Finanzkrise ist noch nicht vorbei

31.03.2008, 17:13 Uhr

"Die gegenwärtigen Korrekturen an den Aktienmärkten werden noch weitergehen," konstatierte GMO-Chairman Jeremy Grantham an der heutigen Investoren-Konferenz. "Wir rechnen erst mit einem Erreichen des Tiefpunktes nach dem Jahr 2010. Bis dann sollten die Kurse um weitere 35% korrigieren."

Im Sommer 2007 hatte Jeremy Grantham an der

Investoren-Konferenz in Zürich eine erste globale Blase in allen Asset-Klassen

diagnostiziert. Die Immobilienblase in den USA ist mittlerweile geplatzt.

„Gegenüber dem langfristigen Mittel sind die Hauspreise in den USA noch immer

16% überwertet, in Grossbritannien sogar noch mehr als 40%“, meinte Grantham.

Die jetzige Finanzkrise führt er auf die immens gestiegene Verschuldung der

Privathaushalte und der Finanzindustrie zurück. So hat sich in den USA die Verschuldung

der öffentlichen Hand in den vergangenen 20 Jahren in einer Bandbreite von 50

bis 65% des Bruttoinlandproduktes (BIP) mehr oder weniger stabilisiert,

diejenige der Unternehmen lag zwischen 35% und 45%. Hingegen ist im gleichen

Zeitraum die Verschuldung der Privathaushalte von 50% auf 100% des BIP gestiegen.

Das ganz grosse Problem liegt bei der Finanzindustrie, deren Verschuldung sich

von 30% des BIP auf über 100% des BIP mehr als verdreifacht hat.

Einige der Blasen wie diejenige der Technologiewerte im Jahr 2000 sind

mittlerweile korrigiert, für den breiten US-Markt gilt dies hingegen nicht. Die

gegenwärtigen P/Es stehen zwar nicht viel über dem historischen Mittelwert, die

Gewinnmargen der Unternehmen sind hingegen immer noch rekordhoch. „Die

Gewinnmargen der US Large Caps betragen rund 8% bei einem langfristigen

Durchschnitt von 6%“, meint Grantham. Erste Gewinnrevisionen ausserhalb des

Finanzsektors sieht er als Zeichen einer Rückkehr zum langfristigen

Durchschnitt. „Die steigenden Risikoprämien, die wir zurzeit im Bondmarkt

sehen, werden auch auf die Aktienmärkte überspringen.“

GMO sieht weiterhin Potenzial in den Emerging Markets. Allein durch die

demographische Entwicklung geraten die entwickelten Länder immer mehr ins

Hintertreffen, da ihre Wirtschaftskraft und damit das Potenzialwachstum

gebremst wird. In den vergangenen Jahren konnte man bereits feststellen, dass

die G7-Länder rund 10% hinter ihrem langjährigen BIP-Wachstumstrend von real

3,1% zurückgefallen sind, während die Emerging Markets gegenüber dem 20-Jahrestrend

von 4,9% sogar leicht beschleunigen konnten. GMO rät weiterhin zu einer

vorsichtigen Anlagepolitik mit Schwerpunkt auf Qualitätstitel und einem hohen

Anteil von Liquidität.

An der diesjährigen GMO Investoren-Konferenz

nahmen rund 80 Vertreter von institutionellen Anlegern teil. GMO verwaltet rund 140 Mrd Dollar für institutionelle Investoren.

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