Holcim ist mit Abstand der grösste CO2 Emittent. (Bild Shutterstock)
Das Research der Zürcher Kantonalbank lanciert ein ESG-Rating und analysiert erstmals 142 in der Schweiz kotierte Aktiengesellschaften hinsichtlich Nachhaltigkeit nach Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungskriterien. Erstes Fazit: Vier Unternehmen erreichen die höchste Ratingkategorie, 17 Unternehmen haben im Bereich ESG Nachholbedarf.
24.11.2022, 14:45 Uhr
Redaktion: sw
«Dass über 60 Prozent der analysierten Unternehmen Ziele zur Emissionsreduktion und knapp 46 Prozent bereits Netto-Null-Ziele publiziert haben, ist erst einmal positiv», heisst es in einer Mitteilung der Zürcher Kantonalbank. «Aber viele börsenkotierte Schweizer Unternehmen im Bereich der Small und Mid-Caps haben noch immer keine umfassende Datenerfassung der eigenen Tätigkeit hinsichtlich Nachhaltigkeitsaspekten.» Diese Datenlücke will das Research der Zürcher Kantonalbank mit einem neuen ESG-Ansatz schliessen. «Die Ergebnisse zeigen, dass noch Nachholbedarf bei den Nachhaltigkeitszielen besteht», heisst es weiter.
Dem Klimawandel zum Trotz: Lediglich 65 der untersuchten Unternehmen oder knapp 46 Prozent haben sich überhaupt Netto-Null-Ziele gesetzt. Davon erzielen 29 Firmen bereits signifikante Fortschritte, während die restlichen 36 Firmen keine Initiativen zur Erreichung der Ziele veröffentlichen. 33 Unternehmen (23,2 Prozent) haben gar keine Ziele veröffentlicht – weder zur Emissionsreduktion noch zum Erreichen von Netto-Null. «Wir gehen davon aus, dass zahlreiche Unternehmen in naher Zukunft konkrete Emissionsreduktionsziele oder Netto-Null-Ziele veröffentlichen werden, denn der Druck der Investoren steigt», sagt Omar Brem, Leiter Research bei der Zürcher Kantonalbank.
Lediglich vier Unternehmen aus dem gesamten ESG-Researchuniversum erhalten die höchste Ratingkategorie von fünf Sternen und entsprechen ESG-Leadern. Dies sind Givaudan, Roche, Sika und Swisscom. 72 Unternehmen stuft das Research-Team der Zürcher Kantonalbank mit vier Sternen (ESG-konform) ein, was die hohe Qualität dieser Schweizer Unternehmen auch hinsichtlich Nachhaltigkeit dokumentiert. 49 Unternehmen erhalten drei Sterne (überwiegend ESG-konform) und insgesamt 17 Unternehmen werden mit zwei (Nachholbedarf bei ESG-Themen) oder weniger Sternen (erheblicher Nachholbedarf bei ESG-Themen beziehungsweise nicht ESG-konform) bewertet. «Insgesamt resultiert ein Durchschnittswert von 3,4 Sternen. Schweizer Unternehmen stehen im internationalen Vergleich gut da und punkten mit einer guten Corporate Governance und einem transparenten Reporting», sagt Omar Brem.
Finanzbranche, Gesundheitswesen und Industrie schneiden am besten ab
Unternehmen erzielen im Bereich Umwelt im Durchschnitt tendenziell die tiefsten und im Bereich soziale Aspekte tendenziell die höchsten Bewertungen. Dass ein bedeutender Teil (23,2 Prozent) der analysierten Unternehmen weder Reduktionsziele publiziert noch Initiativen zur Emissionsreduktion ausweist, erklärt unter anderem die relativ tiefe Bewertung im Bereich Umwelt. «Den Small und Mid-Caps fehlen oft die Ressourcen, um der EU-Offenlegungsverordnung SFDR und den Standards der Ratingagenturen nachzukommen», konkretisiert Brem. Dies führe zu Verzerrungen bei den ESG-Bewertungen und einer tendenziell tieferen Bewertung der kleinen und mittelgrossen Unternehmen. «Ich freue mich, dass wir mit unserem neuen ESG-Research einen umfassenden Lösungsansatz bieten, damit diese Datenlücke geschlossen und Klarheit geschaffen wird», sagt Brem.
Bei den sozialen Aspekten überzeugen viele Unternehmen im Bereich der Produktqualität und -ethik, sowie bei der sozialen Verantwortung und dem gesellschaftlichen Mehrwert. Die Finanzbranche, das Gesundheitswesen und die Industrie schneiden am besten ab, wobei Versicherungen bei der ESG-Bewertung den Spitzenplatz belegen. Im Healthcare-Sektor führen unter anderem die gesellschaftlich wichtigen Produkte zu einer sehr guten Bewertung im Bereich S, also den sozialen Aspekten, hingegen besteht Optimierungspotenzial im Bereich der Unternehmensführung.
Unternehmen mit dem grössten CO2-Fussabdruck
Die Reduktion der Treibhausgasemissionen hat nicht nur in der Schweiz, sondern auch für die Vereinten Nationen einen hohen Stellenwert. Es liegt nahe, dass aufgrund der material- und energieintensiven Produktion im Industriesektor oft erhebliche CO2-Emissionen anfallen. Branchenbedingt stechen hier Holcim (156 Mio. Tonnen CO2) und ABB (126 Mio. Tonnen CO2) sowohl bei den absoluten Werten, als auch im Verhältnis zum Umsatz hervor.
Von den 142 analysierten Unternehmen weisen lediglich 62 (44 Prozent) quantifizierte Emissionen aus. Dabei liegt der Durchschnitt bei direkten und indirekten Emissionen (Scope 1 und 2) bei 2,34 Mio. Tonnen CO2. Holcim generiert hier rund 80 Prozent der CO2-Emissionsintensität des gesamten Swiss Market Index, doch ist der Konzern zu grossen Fortschritten bei der Emissionsreduktion gewillt.
So sind die CO 2 Ausstösse verteilt.
Die Methodik der neuen ESG-Analyse
Für die neue ESG-Analyse kombiniert das Research der Zürcher Kantonalbank quantitative mit qualitativen Erkenntnissen. Dadurch vermittelt die Bank ein differenziertes Bild relevanter Nachhaltigkeitsaspekte einer Unternehmung und macht Nachhaltigkeit messbar, transparent und vergleichbar – und das über Sektoren und Branchen hinweg.
Eine Besonderheit der Nachhaltigkeitsanalyse ist die zukunftsgerichtete Beurteilung – hierbei fliessen Trends und zukünftige Massnahmen in die ESG-Bewertung mit ein. Entlang von zwölf Kategorien – je vier im Bereich Umwelt, soziale Aspekte und Unternehmensführung – vergibt die Bank einen qualitativen Score sowie eine Einschätzung zum Trend (negativ, neutral, positiv). Daraus resultiert für jedes Unternehmen ein ESG-Rating (0–5 Sterne).
Vorerst bietet die Zürcher Kantonalbank das ESG-Research für den Schweizer Aktienmarkt an. Jene 142 in der Schweiz kotierten Aktiengesellschaften decken 97 Prozent der Marktkapitalisierung des Swiss Performance Index ab. Im Verlauf von 2023 plant die Bank das ESG-Research auf Immobilienfonds und Immobilienanlagestiftungen sowie Obligationen-Emittenten auszuweiten.
Die Zürcher Kantonalbank ist hierzulande die grösste Anbieterin von Sell-Side-Research von Aktien-, Obligationen- und Immobilienfonds. Über die mehr als 140 Aktiengesellschaften hinaus deckt sie über 40 indirekte Immobiliengefässe sowie rund 180 Bond-Emittenten ab.
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