«Es ist möglich, dass wir die Zinssätze im September erneut anheben, aber es ist genauso möglich, dass wir die Zinssätze konstant halten», sagte Fed-Chef Jerome Powell. (Bild Shutterstock)
Nach der Pause im Juni erhöht die US-Notenbank den Leitzins wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte. Trotz dem höchsten Stand seit 22 Jahren halten Ökonomen das Szenario einer «weichen Landung» für realistisch.
27.07.2023, 09:00 Uhr
Redaktion: sw
Die Federal Reserve (Fed) hat den Leitzins wie erwartet zum elften Mal angehoben. Er liegt nun in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent. Fed-Chef Jerome Powell liess sich alle Optionen für die nächsten Sitzungen offen. Es sei für Haushalte und Unternehmen schwieriger geworden, Kredite zu erhalten. Das würde die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt belasten und die Inflation drücken.
Allerdings «bleibt das Ausmass dieser Auswirkungen ungewiss». Daher wollten die Geldpolitiker «weiterhin zusätzliche Informationen und deren Auswirkungen auf die Geldpolitik bewerten», bevor sie über den weiteren Kurs entscheiden.
«Es ist möglich, dass wir die Zinssätze im September erneut anheben, wenn die Daten dies rechtfertigen, aber es ist genauso möglich, dass wir die Zinssätze konstant halten», sagte Powell. Denkbar sei, dass die Fed die Zinsen bei jeder zweiten Sitzung erhöht, um das Tempo insgesamt zu verlangsamen. Doch auch hier wollte sich der Fed-Chef nicht festlegen. Bis zur kommenden Sitzung im September werden die Geldpolitiker noch zwei weitere Job- und Inflationsdaten zu bekommen, betonte Powell. Diese müsse die Notenbank abwarten.
Ein gutes Ergebnis reicht nicht aus
«Die Fed ist sehr wahrscheinlich fertig mit den Zinserhöhungen», glaubt Edward Moya vom Analysehaus Oanda. Die Notenbanker stehen vor einem schwierigen Balanceakt. Sie wollen den Kampf gegen die Inflation nicht zu früh auslaufen lassen, wie Powell erneut betonte. Doch weil Geldpolitik in der Regel mit deutlicher Verzögerung wirkt, muss die Fed die Straffung beenden, bevor die Inflationsrate den gewünschten Wert von zwei Prozent erreicht hat.
Zuletzt lag sie bei 3,0 Prozent, niedriger als erwartet. Powell betonte, dass dies ein wichtiges Zeichen war, auch für die öffentliche Wahrnehmung. «Doch ein gutes Ergebnis reicht nicht aus.»
«Gut gemacht», lobte etwa David Zervos, Chefökonom von Jeffries, in einer Analyse.
Powell könnte es gelungen sein, was kaum jemand für möglich gehalten hätte: eine sogenannte weiche Landung, ein «soft landing». Dabei wird die Wirtschaft durch die Zinserhöhungen der Notenbank abgeschwächt, ohne in eine Rezession zu schlittern.
«Stark und widerstandsfähig»
Die US-Wirtschaft zeigte sich zuletzt deutlich widerstandsfähiger, als viele erwartet hatten. Die Arbeitslosenquote liegt mit 3,6 Prozent genau auf dem Niveau von März 2022 als die Fed mit den Zinserhöhungen begonnen hatte. Gleichzeitig sank die Inflationsrate zuletzt auf 3 Prozent, vor zwölf Monaten waren es noch mehr als 9 Prozent.
Auch die Kerninflation war im Juni den dritten Monat in Folge rückläufig. Die Rate sank im Juni auf 4,8 Prozent, sie liegt damit erstmals seit Ende 2021 wieder unter der Fünfprozentmarke.
Das habe auch die Ökonomen der Fed dazu bewegt, ihre Prognose zu revidieren, wie Powell erklärte. Angesichts der starken Wirtschaftsdaten würden die Fed-Ökonomen nun nicht mehr von einer Rezession in der zweiten Jahreshälfte ausgehen, sagte Powell. Das Bankensystem sei nach der Krise bei regionalen Instituten im Frühjahr «stark und widerstandsfähig».
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