Wo Schweizer Familien bei den Ferien sparen – und wo nicht

Gutes Wetter und faire Preise: Tunesien legt bei Hotelplan stark zu. (Bild peopleimages.com - yuri_a/Shutterstock)
Gutes Wetter und faire Preise: Tunesien legt bei Hotelplan stark zu. (Bild peopleimages.com - yuri_a/Shutterstock)

Während einige Familien frühzeitig buchen und sich Luxus gönnen, üben andere Zurückhaltung oder streichen ihre Auszeit ganz, wie eine Umfrage von Travelnews bei mehreren Reiseveranstaltern zeigt.

26.03.2025, 10:46 Uhr

Redaktion: Travelnews.ch

Die Lust aufs Kofferpacken ist da – doch immer öfter macht der Kontostand einen Strich durch die Ferienpläne: Wie das aktuelle Familienbarometer von Pro Familia Schweiz und Pax zeigt, stehen zahlreiche Schweizer Familien unter massivem finanziellem Druck.

Krankenkassenprämien, steigende Preise und allgemeine Unsicherheit belasten das Haushaltsbudget spürbar. Fast jede zweite Familie gibt an, nur knapp über die Runden zu kommen – jede zwanzigste schafft es gar nicht mehr. Besonders betroffen: Haushalte mit einem Einkommen unter 100'000 Franken.

Und das bleibt nicht ohne Folgen für die Tourismusbranche. Denn: Reisen zählen zu den ersten Ausgaben, bei denen Familien den Rotstift ansetzen. Laut Umfrage verzichten 42 Prozent der Befragten aus finanziellen Gründen auf Ferien. Doch wie ausgeprägt ist die Zurückhaltung beim Buchen tatsächlich? Travelnews hat in der Schweizer Reisebranche nachgefragt – und die Meinungen gehen auseinander.

Zwischen Sparsamkeit und Buchungslust

Bei Hotelplan Suisse haben viele Schweizer Familien ihre Ferien frühzeitig geplant – insbesondere längere, individuell zusammengestellte Reisen wurden oft bereits bis Dezember gebucht. «Aktuell spüren wir jedoch eine gewisse Zurückhaltung, speziell bei Familien im preissensibleren Segment», sagt Hotelplan Kommunikationschefin Muriel Wolf Landau auf Anfrage.

Ein weiterer Einflussfaktor in diesem Jahr sei der Kalender: «Da die Ostern mit den Frühlingsferien zusammenfallen, verzichten viele Familien auf eine zweite Reise in dieser Zeit. Dadurch werden insgesamt weniger Freizeit- und Kurzreisen unternommen, was sich ebenfalls auf das Buchungsverhalten auswirkt.»

Es gibt aber auch Profiteure der angespannten Budgetsituation in vielen Haushalten: Tunesien verzeichnet bei Hotelplan Suisse in diesem Jahr ein starkes zweistelliges Buchungswachstum. «Familien schätzen das hervorragende Preis-Leistungs-Verhältnis, die kilometerlangen Strände und die authentischen Reiseerlebnisse», so Wolf Landau. Auch Kreuzfahrten erfreuen sich grosser Beliebtheit – sie bieten laut der Kommunikationschefin ein komfortables Rundum-Sorglos-Paket mit klar kalkulierbaren Kosten.

Bei Knecht Reisen zeigt sich derzeit ein uneinheitliches Bild, wenn es um das Buchungsverhalten von Familien geht. «Teilweise beobachten wir eine gewisse Zurückhaltung im Vertrieb», sagt Sprecher Matthias Reimann. «Für viele Familien ist das Budget aktuell ein zentraler Faktor bei der Reiseplanung – entsprechend werden Kosten auch bei Nebenleistungen wie der Verpflegung optimiert, etwa durch die Wahl von Halbpension statt All Inclusive.»

Zudem sei bei einigen Kundinnen und Kunden eine gewisse Unschlüssigkeit spürbar – Reiseentscheidungen würden häufiger mit mehr Bedacht und zeitlicher Verzögerung getroffen als noch in früheren Jahren.

Krisennähe und Preise schrecken ab

Doch das ist nur eine Seite der Medaille: «Gleichzeitig gibt es auch viele Familien, die sich weiterhin schöne Reisen gönnen und bewusst in besondere Ferien investieren», betont Reimann. Besonders spannend sei eine Verlagerung innerhalb der klassischen Badeferien zu beobachten: Der späte Frühling und vor allem der Herbst gewinnen zunehmend an Bedeutung, auf Kosten der bisherigen Hochsaison im Sommer – eine Entwicklung, die auch andere Reiseveranstalter sehen.

Allerdings dürfte diese Tendenz eher mit der sommerlichen Hitze in der Mittelmeerregion zu tun haben als mit den Preisen. Die Herbstferien sind aufgrund der Konzentration auf einen kürzeren Zeitraum eher teurer als die längeren Sommerferien.

Ein klarer Grundtenor im aktuellen Buchungsverhalten ist laut Matthias Reimann die zurückhaltende Nachfrage nach Destinationen, die in geografischer Nähe zu Krisengebieten liegen – etwa die Südtürkei, Zypern oder Ägypten. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate verzeichneten bei Knecht Reisen derzeit eine geringere Nachfrage. «Dies dürfte allerdings weniger politisch motiviert sein», erklärt Reimann, «sondern vielmehr mit der aktuellen Preisentwicklung vor Ort zusammenhängen.»

Klassische Badeferien mit Kindern werden teilweise aus Budgetgründen seltener gebucht. Gleichzeitig gewinnen Familienreisen mit älteren Kindern, insbesondere nach Ende der obligatorischen Schulzeit, deutlich an Bedeutung.

Eher früher gebucht

Keinerlei Sorgenfalten rund um Buchungen von Familienferien sind bei Dertour Suisse zu sehen. Head of Sales Oliver Howald sagt: «Familien haben dieses Jahr ihre Ferien tendenziell früher gebucht, um sich die beliebten Familienzimmer in ihrem Wunschhotel und ihrer Wunschdestination zu sichern.» Auch der Trend zu gehobeneren Hotelkategorien ist laut Howald spürbar – ebenso wie eine zunehmende Nachfrage nach den hauseigenen Clubhotels, etwa den beliebten Aldiana-Anlagen.

In den vergangenen Wochen sei es naturgemäss etwas ruhiger gewesen – Skiferien und Fasnacht dämpften wie jedes Jahr die Buchungsdynamik leicht. Doch das dürfte sich bald ändern: «Nach Ostern rechnen wir mit einem spürbaren Anstieg. Dann kommen jene Familien ins Spiel, die flexibel sind bei Reiseziel und Zeitraum – und gezielt nach Last-Minute-Schnäppchen Ausschau halten», so Howald.

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