Seco senkt Wachstumsprognose für Schweizer Wirtschaft
Auch ohne eine internationale militärische Eskalation besteht laut Seco das Risiko von grösseren wirtschaftlichen Auswirkungen als in der aktuellen Prognose unterstellt. (Bild: Shutterstock.com/Lightspring)
Die Expertengruppe des Bundes senkt ihre Wachstumsprognose für das Sportevent-bereinigte Schweizer BIP auf 2,8%. Die gestiegene Teuerung und der Ukraine-Konflikt bremsen die Erholung. Hingegen habe sich die epidemiologische Lage über Erwarten schnell entspannt. Vom Krieg in der Ukraine gehen grosse Risiken für die globale Konjunktur aus.
14.03.2022, 11:07 Uhr
Redaktion: rem
Das 4. Quartal 2021 war durch die jüngste Corona-Welle und die damit einhergehenden Massnahmen geprägt. Erwartungsgemäss setzte sich die Erholung der Schweizer Wirtschaft fort, wenn auch in etwas schwächerem Tempo. Der Krieg in der Ukraine belastet laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) die Aussichten und birgt grosse Konjunkturrisiken. Er treffe die Schweizer Wirtschaft aber in einer bereits relativ guten Verfassung. Die Binnenkonjunktur erhole sich. Auch der Arbeitsmarkt entwickle sich günstig: "Die Beschäftigung wächst, die Arbeitslosigkeit liegt wieder auf dem Vorkrisenniveau. Teile der Wirtschaft beklagen gar Fachkräfteengpässe. Zudem lässt die weitgehende Aufhebung der Corona-Massnahmen eine kräftige Erholung des Dienstleistungssektors erwarten. Insbesondere im Gastgewerbe und bei den Freizeit- und Kulturdiensten bestehen noch grosse Aufholpotenziale", so das Seco.
Deutliche indirekte Effekte des Ukraine-Konflikts
Die direkten Auswirkungen des Ukraine-Konflikts auf die Schweiz dürften begrenzt sein, da die wirtschaftliche Verflechtung mit Russland und der Ukraine verhältnismässig gering ist, folgern die Bundesökonomen. Von deutlichen indirekten Effekten sei indes auszugehen. Auf den Weltmärkten sind die Preise von wichtigen Exporten Russlands und der Ukraine, namentlich Energieträger sowie gewisse Grundnahrungsmittel und Industriemetalle, stark angestiegen. Damit bleibt der Teuerungsdruck international zunächst deutlich erhöht.
Die jüngste Aufwertung des Schweizer Frankens trage dazu bei, den Preisdruck in der Schweiz zu begrenzen, trotzdem sei auch im Inland von höheren Inflationsraten auszugehen. Die Expertengruppe revidiert ihre Erwartung für die Inflation in der Schweiz im Jahr 2022 auf 1,9% (Prognose von Dezember 2021: 1,1%) und geht von entsprechenden dämpfenden Effekten auf den privaten Konsum aus. Zudem laste die erhöhte Unsicherheit auf dem Investitionsklima, und die globalen Lieferkettenprobleme verstärkten sich wieder.
Wachstumsprognose revidiert
Vor diesem Hintergrund revidiert die Expertengruppe ihre Wachstumsprognose für 2022 auf 2,8% (Sportevent-bereinigtes BIP, Prognose von Dezember: 3,0%). Somit würde die Schweizer Wirtschaft vorläufig ihre Erholung von der Corona-Krise mit einem überdurchschnittlichen BIP-Wachstum fortsetzen, wenn auch weniger dynamisch als in der Vorprognose erwartet. Dies unter der Voraussetzung, dass ein deutlicher Abschwung bei wichtigen Handelspartnern ausbleibt, und insbesondere, dass es zu keinen massiven Energie- und Rohstoffengpässen in Europa kommt.
In der zweiten Hälfte des Prognosezeitraums dürften die Aufholeffekte im Zusammenhang mit der Corona-Krise schwächer werden. Sofern auch die bremsenden Effekte des Ukraine-Konflikts nachlassen, ist laut Seco eine Normalisierung der Konjunktur zu erwarten. Für das Gesamtjahr 2023 prognostiziert die Expertengruppe ein BIP-Wachstum von 2,0% (Sportevent-bereinigt). Die Inflation dürfte auf 0,7% (unveränderte Prognose) im Jahresdurchschnitt zurückgehen.
Für den Arbeitsmarkt geht die Expertengruppe von einer weiteren Erholung aus und erwartet im Jahresdurchschnitt 2022 eine Arbeitslosenquote von 2,1%, gefolgt von 2,0% im Jahr 2023.
Konjunkturrisiken: Grosse Unsicherheit
Die Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt ist sehr gross. Auch ohne eine internationale militärische Eskalation bestehe das Risiko von grösseren wirtschaftlichen Auswirkungen als in der aktuellen Prognose unterstellt.
Die Schweizer Wirtschaft würde empfindlich getroffen, sollte es zu einem deutlichen Wirtschaftsabschwung bei wichtigen Handelspartnerländern kommen, so das Seco. Dies etwa, falls es im Zuge unterbrochener Rohstofflieferungen aus Russland zu erheblichen Produktionsausfällen in Europa käme. In einem solchen Szenario wäre international mit einem anhaltend hohen Preisdruck bei gleichzeitig rückläufiger Wirtschaftsentwicklung zu rechnen.
Weitere Risiken gehen laut den Bundesökonomen von der stark angestiegenen Verschuldung von Staaten und Unternehmen aus. Auch im Immobiliensektor bestünden im Inland wie international weiter Risiken, insbesondere in China. Die Unsicherheit im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie habe dagegen deutlich nachgelassen, auch wenn weitere Rückschläge zum Beispiel aufgrund neuer Virusvarianten nicht auszuschliessen seien.
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