Vive la France, es lebe Europa und seine Aktien

Britta Weidenbach, Head of European Equities bei der Deutschen AM
Britta Weidenbach, Head of European Equities bei der Deutschen AM

Die Stärken des europäischen Wirtschaftsraums seien dieses Jahr nicht mehr zu übersehen, sagt Britta Weidenbach, Head of European Equities bei der Deutschen Asset Management, in ihrer Analyse zum Ausgang der Präsidentschaftswahlen in Frankreich.

11.05.2017, 13:39 Uhr

Redaktion: jho

Mit dem Ergebnis der französischen Wahlen wurde das gemäss der Deutschen AM grösste politische Einzelrisiko Europas im laufenden Jahr abgewendet. Zudem scheinen die populistischen Strömungen vorerst ihren Höhepunkt überschritten zu haben. Die Deutsche AM nimmt dies zum Anlass, Europas Aktien auf übergewichtet hochzustufen, da die politischen Unwägbarkeiten vor allem ausländische Investoren davon abgehalten haben dürften, ihre Gelder verstärkt nach Europa umzuschichten.

Dabei sind die Stärken Europas dieses Jahr nicht mehr zu übersehen: Neben dem stabilen makroökonomischen Umfeld überzeugt vor allem die Gewinndynamik europäischer Firmen. Dieses Jahr markiert den Wendepunkt in Europa. Das Gewinnwachstum ist nach sechs schwachen Jahren zurückgekehrt und die Deutsche AM rechnet mit einem zweistelligen Ergebnisplus im Jahresvergleich. Die bisherige Berichtssaison unterstützt deren positives fundamentales Bild. Die Bewertung ist dabei, vor allem im Vergleich zu den USA, vernünftig. Viele Anleger sprechen zwar davon, dass sie Europa wieder attraktiver finden, aber in der Breite ist dies noch nicht in ihren Positionierungen reflektiert.

Mit Emmanuel Macron steht ein bekennender Europäer an der Spitze des wichtigsten politischen Partners Deutschlands. Dies könnte die Investorenphantasien sogar hinsichtlich weiterer Integrationsschritte – etwa einer besser abgestimmten und stimulierenden Fiskalpolitik – beschleunigen. Die Region könnte zum Jahresende also sogar stabiler dastehen als zu Jahresbeginn. Dabei sollte man die Wahlergebnisse auch nicht schönreden, belegen sie doch das hohe Mass an politischer Unzufriedenheit und den Vertrauensverlust in die etablierten Parteien. Nichtsdestotrotz ist es die sechste Wahl in Europa seit Ende 2016, bei der nationalistische Parteien schlechter abgeschnitten haben als zuvor prognostiziert.

Insgesamt sieht die Deutsche AM auf gesamteuropäischer Ebene eine leichte Entspannung bei den politischen Risiken. Der Brexit dürfte in deren Augen auf kurze und mittlere Sicht eine wirtschaftliche Belastung sowohl für Grossbritannien als auch die restliche EU darstellen, da die Trennung von Europa schon jetzt zu Friktionen und Ungewissheit führt. Egal wie gut die Verhandlungen laufen, sie werden den Schaden wohl lediglich minimieren, aber nicht eliminieren können. Damit bleibt als grösstes Einzelrisiko Italien, wo politische Unzufriedenheit und ein fragiler Bankensektor auf ein siechendes Wirtschaftswachstum stossen. Allerdings die Deutsche AM mit Neuwahlen nicht vor dem vierten Quartal 2017.

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