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James Montier fordert hippokratischen Eid für Banker

James Montier, Mitglied des Asset Allocation Teams von GMO
James Montier, Mitglied des Asset Allocation Teams von GMO

In seinem neusten White Paper nimmt James Montier, Mitglied des Asset Allocation Teams von GMO, die Konstruktionsfehler des Finanzsystems unter die Lupe, welche zur globalen Finanzkrise geführt haben. Er fordert einen hippokratischen Eid für Finanzexperten und in der Finanzwelt mehr gesunden Menschenverstand anstelle von Modellgläubigkeit.

24.05.2012, 16:54 Uhr

Redaktion: luk

Montier identifiziert vier Faktoren als Auslöser für die Krise: Untaugliche Modelle, schlechtes Verhalten, ungenügende Regulierung und falsche Anreize. Sowohl das CAPM- wie auch das VaR-Modell gehen von völlig realitätsfernen Annahmen aus und hätten keinen Nutzen. Er vergleicht letzteres mit einer kugelsicheren Weste, die 95 % der Kugeln abfangen würde. Das VaR-Modell stützt sich auf Daten der jüngeren Vergangenheit zu Volatilität und Korrelation. So lange die Daten sinken, werden die Leverages stets erhöht, da ja die „Risiken“ ständig sinken, was zu einem stark prozyklischen Verhalten führt. Dieselbe Logik führt bei steigender Volatilität und Korrelation zu einem stetigen Deleveraging.

Am Beispiel des VaR-Modells zeigt sich auch die Schwäche des Regulators. Anstelle einer kritischen Betrachtung haben sie dieses von den Investmentbanken erfundene Risikomodell sogar als Benchmark übernommen. Die Anreizstrukturen in der Finanzindustrie führen seiner Meinung nach zu schlechten Verhaltensmustern. So hat ein erfolgsbasiertes Anreizsystem im Kreditmarkt höhere Kreditvergaben zur Folge. Gleichzeitig steigt die Kreditausfallrate an, wie Untersuchungen in den USA zeigten.

Montier fordert deshalb, dass Finanzexperten eine Version des hippokratischen Eid ablegen, indem sie sich verpflichten, keinen Schaden anzurichten und im Sinne der Kunden und nicht der Banken bzw. in ihrem eigenen Interesse zu handeln. Zudem sollten sie statt auf optimale Portfolio-Modelle lieber auf langfristige, robuste Portfolios setzen. Denn Risiko ist keine Nummer, sondern die Gefahr, das Kapital der Kunden permanent zu beeinträchtigen.

Die Zentralbanken sollten endlich einsehen, dass die Märkte alles andere als effizient sind und sich frühzeitig gegen Übertreibungen positionieren. Zudem müssten Kapitalanforderungen antizyklisch angehoben werden: In guten Zeiten für schlechte Zeiten vorzusorgen, sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Und zu guter Letzt sollten die Regulatoren sich die Gesetze nicht von den Banken vorschreiben lassen, wie es jetzt bei Basel III wieder zum Teil geschieht.

Lesen Sie die gesamte Analyse im White Paper von James Montier „The Flaws of Finance.“

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