20.06.2025, 08:35 Uhr
Nordea Asset Management (NAM) meldet die Auflegung seiner ersten beiden BetaPlus Active ETFs. Damit soll eine der erfolgreichsten Strategien Europas einem breiteren Anlegerkreis zugänglich gemacht werden.
«US-Staatsanleihen gelten eigentlich als sicherer Hafen für Investorinnen und Investoren. Angesichts der Zoll-Drohungen und geopolitischen Anspannung werden sie nun aber zum strategischen Hebel: Wer den USA Geld leiht, kann Druck ausüben», schreibt Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity International.
US-Staatsanleihen bilden so etwas wie das Rückgrat der globalen Finanzarchitektur. Sie lassen sich jederzeit handeln, gelten als verlässlich und sind in Krisenzeiten oft die erste Wahl. Staaten weltweit parken daher Devisenreserven in Schuldtiteln der USA, unabhängig davon, wer gerade im Weissen Haus sitzt. Doch neuerdings gerät diese Rolle ins Wanken: Inmitten wachsender Handelskonflikte könnten die US-Anleihen ins Zentrum politischer Machtspiele rücken.
Seit Donald Trump im April eine neue Zollrunde gegen die Welt und insbesondere gegen China ausgerufen hatte, herrscht Unruhe. Die Zollerhöhung überraschte in ihrer Schärfe, Gegenmassnahmen fielen heftig aus. Nun sind manche Zölle wieder ausgesetzt, aber der Poker gehe wohl erst richtig los.
Was bei diesen Verhandlungen selten in den Blick gerät, ist laut Roemheld die andere Seite des Welthandels, nämlich die Bezahlung der Waren und Dienstleistungen über Devisen. Diese werden in aller Regel in US-Staatsanleihen getauscht und gehalten. China ist heute einer der grössten Gläubiger der Vereinigten Staaten. Nun zieht sich der Staat seit Längerem aus US-Staatsanleihen zurück. Laut Devisenaufsicht SAFE wurden die Treasury-Bestände Chinas seit Anfang 2022 um mehr als 27 Prozent reduziert. Ex-Zentralbanker Yu Yongding warnte bereits: Der Besitz von US-Schulden könnte geopolitisch verwundbar machen. Stattdessen fliesst das Kapital nun zunehmend in Gold und andere Anlagen ausserhalb westlicher Einflusszonen.
Auch Japan, traditionell ein besonders enger Handelspartner der USA, ist zugleich als Geldgeber für den US-Staatshaushalt äusserst relevant. Finanzminister Katsunobu Kato erklärte dazu kürzlich öffentlich, dass die über eine Billion US-Dollar in US-Staatsanleihen in einem möglichen Handelsstreit politisches Gewicht entfalten könnten. Es sei eine «Karte», die bislang noch nie ausgespielt wurde. Kurze Zeit später räumte er zwar ein, dass er nur laut gedacht habe. Doch diese Drohung hat Gewicht.
Ein Hebel, den niemand ansetzen will
Auch die USA sind sich ihrer Verwundbarkeit bewusst. Nach Trumps Zollankündigung kam es zu einem spürbaren Ausverkauf bei US-Staatsanleihen. Wer die Verkäufer waren, ist unklar. Doch machten schnell Spekulationen die Runde, China könnte weitere Bestände abstossen. Das reichte aus, um ein klares Signal zu senden: Wer Amerikas Schuldscheine hält, hat Einfluss.
Der plötzliche Rückzug aus US-Staatsanleihen wäre aber auch für die Gläubiger ein riskantes Manöver. Ein Ausverkauf chinesischer oder japanischer Bestände würde nicht nur die Kurse unter Druck setzen, sondern auch die eigenen Reserven entwerten. Und wohin sonst mit den Milliarden? Gold allein ist keine ausreichende Alternative, sogenannte Agency Bonds halbstaatlicher Akteure sind weitaus weniger liquide, und andere Anleihemärkte schlichtweg zu klein.
Darüber hinaus sind Staatsanleihen mehr als nur Schuldpapiere. Sie dienen weltweit als Sicherheit für Notenbanken, als Grundlage für Währungen und als Barometer für die Gesundheit der Finanzmärkte. Wer sie destabilisiert, provoziert womöglich ein systemisches Risiko.
«US-Staatsanleihen stützen die Finanzierung der Vereinigten Staaten. Ein gross angelegter Abverkauf könnte die fragile Schuldenlage der USA kippen lassen. Doch wer diesen Hebel nutzt, riskiert auch massive Rückschläge für die eigene Vermögenslage. Deshalb wird es vermutlich eher bei Drohungen mit Symbolwirkung bleiben als zu einer konzertierten Aktion kommen. Klar ist aber auch: Die USA halten gerade beim Muskelspiel mit China nicht alle Trümpfe», so das Fazit.