Abnehmende Konjunkturerwartungen in der Schweiz

14.02.2008, 11:23 Uhr

Der Finanzmarkttest der Credit Suisse und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zeigt, dass die Konjunkturerwartungen im Februar deutlich gesunken sind. Der Credit Suisse ZEW Indikator der Konjunkturerwartungen ist um 22.8 Punkte auf einen Stand von -55.6 Punkte gefallen.

Auch die Einschätzung der gegenwärtigen Situation reduzierte sich auf hohem Niveau und erreichte im Februar 72.2 Punkte (-13.3 Punkte im Vergleich zum Vormonat). Die Inflationserwartungen für die kommenden sechs Monate sind ebenfalls deutlich gefallen und der Index reduzierte sich von 54.5 auf 26.4 Punkte. Gleichzeitig erwartet fast die Hälfte der Finanzmarktexperten einen tieferen Ölpreis auf eine Frist von sechs Monaten. Immer noch erwartet die Mehrheit der Teilnehmer (61.1%) im kommenden Halbjahr ein unverändertes Niveau der kurzfristigen Zinsen. Weil gleichzeitig aber mehr Umfrageteilnehmer ein tieferes Zinsniveau erwarten und weniger Teilnehmer von einem Zinsanstieg ausgehen, sinkt der Saldo des Index um 49.5 Punkte auf ein Niveau von -20.4 Punkten.

Die Einschätzung der Konjunkturerwartungen der Schweiz für die kommenden sechs Monate ist im Februar deutlich gesunken. Keiner der befragten Finanzmarktexperten hält demnach eine Verbesserung der Konjunktur in den nächsten sechs Monaten für wahrscheinlich. Der Anteil der Experten, die in den nächsten sechs Monaten eine Verschlechterung der aktuellen Konjunktur erwarten, ist um 19.2% auf 55.6% gestiegen. Der ZEW Credit Suisse Indikator der Konjunkturerwartungen ist damit auf -55.6 Punkte gesunken (-32.7 Punkte im Vormonat).

Die positive Wahrnehmung der aktuellen Schweizer Konjunktur setzt sich indessen auch in diesem Monat fort. Eine Mehrheit von 72.2% der Experten stuft die aktuelle Konjunktur in der Schweiz immer noch als gut ein. Allerdings ist der Anteil der Experten, die die aktuelle Wirtschaftslage als normal einstufen um 13.2% angestiegen. Keiner der befragten Finanzexperten hat die aktuelle Konjunktur als schlecht eingestuft. Der Index der aktuellen Konjunkturlage ist damit von 85.5 im vergangenen Januar auf 72.2 Punkte gesunken.

Nach Rekordständen im Januar sind die Energiepreise wieder etwas gesunken. Damit dürfte sich der Einfluss des Ölpreises als Treiber für die Inflation tendenziell verringern. Von den befragten Finanzmarktexperten erwarten nur noch 39.6%, dass sich die Inflationsrate im kommenden Halbjahr erhöhen wird. Im Vergleich hierzu waren es im Vormonat 60%. In diesem Monat ist der Saldo der Inflationserwartungen um 28.1 Punkte auf 26.4 Punkte gefallen.

Die internationalen Börsen haben im letzten Monat ihre Abwärtstendenz fortgesetzt und auch der Swiss Market Index (SMI) musste deutliche Verluste hinnehmen. Von den Umfrageteilnehmern gehen weiterhin 46.2% davon aus, dass der SMI in den nächsten sechs Monaten wieder ansteigen wird. Das sind rund 2% weniger als im Januar. Allerdings vermuten 25.0% der Experten, dass sich die Lage an den Aktienmärkten weiter verschlechtern und der SMI in der Folge weiter fallen wird. Der Saldo im Februar beträgt 21.2 Punkte, was einer Abnahme von 6.6 Punkten entspricht.

Die Umfrageteilnehmer erwarten, dass sich der Schweizer Franken gegenüber dem Euro und dem US-Dollar weiter aufwerten wird. Die Erwartungen sind jedoch weniger eindeutig als noch im Januar und besonders der Saldo der Dollarerwartungen hat sich im aktuellen Finanzmarkttest um 27.1 Punkte reduziert. Gegenüber dem Yen und dem britischen Pfund hat sich der Schweizer Franken in den zurückliegenden Wochen nur unwesentlich verändert, die Finanzmarktexperten erwarten aber in den kommenden sechs Monaten ebenfalls eine stärkere Tendenz des Frankens.

Die Preisentwicklungen bei den Rohstoffen zeichnen ein uneinheitliches Bild. Der Ölpreis ist in den letzten Wochen - nicht zuletzt aufgrund der risikobehafteten Konjunkturaussichten - gesunken. Die Erwartungen der Umfrageteilnehmer für den Rohölpreis der Marke Brent liegen im Februar aber wieder etwas höher als im Vormonat. Ein Anteil von 48.1% der Befragten erwartet einen fallenden Rohölpreis, wobei 13.5% von einem Anstieg ausgehen. Der Index der Ölpreiserwartungen erreicht einen Saldo von -34.6 Punkten, was einen Anstieg um 3.1 Punkte im Vergleich zum Januar bedeutet.

Bezüglich des Goldpreises erwarten immer noch 44.0% der Experten einen Anstieg. Auf der anderen Seite schätzen etwa 30%, dass der Goldpreis im kommenden Halbjahr fallen wird. Der Saldo der Goldpreiserwartung erreicht damit einen Wert von 14.0 Punkten, was einem Rückgang von 2.3 Punkten gegenüber dem Vormonat entspricht.

Die Gewinnsituation der Unternehmen dürfte sich nach Meinung des Grossteils der Befragten weiterhin negativ entwickeln. Dabei prognostizieren 54.0% der Befragten einen Rückgang der Gewinne (+14.4% zum Vormonat). Weitaus weniger Experten als im Vormonat (44.0%) rechnen mit einer gleichbleibenden Gewinnsituation. Der Indikator Gewinnsituation ist damit um 16.2 Punkte auf -52.0 Punkte gesunken. Die Befragten rechnen mit konstanten (38.0%) oder fallenden (62.0%) Umsatzrenditen. Der entsprechende Indikator erreicht damit einen Wert von -62.0 (-15.8 Punkte zum Vormonat). Auch wenn weiterhin ein Grossteil der Experten (61.5%) mit einer konstanten Arbeitslosenrate rechnet, steigen die Sorgen, dass in Zukunft Stellen abgebaut werden könnten. Der Indikator für den Anstieg der Arbeitslosenquote ist um 23.4 Punkte auf 30.8 Punkte gestiegen.

Im Rahmen der Sonderfrage wurden die Finanzmarktexperten diesen Monat um ihre Einschätzung der Auswirkung der Subprime Krise auf das Schweizer Bankensystem und die Konjunkturentwicklung gebeten. Knapp ein Drittel der Umfrageteilnehmer schätzt den Einfluss auf das Bankensystem als ernstzunehmend ein, während 11% eher geringe Risiken sehen. Insgesamt gehen 53% der Befragten davon aus, dass die Auswirkungen auf die Realwirtschaft moderat ausfallen werden. Weitere Details finden sich in der neusten Ausgabe des Finanzmarktreport Schweiz.

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