04.10.2024, 11:08 Uhr
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Carl Hollitscher, Head Institutionelle Kunden Schweiz bei Nordea Asset Management, erklärt im Interview, weshalb Schweizer Pensionskassen ihre Renditeziele mit rein passiven Fonds nicht erreichen können und zeigt Alternativen auf.
Die Performance der Schweizer Pensionskassen schwankt. Wie war das Anlagejahr 2023 im langjährigen Vergleich?
Carl Hollitscher: 2023 war für Schweizer Pensionskassen langjährigen Vergleich überdurchschnittlich gut. Gemäss der Swisscanto Pensionskassenstudie 2024 lag die durchschnittliche Rendite bei 5,1 Prozent und damit deutlich über dem Zehnjahresdurchschnitt von 3,5 Prozent. Trotz dieses positiven Jahres stehen die Pensionskassen jedoch weiterhin unter dem ständigen Druck, hohe Renditen zu erwirtschaften, um den Versicherten auch nach der Pensionierung einen angemessenen Lebensstandard zu sichern.
Welches sind denn die grössten Herausforderungen bei der Maximierung der Rendite?
Carl Hollitscher: Eine der grössten Herausforderungen besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen der Notwendigkeit hoher Renditen und der Notwendigkeit, die Verwaltungskosten niedrig zu halten, herzustellen. Diese Kosten schmälern direkt die Performance und letztlich die Rentenauszahlungen. Deshalb wenden sich Pensionskassen zunehmend passiven Anlagelösungen zu, um ihre Kosten möglichst tief zu halten. Doch auch bei passiven Fonds fallen Gebühren an, die die Rendite beeinträchtigen können. Nach Berücksichtigung der Kosten schneiden passive Fonds oft schlechter ab als ihre Benchmarks. Es ist also ein ständiger Balanceakt erforderlich, um optimale Ergebnisse zu erzielen.
Was ist denn ein möglicher Ausweg aus dieser Situation?
Carl Hollitscher: Sogenannte «Enhanced Indexing»-Lösungen können eine gute Möglichkeit zur Optimierung der Anlagestrategie sein. Im Wesentlichen beginnt der Investitionsprozess bei der Auswahl einer Benchmark, danach werden die Marktsegmente innerhalb dieses Universums definiert. Zum Beispiel könnte man sich innerhalb des nordamerikanischen Pharmamarktes auf die Biotechnologie konzentrieren. Mithilfe von strategischen Risikoprämien wie Value, Qualität und Growth werden die Unternehmen entsprechend ihres Renditepotenzials eingestuft.
Können Sie die Rolle dieser Risikoprämien genauer erläutern?
Carl Hollitscher: Risikoprämien sind der Schlüssel zum Aufbau eines robusten Portfolios. Wichtig ist, dass sie so geringfügig wie möglich miteinander korreliert sind. Um die Widerstandsfähigkeit des Portfolios auch über die Jahre zu gewährleisten, wird die Gewichtung dieser Risikoprämien regelmässig überprüft und bei Bedarf angepasst. Wenn beispielsweise die Value-Prämie zu dominant wird, kann sie zugunsten anderer Faktoren, zum Beispiel Qualität oder Momentum, reduziert werden.
Wahrscheinlich gibt es dabei beträchtliche Unterschiede zwischen verschiedenen Segmenten.
Carl Hollitscher: Das ist korrekt. Die Häufigkeit und das Ausmass dieser Umgewichtungen sind je nach Sektor sehr unterschiedlich. Es gibt einerseits relativ stabile Segmente, wo die Gewichtung der Risikoprämien in der Regel nur minimal angepasst werden muss. Andererseits gibt es volatilere Sektoren wie die bereits genannte Biotechnologie, wo die Innovation konstant ist und damit häufigere und umfangreichere Anpassungen erforderlich sind.
Und wie schneiden «Enhanced Indexing»-Lösungen im Vergleich zu traditionellen passiven Anlagelösungen denn konkret ab?
Carl Hollitscher: Pensionskassen können mit «Enhanced Indexing»-Lösungen im Vergleich zu traditionellen passiven Anlagelösungen eine robustere Überrendite erzielen – und damit die Gesamtstabilität erhöhen. Zudem bewegt sich der Tracking Error im Rahmen der für Exchange Traded Funds typischen Bandbreite, ist also sehr tief.
Sprechen aus Sicht von Pensionskassen weitere Gründe dafür, nicht nur auf klassische passive und aktive Anlagen zu setzen?
Carl Hollitscher: Ja. Pensionskassen müssen regulatorische Anforderungen in Bezug auf Nachhaltigkeit einhalten – und das ist einfacher, wenn sie auf massgeschneiderte Anlagelösungen setzen können. Genau das bieten «Enhanced Indexing»-Lösungen: Das Portfolio kann genau so zusammengesetzt werden, dass die konkreten Dekarbonisierungsziele der Pensionskasse erreicht werden können. Dieser Grad der Individualisierung ist mit traditionellen passiven Fonds nicht zu erreichen.