08.11.2024, 09:12 Uhr
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«Im Vorfeld der UN Biodiversity Conference COP 16, die ab heute in Kolumbien stattfindet, wird die Dringlichkeit der Integration von naturbasierten Lösungen in globale Klima- und Biodiversitätsstrategien immer deutlicher», schreiben Marc Palahi, Chief Nature Officer, Lombard und Laura Garcia Velez, Nature Specialist, bei Lombard Odier IM.
Das globale Rahmenwerk, das auf der UN-Konferenz über die biologische Vielfalt (Conference of the Parties – COP 15) in Kanada verabschiedet wurde, unterstreicht die Bedeutung des Naturschutzes und der Wiederherstellung der Natur im Kampf gegen den Klimawandel, die Wüstenbildung und den Verlust der biologischen Vielfalt.
Naturbasierte Lösungen, das heisst Massnahmen zum Schutz, zur Wiederherstellung und zur nachhaltigen Nutzung der Natur, müssen sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor integriert und skaliert werden. Die derzeitigen Investitionen in naturbasierte Lösungen reichen jedoch nicht aus: Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen beziffert in seinem Bericht State of Finance for Nature 2023 die jährlichen Investitionen auf insgesamt 200 Milliarden US-Dollar. Davon trägt der Privatsektor gerade einmal 20 Prozent bei. Diese Investitionen müssen bis 2050 nahezu vervierfacht werden. Nur so können die globalen Ziele des Weltgipfels von Rio de Janeiro 1992 zur Begrenzung des Klimawandels, zum Schutz von Land und Meeren und zur Erreichung der Bodendegradationsneutralität erreicht werden.
Es wird erwartet, dass die Länder vor der COP 16 im Oktober ihre aktualisierten nationalen Biodiversitätsstrategien und Aktionspläne veröffentlichen, um gesellschaftliche Massnahmen zur Schliessung der Investitionslücke zu fördern und Anreize zu beseitigen, die der Natur schaden. Lombard Odier geht davon aus, dass «sich die Diskussionen auf der COP 16 darauf konzentrieren werden, diese Strategien mit den Agenden zu Klimawandel und Wüstenbildung in Einklang zu bringen und Unternehmen und den Finanzsektor als Schlüsselfaktoren für den Übergang zu einer naturverträglichen Wirtschaft mit null Emissionen anzuerkennen.»
Naturbasierte Lösungen sollten im Mittelpunkt der Diskussionen stehen, denn sie sind nicht nur die kosteneffizienteste Lösung, um den Verlust der biologischen Vielfalt und die Wüstenbildung zu bekämpfen. Sie können auch zu mehr als einem Drittel zu den Emissionsreduktionen beitragen, die bis 2030 erforderlich sind, um die globale Erwärmung auf unter 2 Grad Celsius zu begrenzen.
Mit Blick auf die COP 16 ist es laut den Experten wichtig, darüber nachzudenken, wie Unternehmen und Finanzinstitutionen die Naturfinanzierung ausbauen und Chancen nutzen können. Im vergangenen Jahr haben Unternehmen vermehrt verbindliche Naturstandards und freiwillige Offenlegungen eingeführt. Dieser Trend werfe wichtige Fragen auf, wie diese Bewertungen mit dem Übergang zu naturverträglichen Netto-Null-Geschäftsmodellen verbunden werden können.
Die Bio-Kreislaufwirtschaft entwickelt sich zu einem wichtigen Rahmen, um diesen Weg weiterzuverfolgen. Die Umsetzung neuer, vertikal integrierter Geschäftsmodelle würde nicht nur Kapital in den landwirtschaftlichen Produktionsapparat umverteilen, sondern auch die landwirtschaftliche Arbeit angemessen entlohnen und am Erlernen neuer, wirtschaftlich, ökologisch und sozial nachhaltiger Produktionsmethoden teilhaben lassen.
«Wir gehen auch davon aus, dass sektorspezifische Themen wie die Umstellung der Ernährungssysteme auf ein naturverträgliches Netto-Null-Geschäftsmodell ein zentrales Anliegen der COP 16 bleiben werden», schreiben die Autoren.
Klare Anreize seien erforderlich, um die Forstwirtschaft, die Landnutzung und die Landwirtschaft umzugestalten. Diese Sektoren sind für fast ein Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich und sind auf Land angewiesen, dessen Bodenfruchtbarkeit sich durch intensive Nutzung stark und schnell verschlechtert.
Verschiedene Nahrungsmittelrohstoffe wie Kaffee oder Kakao können nachhaltig produziert werden, indem naturbasierte Lösungen wie Agroforstwirtschaft und organische Inputs genutzt werden. Diese naturbasierten Produktionsmodelle würden Lebensmittel mit negativen Emissionen (und damit Scope-3-Emissionen), ohne Abholzung (und damit unter Berücksichtigung der EU-Richtlinie zur Abholzung) und eine klimaresilientere Produktion (und damit auch resiliente Lieferketten) bieten.
«Wir erwarten, dass auf der COP 16 diskutiert wird, wie Unternehmen die Natur integrieren und finanzieren können. Naturinvestmentprodukte wie Zahlungen für Ökosystemleistungen und grüne Anleihen liegen bereits im Trend. Wir glauben jedoch, dass neue, innovative Produkte, die speziell auf die Umgestaltung von Wertschöpfungsketten in Forstwirtschaft, Landnutzung und Landwirtschaft zugeschnitten sind, das Interesse grosser Unternehmen wecken werden. Sie sind die natürlichen Käufer von naturbasierten Lösungen und erzielen die Grössenvorteile, die auf den Märkten für Investitionen in die Natur erforderlich sind.»
Wenn dieser Ansatz erfolgreich ist, könnte er Chancen in Branchen wie Mode, Tourismus und Pharma eröffnen, indem er die Art und Weise verändert, wie wir biobasierte Rohstoffe herstellen. Die Zusammenarbeit von Staaten, Unternehmen und Finanzinstitutionen sei entscheidend, um gemeinsam die Ressourcen zu mobilisieren, die notwendig sind, um die Investitionslücke zu schliessen und eine Bio-Kreislaufwirtschaft zu fördern.