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Macron oder Le Pen – Wer regiert künftig in Frankreich?

Bild: Cornerstone (pixelio)
Bild: Cornerstone (pixelio)

Viel ist in den Wochen bezüglich den französischen Präsidentschaftswahlen passiert. Hinsichtlich des wahrscheinlichen Wahlausgangs hat sich wenig geändert, sagen die Experten der Deutschen AM.

21.04.2017, 13:08 Uhr

Redaktion: jog

Wie fast alle anderen erwarten auch die Experten der Deutschen AM weiterhin ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem europafreundlichen, sozialliberalen Emmanuel Macron und der rechtspopulistischen Marine Le Pen. Seit gut einem Monat liegen die Beiden statistisch Kopf-an-Kopf, mit jeweils etwa 22 bis 24 Prozent der Wählerstimmen. Inzwischen haben aber die beiden anderen Kandidaten beinah aufgeschlossen. Der konservative François Fillon, bis 2012 Premierminister, liegt aktuell bei etwa 20 Prozent. Der linke, selbsternannte Umstürzler, Jean-Luc Mélenchon holt schnell auf.

Angesichts des leichten, aber beständigen Vorsprungs von Macron und Le Pen sprechen statistische Simulationen ausgehend von den aktuellen Umfrageergebnissen unverändert für eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass diese beiden in der zweiten Runde am 7. Mai aufeinander treffen werden. Auf Wettseiten ermittelte Daten zeichnen ein ähnliches Bild.

In trockenen Tüchern noch nicht ganz
Aber derartige Simulationen können immer nur so gut sein wie die verwendeten Daten. Frankreich hat bisher noch nie ein ähnliches Wahlszenario erlebt die Kandidaten der klassischen Volksparteien haben es diesmal weder Links noch Rechts unter die Top Zwei geschafft. Regionale Unterschiede in der Wahlbeteiligung richtig abzubilden dürfte schwieriger geworden sein. Angesichts der grossen Unterschiede in den Wählerpräferenzen vor allem zwischen ländlichen und städtischen Wählern könnten dieses Mal von noch grösserer Bedeutung sein. Und auch die Tatsache, dass Le Pen und Macron über einen so langen Zeitraum in allen Umfrageergebnissen so beständig aneinander liegen, ist nicht (nur) beruhigend. Dies könnte darauf hinweisen, dass Meinungsforscher ihre Methoden anpassen, um ähnliche Ergebnisse wie ihre Kollegen zu erhalten und somit das Risiko erhöhen, dass alle völlig daneben liegen.

Egal, welche zwei Kandidaten schlussendlich den zweiten Wahlgang bestreiten werden, eine riesige Überraschung wäre keine der möglichen Konstellationen mehr. Der Abstand zwischen den vier führenden Präsidentschaftskandidaten wird zunehmend geringer. So könnte Mélenchon im Endspurt zusätzliche Unterstützung auf Kosten anderer linker Kandidaten, die weit abgeschlagen sind, erhalten. (2012 schnitt Mélenchon schlechter ab als in den Umfragen, vor allem weil sich viele Wähler in letzter Minute für François Hollande entschieden, der dann auch Staatspräsident wurde. Dieses Mal könnte der Sog genau umgekehrt wirken.) Fillons Kandidatur wurde von diversen Skandalen überschattet. Vielleicht hat dies einige Wähler dazu bewogen, ihre Wahlabsichten in Umfragen zu verheimlichen.

Ermittlungsmethoden anhand von Online-Daten, Internetsuche und Social Media gehen ebenfalls von einem bisher noch nicht entschiedenen Rennen aus. Von Odoxa/Dentsu Consulting parallel zu traditionellen Meinungsumfragen ermittelte Internetdaten unterstreichen die starke Position von Mélenchon (dessen Webseite und YouTube-Kanal die meisten Besucher verzeichnen und der auch in den Social Media ausgezeichnet abschneidet). Laut Filteris, Online-Imageanalyse aus Kanada, ist Fillon in einer stärkeren und Macron in einer wesentlich schwächeren Position als traditionelle Umfrageergebnisse vermuten lassen. Derartige Analysen sind jedoch bislang kaum erprobt, ihre Zuverlässigkeit ist also schwer einzuschätzen. (Filteris hält seine Methoden streng geheim, sodass ihr Wahrheitsgehalt kaum zu überprüfen ist.) Sie könnten auch tendenziös oder leicht manipulierbar sein, beispielsweise wie dies Russland sowohl bei den französischen als auch bei den US-Präsidentschaftswahlen im letzten Jahr vorgeworfen wurde.

Hauptszenario: Präsident Macron
Alles in allem rechnet man bei der Deutschen AM trotzdem mit Le Pen und Macron als Spitzenreitern. Umfrageirrtümer könnten sich ebenso gut zu ihren Gunsten auswirken. Unentschlossene Wähler könnten sich ebenfalls im letzten Moment für die augenscheinlichen Favoriten entscheiden (wie dies bei früheren Präsidentschaftswahlen häufig der Fall gewesen ist).

Sollten Le Pen und Macron als Sieger hervorgehen, sind Macrons Aussichten für den zweiten Wahlgang jetzt wesentlich besser als noch vor einem Monat. Als politischer Newcomer hat er sich kaum Fehler erlaubt und zunehmend das Vertrauen der Wähler gewonnen. Sollte er in der zweiten Runde auf Le Pen treffen, so geben ihm die Umfrageergebnisse einen Vorsprung von etwa 20 Prozent. Bei all diesen Zahlen sind zwei wichtige Details der Umfrageergebnisse besonders aufschlussreich:

  • Erstens ist die Zahl der Macron-Wähler, die nicht mehr bereit sind, ihre Meinung zu ändern, in den letzten Wochen stetig gestiegen und liegt jetzt häufig über der Zahl von Le Pen-Wählern.
  • Zweitens will eine beständige Mehrheit französischer Wähler (deutlich über 50 Prozent) nicht, dass der Front National von Marine Le Pen an die Regierung kommt. Diese Mehrheit rechnet nicht mit einem Sieg Le Pens und will diesen auch nicht. Bei den verschiedenen Variationen in der Frage ("Wer soll die Präsidentschaftswahl gewinnen?") erreichte Le Pen in der Tat höchstens 20 Prozent. Sogar bei einigen ihrer eigenen Sympathisanten bleibt die Stimmabgabe für Le Pen eher ein Zeichen des Protests als ein Regierungsmandat.


Vor diesem Hintergrund ist das Hauptszenario der Deutschen Asset Management, dass die Märkte die Aussicht auf eine Präsidentschaft Macrons unmittelbar nach der ersten Runde weitgehend unabhängig von den genauen Ergebnissen einpreisen werden. Der Spread zwischen französischen und deutschen Staatsanleihen dürfte schnell wieder dort ankommen, wo er war, bevor an den Märkten Ängste wegen eines möglichen Ausscheidens Frankreichs aus der Eurozone unter Le Pen geschürt wurden. Der Euro dürfte leicht Aufwind erhalten. Auch die Aktienmärkte dürften profitieren, wenn auch der unmittelbare Spielraum nach oben begrenzt sein könnte. Nur wenig Le Pen-Risiko scheint eingepreist. Macrons Reformpläne sollten französische Aktien zusätzlich stützen und könnten auch die allgemeine Stimmung bezüglich Europa verbessern. Seine Regierungsfähigkeit wird jedoch ganz entscheidend vom Ausgang der Parlamentswahlen am 11. Juni und einer Stichwahl am 18. Juni abhängen.

Die Ergebnisse der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen sollten genau nach Hinweisen untersucht werden, wie Macrons Bewegung "En Marche" bei den Parlamentswahlen abschneiden könnte. Hier ist besonders darauf zu achten, ob es Macron gelingt, nicht nur in den städtischen Hochburgen Wähler zu gewinnen.

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