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Weltwirtschaft am Wendepunkt

22.01.2008, 17:35 Uhr

Die Weltwirtschaft befindet sich derzeit an einem Wendepunkt. Etwas über die weltweite Wirtschaftssituation im Jahr 2007 zu lesen, kam der Lektüre eines spannenden Buches nahe. Die Situation im Jahr 2008 kann sogar mit einem Krimi verglichen werden. So drücken es die Nordea-Ökonomen aus und beschrieben dies in ihrer Veröffentlichung mit dem Titel “Economic Outlook, January 2008” (Wirtschaftsprognose, Januar 2008).

Ungeachtet der Bemühungen der führenden Zentralbanken sich durch die Hypothekenkrise zu manövrieren, scheint die US-amerikanische Wirtschaft immer fragiler zu werden. Wir sind der Meinung, dass sich die US-amerikanische Wirtschaft mit einer Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent in eine wirtschaftliche Rezession begibt. Gleichzeitig zeigen die Märkte in Europa und Japan Anzeichen eines Rückgangs der Konjunktur, so Helge J. Pedersen, Leiter der Abteilung Economic Research bei Nordea.

Die Wirtschaft der nordeuropäischen Länder hat für lange Zeit die schnellste Wachstumsrate in der westlichen Welt erlebt. Es hat jedoch den Anschein, dass sogar die skandinavischen Länder Schwierigkeiten damit haben, die am Horizont heraufziehen dunklen Wolken zu vertreiben.

Die Weltwirtschaft ist derzeit von den Fähigkeiten der schnell wachsenden asiatischen und der weiteren aufstrebenden Märkte abhängig, um weiterhin mithalten zu können. Wir bezweifeln, dass diese Länder dazu in der Lage sind, als eine Art "Wachstumsantrieb" für die restliche Welt zu fungieren, äussert sich Helge J. Pedersen.

Die dänische Wirtschaft erfährt einerseits einen stetigen Rückgang der Arbeitslosigkeit. Progressive Gehaltserhöhungen und ein beständiger Rückgang des Leistungsbilanzüberschusses weisen darauf hin, dass die dänische Wirtschaft mehr als voll ausgelastet ist.

Andererseits sind deutliche Anzeichen eines allmählichen Rückgangs des privaten Konsums infolge höherer Zinsen und eines instabilen Immobilienmarktes zu erkennen. Wir prognostizieren dennoch die Wahrscheinlichkeit einer "weichen Landung" der dänischen Wirtschaft innerhalb der nächsten paar Jahre. Die Gefahr einer überhitzten Wirtschaft könnte jedoch mit Hilfe einer weniger auf Expansion ausgerichteten Wirtschaftspolitik seitens der dänischen Regierung abgewendet werden, so Helge J. Pedersen.

Mit Ausnahme eines leichten Rückgangs auf dem Immobilienmarkt sind kaum Schwachstellen in der norwegischen Wirtschaft auszumachen. Die Löhne steigen rasch an und die Inflation wird höher angesetzt. In der Ölbranche werden wir ein weiterhin starkes Wachstum verzeichnen können und solange die Ölpreise stabil bleiben, wird sich die norwegische Wirtschaft im internationalen Tumult relativ gut behaupten können.

Die ansteigenden Zinsen werden sich auf das Sparverhalten der Haushalte auswirken und die Inlandsnachfrage wird abgeschwächt werden. In Verbindung mit einer schwachen internationalen Prognose wird dies, trotz deutlicher Belastungsfaktoren und der zunehmenden Inflation, lediglich zwei Zinsanstiege im Jahr 2008 bewirken, so Helge J. Pedersen und fügt hinzu, dass die ansteigenden Zinsen und das relativ starke Wachstum die norwegische Krone weiterhin stark halten werden.

In Schweden ist die Wirtschaft im Jahr 2007 stärker zurückgegangen als erwartet. Dies ist hauptsächlich auf einen geringeren Exportzuwachs zurückzuführen. Nordea geht davon aus, dass der Zuwachs dieses Jahr weiterhin zurückgehen wird. Mit der Inlandsnachfrage als Hauptantriebskraft wird sich die Wirtschaft dennoch genau um bzw. annähernd der potentiellen Wachstumsrate weiter ausdehnen. Die Beschäftigung hat im Jahr 2007 stark zugenommen und wird in diesem Jahr wahrscheinlich weiterhin ansteigen, jedoch langsamer im Vergleich zum Vorjahr.

Ein angespannter Arbeitsmarkt in Verbindung mit enormen Lohnerhöhungen und einem niedrigen Produktivitätswachstum wird zu einem höheren Kostendruck führen. Die Inflation wird weiterhin durch stark ansteigende Energie- und Lebensmittelkosten verstärkt und die Prognosen sagen ein eindeutiges Überschreiten der von der Riksbank gesetzten 2-Prozent-Marke im Jahr 2008 voraus.

Die Inflation wird jedoch weitgehend in Einklang mit dem Ziel am Jahresende gesehen. Die Riksbank wird aus diesem Grund den Repo-Zinssatz unverändert bei 4 Prozent im gesamten Jahr 2008 halten.

Die finnische Wirtschaft ist im letzten Jahr rasch gewachsen, das Momentum ist jedoch bereits in der zweiten Jahreshälfte 2007 merklich zurückgegangen. Nordea geht davon aus, dass das BIP-Wachstum leicht unter dem zu einem früheren Zeitpunkt geschätzten Wachstum liegen wird, was auf eine schwächere Exportnachfrage zurückzuführen ist.

Wir gehen jedoch davon aus, dass die Exportnachfrage im Jahr 2009 leicht ansteigen wird und demzufolge wird der Rückgang der Wirtschaft sowohl mässig als auch kurzlebig sein. Es besteht allerdings die Gefahr eines heftigeren Rückgangs, der mit den von der Weltwirtschaft ausgehenden Risiken in Zusammenhang steht. Die Prognosen insbesondere im Hinblick auf die Verbrauchernachfrage sind jedoch dermassen solide, dass sogar grosse Schwierigkeiten auf den Exportmärkten die finnische Wirtschaft wahrscheinlich weniger belasten werden als zu Beginn dieser Dekade, äussert sich Helge J. Pedersen.

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