01.11.2024, 13:27 Uhr
Der Optikerkonzern Fielmann verzeichnet dank seiner jüngsten Zukäufe in den USA weiter eine schwungvolle Entwicklung. Der Konzern bekräftigte seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr, doch der Aktienkurs...
«Die Dekarbonisierung von Portfolios institutioneller Anleger wie Schweizer Vorsorgeeinrichtungen muss auf den Pfad zur Erreichung der Pariser Klimazielen gebracht werden. Dies ist in einer verantwortungsvollen Investmentstrategie wichtig und dafür sollten jetzt die Weichen gestellt werden», schreiben Fabio Oliveira, Senior ESG Officer und Peter Bezak, Ökonom und Anlageexperte bei Zurich Invest AG.
Die Dekarbonisierung institutioneller Anlageportfolios ist ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigeren und kohlenstoffarmen Wirtschaft. Angesichts der wachsenden Besorgnis über den Klimawandel und seine Auswirkungen haben viele Vorsorgeeinrichtungen und andere institutionelle Investoren erkannt, dass traditionelle Anlagestrategien langfristig Risiken wie zum Beispiel Stranded Assets bergen können. Die daraus folgenden Überlegungen müssen aber über die Verringerung des CO₂-Exposures und die Portfolioausrichtung auf eine emissionsarme Zukunft hinausgehen. So sollte auch analysiert werden, ob die Portfolios tatsächlich zur Bewältigung des Klimawandels beitragen und messbare Effekte erzielt werden. Die Umstellung auf dekarbonisierende Portfolios ist nicht nur eine ethische Entscheidung. Auch die finanzielle Stabilität und zukünftige Renditen werden berücksichtigt.
Bei der Dekarbonisierung institutioneller Anlageportfolios ist die Sichtweise von Anbietern ebenso wichtig wie die der Investoren. Anbieter von Finanzdienstleistungen, wie beispielsweise Fondsgesellschaften oder Vermögensverwalter, stehen vor der Herausforderung, die wachsende Nachfrage bei nachhaltigen Investitionen zu bedienen und gleichzeitig die Interessen ihrer Kunden zu wahren.
Nachhaltige Anlagen sind in den letzten Jahren zunehmend zum Mainstream geworden. Bestätigt wird diese Entwicklung durch eine von Swiss Sustainable Finance (SSF) durchgeführte Marktstudie zu nachhaltigem Anlegen. Diese belegt, dass nachhaltige Themenanlagen und Impact Investing stark zugenommen haben. Abzulesen ist dies am grossen Interesse der Investoren an wirkungsorientierten Anlagen. Besonders interessant ist, dass der Fokus auf der Minderung des CO₂-Fussabdrucks eines Portfolios liegt. Die von SSF erstmals dazu erfassten Daten weisen aus, dass der Klima-Ausrichtungs-Ansatz beim gesamten Anlagevermögen mit Nachhaltigkeitsbezug (375 Milliarden Schweizer Franken) am Schweizer Markt bereits rund 20 Prozent beträgt.
Es gibt diverse Gründe, warum institutionelle Investoren die Dekarbonisierung von Anlageportfolios in verschiedenen Anlageklassen in Betracht ziehen.
1. Die ESG-Faktoren sind zu einem entscheidenden Massstab für die Bewertung von Unternehmen geworden. Bei Unternehmen, die sich nicht auf Nachhaltigkeit und Emissionsreduktion konzentrieren, ist langfristig mit regulatorischen Herausforderungen, Reputationsschäden und finanziellen Verlusten zu rechnen. Institutionelle Investoren haben erkannt, dass diese Faktoren die langfristige Wertentwicklung von Unternehmen beeinflussen.
2. Die Auswirkungen des Klimawandels werden zunehmend spürbar. Extreme Wetterereignisse, steigende Meeresspiegel und Veränderungen in Ökosystemen haben direkte Auswirkungen auf Unternehmen. Physische Schäden sind ebenso möglich wie Veränderungen in Lieferketten und Absatzmärkten. Durch die Umschichtung von Investitionen in Unternehmen, die weniger anfällig für derartige Risiken sind, können institutionelle Investoren ihr Portfolio widerstandsfähiger gegenüber klimabedingten Einflüssen machen.
3. Die Dekarbonisierung hat das Potenzial, langfristige Renditen zu steigern. Unternehmen, die sich auf erneuerbare Energien, moderne Technologien und ressourceneffiziente Prozesse konzentrieren, könnten langfristig verstärkt von wachsenden Märkten und sich ändernden Verbrauchertrends profitieren. Investoren, die frühzeitig in diese Unternehmen investieren, können diese langfristige Wachstumsperspektive ausnutzen.
Die Umsetzung der Dekarbonisierung erfordert eine sorgfältige Planung. Eine klare Strategie hilft, die Ziele und den Zeitrahmen für die Dekarbonisierung von Portfolios zu definieren. Die Dekarbonisierung ist nicht nur eine Antwort auf die wachsende Nachfrage der Anleger nach ethischen Investitionen. Sie ist auch eine Möglichkeit, Risiken, insbesondere Risiken regulatorischer und finanzieller Natur, zu mindern.
Um den Klimawandel im eigenen und im Anlageansatz externer Vermögensverwalter zu berücksichtigen, hat die Zurich Invest AG als 100-prozentige Tochtergesellschaft der Zürich Versicherungs-Gesellschaft AG und Geschäftsführerin der Zürich Anlagestiftung eine klare Strategie definiert. Darin hat sie sich zu Massnahmen in fünf Bereichen verpflichtet (siehe auch Grafik).
Quelle: Zurich Invest AG
Ein wichtiger Aspekt bei der Dekarbonisierung ist die Integration von Daten und Analysen. Um fundierte Entscheidungen zu treffen, benötigen Investoren genaue Informationen über die Emissionen von Unternehmen. Deshalb bedarf es mehr Transparenz bei den Auswirkungen von Unternehmensaktivitäten auf die Umwelt. Es gibt bereits verschiedene Ratingagenturen und Plattformen, die ESG-Daten bereitstellen und so Investoren bei der Bewertung von Nachhaltigkeitsleistungen unterstützen.
Die Dekarbonisierung von institutionellen Anlageportfolios ist jedoch auch mit Problemen verbunden. Einige Unternehmen, insbesondere wenn sie stark von fossilen Brennstoffen abhängig sind, stehen vor der Herausforderung, ihre Geschäftsmodelle auf nachhaltige Praktiken umzustellen. Hier führt ein wirkungsvoller Engagement-Ansatz zu besseren Investitionsentscheidungen. Er fördert darüber hinaus das Bewusstsein für die Relevanz von Nachhaltigkeit. Entscheidend ist ein ausgewogenes Vorgehen, das sowohl langfristige Nachhaltigkeitsziele als auch kurzfristige finanzielle Stabilität berücksichtigt.
Ein wichtiger Aspekt aus Sicht der Anbieter ist die Aufklärung der Anleger. Nicht alle Investoren sind bereits ausreichend über die Vorteile und Herausforderungen von dekarbonisierenden Anlagen informiert. Bei der Sensibilisierung der Anleger für die Bedeutung von Nachhaltigkeit und die Auswirkungen von Investitionsentscheidungen auf die Umwelt und die Gesellschaft spielen die Anbieter eine wichtige Rolle.
Da immer mehr Investoren die langfristigen Auswirkungen des Klimawandels erkennen, gewinnt die Dekarbonisierung institutioneller Anlageportfolios insgesamt an Bedeutung. Die Bereitstellung von Anlagelösungen mit Dekarbonisierungszielen bedient nicht nur die Nachfrage der Anleger nach nachhaltigen Investitionen, sie trägt auch zur Gestaltung einer zukünftigen Wirtschaft bei, die auf ökologischen und sozialen Verantwortlichkeiten beruht. Entscheidend für das Erreichen der Ziele bei der Dekarbonisierung institutioneller Anlageportfolios ist aber die enge Zusammenarbeit zwischen Anbietern und Investoren.