Nachhaltige Energien liegen im Trend

Aktien im Bereich erneuerbarer Energien haben Anfang 2008 stark korrigiert. Aus Sicht von SAM (Sustainable Asset Management) bietet dies attraktive Einstiegschancen. Denn der Trend zu klimaschonenden Energieformen ist ungebrochen. Die jüngste Direktive der EU-Kommission zum Klimaschutz beschleunigt diese Entwicklung zusätzlich. Eine Einschätzung von Bjørn Tore Urdal, Senior Equity Analyst, Energy.

29.04.2008, 14:38 Uhr

Die Fahrt an die Tankstelle macht allen Automobilisten klar: Fossile Kraftstoffe haben sich massiv verteuert. Anfang Jahr erzielte das Fass Rohöl erstmals einen Preis von USD 100. Damit erreichte das Schwarze Gold einen neuen nominalen Rekord. Zwischenzeitlich sind die Notierungen für Öl zurückgegangen. Die sich verlangsamende Konjunktur in den USA hat nicht nur die Aktienmärkte unter Druck gesetzt, sondern dürfte auch zu einer geringeren Nachfrage nach Erdöl führen. SAM rechnet für das laufende Jahr mit im Vergleich zum Markt- und Broker-Konsensus tieferen durchschnittlichen Rohölpreisen.

Fossile Energien bleiben auch in Zukunft kostspielig

Der prognostizierte Rückgang der Ölpreise dürfte jedoch bloss vorübergehender Natur sein. Die Nachfrage nach fossilen Energieträgern wird in Zukunft schneller wachsen als das Angebot. Der sich ausweitende Bedarf an fossilen Energien kommt vor allem aus den stark wachsenden Emerging Markets, deren wirtschaftliche Entwicklung sehr energie- und rohstoffintensiv ist. Für die Anbieter erneuerbarer Energien bedeutet dies: Fossile Energieträger bleiben so teuer, dass der Trend zu erneuerbaren Energien ungebrochen bleibt. Die derzeit attraktiven Bewertungen von Unternehmen in den Bereichen Photovoltaik und Windkraft eröffnen Investoren attraktive Einstiegschancen, da ihre Erträge unserer Meinung nach von einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums und temporär tieferen Erdölpreisen nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.

Politik forciert Klimaschutz auf globaler Ebene

Erneuerbare und CO2-effiziente Energieformen profitieren von politischen Bestrebungen, das Klima zu schützen. Um ihre Klimapolitik fortzuführen, hat die EU-Kommission Ende Januar eine Direktive erlassen, in der sie ehrgeizige Ziele formuliert. So sollen die CO2-Emissionen bis 2020 gegenüber dem Jahr 1990 um 20% reduziert werden. Die Direktive schreibt weiter vor, dass der Anteil der erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch bis ins Jahr 2020 auf 20% steigen soll. Dazu wird die EU den Handel mit Emissionszertifikaten weiter entwickeln, was den Ausstoss von CO2 verteuern dürfte und entsprechend Anreize setzt, klimaschonend zu wirtschaften. SAM geht davon aus, dass diese EU-Direktive dem Einsatz von erneuerbaren Energien wie Windkraft und Solarenergie zugute kommt.

Boombranche Photovoltaik

Im öffentlichen Raum sind Solaranlagen immer präsenter: Sei es auf Flachdächern, an Hausfassaden oder entlang von Schallschutzmauern. Neben der Aussicht zu immer tieferen Kosten Elektrizität aus Sonnenlicht herstellen zu können, haben auch die grosszügigen staatlichen Förderbeiträge und Rahmenbedingungen zur sehr guten Entwicklung der Photovoltaik-Branche beigetragen. Wie bei jedem Wachstumssektor sind zwischenzeitliche Kursrückschläge jedoch möglich wie zuletzt Anfang dieses Jahres.

Attraktive Einstiegschancen für Anleger

Aus einer mittel- bis längerfristigen Perspektive bieten die Anfang dieses Jahres gefallenen Titel im Solarbereich jedoch attraktive Einstiegschancen. Denn diese Industrie befindet sich in einem entscheidenden Stadium ihrer Entwicklung. Der Zeitpunkt, zu dem unsubventionierter Solarstrom mit Elektrizität aus konventioneller Energie konkurrieren kann, rückt in Reichweite. Je nach der Anzahl Sonnenstunden pro Jahr in einer Region und den prognostizierten Kosten für konventionelle Energie dürften photovoltaische Anlagen bereits ab dem Jahr 2010 Spitzenlaststrom zu konkurrenzfähigen Preisen erzeugen. Ist diese Preisparität erreicht, dürfte sich die Nachfrage nochmals stark erhöhen.

General Electric (GE) weist dem Sektor den Weg

Zusätzliche Nachfrage für erneuerbare Energien kommt aus den USA: Dort ist derzeit ein Gesetzesentwurf in der Diskussion, der die US-Versorger bis ins Jahr 2020 verpflichten wird, 15% ihrer Energie aus erneuerbaren Quellen zu erzeugen. Erneuerbare Energien erhalten damit zusätzlichen Auftrieb. So hat Anfang Jahr GE, eines der grössten Unternehmen der Welt, bekannt gegeben, bis ins Jahr 2010 die Investitionen in erneuerbare Energien von 4 auf 6 Milliarden Dollar um 50% zu erhöhen. Im Vordergrund steht für GE die Windkraft. Das US-Grossunternehmen plant, in 85 Windfarmen zu investieren. Aus Sicht von SAM ist das Engagement von GE wegweisend für den gesamten Sektor der erneuerbaren Energien und extrem ermutigend für Investoren, die sich in diesem Bereich engagieren wollen.

Erdgas bietet hohes Renditepotenzial

Das zunehmend auch international angestrebte Ziel, die Klimaerwärmung durch die Verminderung des CO2-Ausstosses zu bekämpfen, eröffnet im Bereich konventioneller Energieformen interessante Anlagechancen. So zeichnet sich in den USA ein neuer Trend ab: Immer mehr Versorger berücksichtigen bei der Planung neuer Kraftwerke den CO2-Ausstoss. Kohle schneidet bei diesen Überlegungen schlecht ab, da die Herstellung von Strom mittels Kohle im Vergleich zu Erdgas doppelt so viel CO2-Emissionen verursacht. Von den für die Jahre 2008 bis 2012 geplanten Kohlekraftwerken wurden Projekte mit einer Kapazität von 15000 Megawatt bereits aufgegeben. Dies entspricht rund 35% des geplanten Kapazitätsausbaus in den USA. Die daraus entstandene Lücke dürfte primär durch erdgasgefeuerte Kraftwerke geschlossen werden, die im Vergleich zu Kohlekraftwerken nur die Hälfte des klimaschädigenden CO2 ausstossen. Vor diesem Hintergrund dürften Erdgasproduzenten mit Ressourcen in den USA speziell profitieren. Der Energiesektor im Zeichen der Klimaerwärmung kennt also neben erneuerbaren Energien auch im Bereich der fossilen Energien einen klaren Gewinner: Erdgas.

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