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Pensionskassenstudie 2025: Immer mehr beziehen Kapital

Auch beim Kapitalbezug gibt es laut Swisscanto grosse Unterschiede je nach Branche. (Bild Gumbariya/Shutterstock)
Auch beim Kapitalbezug gibt es laut Swisscanto grosse Unterschiede je nach Branche. (Bild Gumbariya/Shutterstock)

25 Jahre Schweizer Pensionskassenstudie zeigen laut Mitteilung unter anderem grosse Unterschiede punkto Branchen: In der Finanzbranche beziehen 42 Prozent das Kapital, in der öffentlichen Verwaltung sind es nur 21 Prozent.

28.05.2025, 10:03 Uhr
Vorsorge

Redaktion: sw

Im Langzeitvergleich zeichnet sich die 2. Säule gemäss Swisscanto-Studie durch eine hohe Konstanz und Verlässlichkeit aus: Trotz zahlreicher Krisen profitierten die Versicherten in den vergangenen 25 Jahren stets von einer positiven Realverzinsung – einzig 2022 verzehrte die hohe Inflation die relativ bescheidenen Zinsen. Die Pensionskassen glätten die Kursschwankungen an den Finanzmärkten zugunsten der Versicherten. Die erzielten Renditen sind mit einem kumulierten Beitrag von 38 Prozent seit dem Jahr 2008 die wichtigste Einnahmequelle der 2. Säule – noch vor den Beiträgen der Arbeitgeber mit 36 Prozent und Arbeitnehmer mit 26 Prozent.

Massive Unterschiede

Die Versicherten profitieren jedoch nicht alle gleich stark von den Renditen des «dritten Beitragszahlers». Mit durchschnittlich 4,3 Prozent verzinsten die Vorsorgeeinrichtungen im vergangenen Jahr so grosszügig wie in den letzten 20 Jahren erst einmal im Jahr 2021 – und wie damals sind die Unterschiede zwischen den Kassen erneut enorm. 2024 erhielten manche Versicherte mehr als fünfmal so viel wie andere: Die 10 Prozent der Kassen mit der tiefsten Verzinsung gaben im Schnitt nur 1,75 Prozent an die Versicherten weiter und lagen damit nicht weit über dem BVG-Minimum von 1,25 Prozent. Die 10 Prozent mit den höchsten Zinssätzen verzinsten hingegen satte 8,25 Prozent – also fast doppelt so viel wie der Schnitt.

Das vergangene Jahr machte erneut deutlich, wie stark die Verzinsung von der Performance abhängig ist. Die Zinssätze der renditestärksten 10 Prozent der Kassen waren fast doppelt so hoch wie jene der schwächsten 10 Prozent: Die Top-Performer erzielten im Schnitt eine Rendite von 10,8 Prozent und verzinsten 7,2 Prozent. Die Bottom-Performer kamen hingegen lediglich auf eine Rendite von 4,8 Prozent und verzinsten nur 3,9 Prozent.

Neuer Risikoindikator

Die grossen Unterschiede bei der Performance – und damit auch bei der Verzinsung – werden häufig mit der Risikofähigkeit begründet, da diese die Anlagestrategie einer Pensionskasse massgeblich beeinflusst. Wie risikofähig eine Pensionskasse ist, hängt vor allem davon ab, wie hoch der Anteil des Vorsorgekapitals der Rentnerinnen und Rentner am gesamten Vorsorgekapital ausfällt. Wichtig sind zudem auch der Deckungsgrad, der Anteil des BVG-Guthabens am Vorsorgekapital der Aktiven sowie die Branche.

Die Studienleitung hat diese Faktoren erstmals zu einem Risikoindikator zusammengeführt und die Risikofähigkeit der Kassen mit der Performance verglichen. Wie die Analyse zeigt, ist eine hohe Rendite nicht primär eine Frage der Risikofähigkeit: Von 2020 bis 2024 haben auch Kassen mit einer geringen Risikofähigkeit vergleichsweise hohe Renditen erzielt. Umgekehrt kamen selbst risikofähige Kassen teilweise nur auf geringe Renditen. Der Schluss liegt nahe, dass manche Kassen mehr für die Versicherten herausholen könnten.

Zwar korreliert bei der Mehrheit der Kassen die Performance mit der Risikofähigkeit. Die Analyse zeige aber auch: Einige Kassen schöpfen ihre Möglichkeiten deutlich weniger stark aus als andere mit vergleichbaren Voraussetzungen. Damit bleibe in der beruflichen Vorsorge Renditepotenzial ungenutzt. Das Nachsehen hätten letztlich die Versicherten.

Das werfe die Frage auf, ob die Stiftungsräte zu wenig Anreize haben, das Maximum für die Versicherten anzustreben. Im Gesetz steht die Sicherheit an oberster Stelle und es ist unbestritten, dass das Risikomanagement in der 2. Säule Priorität haben muss. Dennoch sei die Leistung immer auch eine Frage der Ambition. Die Analyse zeige, dass Top-Performer mit kleineren Sicherheitspuffern kalkulieren. Sie setzen sich höhere Ziele und erreichen diese auch. Low-Performer rechnen hingegen vorsichtig und geben sich bereits mit wenig zufrieden.

Kapitalbezug holt Rente ein

Das Fokusthema der 25. Pensionskassenstudie beleuchtet den Trend hin zum Kapitalbezug. In der Diskussion darüber gehe oftmals vergessen, dass der vollständige Kapitalbezug längst nicht allen Versicherten möglich ist. Das gesetzliche Minimum liegt bei 25 Prozent und 11 Prozent der Kassen erlauben nach wie vor keinen vollständigen Kapitalbezug. Trotz der beschränkten Wahlmöglichkeiten hält sich die Verteilung inzwischen fast die Waage: 2024 wählten 38 Prozent der Neurentnerinnen und -rentner der befragten Pensionskassen den vollen Kapitalbezug. 39 Prozent entschieden sich für eine Rente und weitere 23 Prozent wählten eine Mischform.

Banker wählen Kapital

Im vergangenen Jahr bezogen somit 61 Prozent der Versicherten ihre Vorsorgegelder ganz oder teilweise als Kapital. Über die Beweggründe wird viel spekuliert. Ein Motiv ist die Steuersituation, die aktuell aufgrund der möglichen Erhöhung der Kapitalbezugssteuer verstärkt in den Fokus rückt. Ein weiterer möglicher Grund ist die Rentenhöhe. Laut Swisscanto ist der Umwandlungssatz nicht der zentrale Treiber der Kapitalbezüge. So gebe es bei Pensionskassen mit tiefen Umwandlungssätzen keine Häufung von Kapitalbezügen.

Persönliche Gründe wie der Wunsch nach mehr finanzieller Flexibilität oder das eigene Anlagewissen dürften eine grössere Rolle spielen als objektive Faktoren wie Umwandlungssatz oder Steuersituation.

In manchen Branchen ist der Kapitalbezug bereits deutlich verbreiteter als die Rente: In der Finanz- und Versicherungsbranche beziehen 42 Prozent das Kapital, nur 28 Prozent die Rente und 30 Prozent eine Mischform. Auch im verarbeitenden Gewerbe liegt der Kapitalbezug mit 36 Prozent leicht vor der Rente mit 35 Prozent. Im Gesundheits- und Sozialwesen hingegen dominiert weiterhin die Rente und am beliebtesten bleibt diese in der öffentlichen Verwaltung: 49 Prozent wählen die Rente, 21 Prozent das Kapital und 30 Prozent die Mischform.

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