkswirtschaften in Zukunft durch den Klimawandel geschwächt, wird es für Emittenten immer schwieriger, Zinsen auf ihren Anleihen zu zahlen.

Investoren spannen gegen Abholzung des Amazonas zusammen

Massive Abholzung wie in Brasilien hat unweigerliche Konsequenzen für Investorinnen und Investoren, die Staatsanleihen der betroffenen Länder im Portfolio haben. Denn umweltschädigende Praktiken bergen neben operativen und regulatorischen Risiken auch Gefahren für die Reputation – alles keine geschäftsfördernden Faktoren.

Im Verbund wollen führende Investoren wie Nordea Asset Management, Ninety One und die Tropical Forest Alliance Druck auf die brasilianische Regierung ausüben. Zu diesem Zweck haben sie im Juli 2020 die Initiative "Investors Policy Dialogue on Deforestation" (IPDD) gegründet, die unter anderem eine Reduktion der Abholzung und die Erleichterung von Umwelt- und Menschenrechtsbemühungen fordert. Zu einem späteren Zeitpunkt soll das Engagement auch auf andere Länder ausgeweitet werden.

Bereits konnten die Initianten einen ersten Erfolg verbuchen: Der Präsident der brasilianischen Zentralbank, der Vizepräsident des Landes und andere hochrangige Politiker haben erste Versprechen zum Umweltschutz abgegeben. Dank zunehmender medialer Aufmerksamkeit gewinnt das Engagement immer mehr an Schwung und inspiriert brasilianische Banken und Unternehmen dazu, ihren Einfluss auf die Regierung des Landes zum Wohle der Umwelt einzusetzen.

Private Firmen bergen kleineres ESG-Risiko als staatliche Unternehmen

"Der brasilianische Corporate-Bond-Sektor ist bereits einen Schritt weiter. Dort beobachten wir konkrete positive Massnahmen", erklärt Thede Rüst, Head of Emerging Market Debt bei Nordea Asset Management und Portfoliomanager von Nordeas Emerging Stars Bond-Strategie. Der Zellstoffproduzent Suzano beispielsweise hat sich dazu verpflichtet, einen höheren Kupon auf seine Anleihen zu bezahlen, sollte das Unternehmen seine Nachhaltigkeitsziele nicht erreichen.

Gemäss Rüst untermauert Suzanos Engagement den generellen Umstand, dass private Schuldner in Schwellenländern tendenziell weniger ESG-Risiken aufweisen. Denn anders als staatliche Unternehmen unterliegen private Firmen keinen politischen Zielen und weisen tendenziell ein höheres Transparenzniveau auf. Dazu kommt gemäss einer Studie des Internationalen Währungsfonds, dass letztere weniger von Korruption betroffen sind und entsprechend effizienter sowie profitabler sind.

Um die ESG-Risiken möglichst gering zu halten, verzichtet Rüst in Schwellenländern denn auch auf Investitionen in vollständig staatliche Unternehmen wie den staatlichen mexikanischen Mineralölkonzern Pemex. Dieser ist immer wieder in Skandale verwickelt, die auf den engen Beziehungen zum mexikanischen Staat beruhen. Zudem muss das Unternehmen hohe Steuern zahlen, um das staatliche Budget zu finanzieren, was den Cashflow schwächt und die Finanzierungskosten in die Höhe treibt. Seit Anfang 2019 wurde die Kreditwürdigkeit von Pemex ausserdem mehrfach herabgestuft.

Dem gegenüber stehe die Erfolgsgeschichte von ReNew Power, dem führenden Anbieter von erneuerbaren Energien in Indien. Das Unternehmen verfügt über eine robuste Governance-Struktur, ist innovativ und erwirtschaftet 100% seiner Einnahmen aus dem Verkauf von Solar- und Windenergie. "In einem Land, das nach wie vor mehr als die Hälfte seines Energiebedarfs mit Kohle deckt, hat ReNew Powers Geschäftsmodell viel Potenzial", ist Rüst überzeugt.

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