29.11.2024, 13:56 Uhr
«Die Inflation im Euroraum steigt, aber die Daten ermöglichen der EZB einen geldpolitischen Kurswechsel», schreibt Tomasz Wieladek, Chefvolkswirt für Europa bei T. Rowe Price in seinem aktuellen Marktkommentar.
Die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt ist im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,6 Prozent gewachsen. Damit verringert sich das Wachstum im Vergleich zum Vorquartal um 0,1 Prozentpunkte, wie das Nationale Statistikamt mitteilte.
Die Wirtschaft des Landes wächst auch im dritten Quartal zu langsam, obwohl sich die Regierung mit einem Konjunkturpaket dagegen stemmt. Doch vor allem der Immobiliensektor bremst weiter.
Die Regierung hatte im September ein Konjunkturpaket angekündigt und zahlreiche Massnahmen auf den Weg gebracht, um die anhaltende Immobilienkrise im Land zu überwinden und den Konsum anzukurbeln. Die Aktienmärkte an den Festlandbörsen und im autonom verwalteten Hongkong hatten daraufhin eine Rallye hingelegt. Inzwischen haben sich die Aktienmärkte wieder beruhigt.
Nach den enttäuschenden Zahlen für die chinesische Wirtschaft im Juli und August geben die Industrieproduktion und die Einzelhandelsumsätze im September immerhin Anlass für ein wenig Optimismus. Chinas Industrieproduktion stieg im September um 5,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, nach einem deutlich schwächeren August mit nur 4,5 Prozent.
Die Einzelhandelsumsätze stiegen im September um 3,2 Prozent nach nur 2,1 Prozent im August. Dieser Wert gilt als Indikator für den Konsum. Die Lage auf dem Immobilienmarkt bleibt jedoch besorgniserregend.
So fielen die Preise für Eigenheime in der Volksrepublik im September fast genauso stark wie im Vormonat – um 0,71 Prozent. Der Wert von Gebrauchtimmobilien sank um 0,93 Prozent, nach einem Rückgang von 0,95 Prozent im Vormonat.
Diese Zahlen deuten darauf hin, dass die Bemühungen der Regierung nicht ausreichen, um den Immobiliensektor zu stabilisieren. Zuletzt hatte die Regierung angekündigt, die Kredithilfen für angeschlagene Immobilienentwickler auf bis zu vier Billionen Yuan (rund 517 Milliarden Euro) auszuweiten.
Für das Gesamtjahr hält die chinesische Regierung an ihrem Wachstumsziel von fünf Prozent fest. Ein Sprecher des Statistikamtes erklärte: Die Schwierigkeiten des Strukturwandels in der Wirtschaft hielten zwar an, aber Chinas Wirtschaft habe dem Druck standgehalten. Sie bleibe in einem stabilen Trend.
Experten sehen weniger optimistisch auf die aktuelle Entwicklung. Angesichts des Gesamtbilds erkennen sie noch keine Trendwende für die chinesische Wirtschaft. Harry Murphy Cruise, Ökonom bei Moody’s Analytics, schrieb in einer ersten Stellungnahme nach Bekanntgabe der Wirtschaftszahlen: «All diese Schwäche hält China gefährlich nahe an der Deflation.» Die jüngsten Massnahmen seien zwar richtig, «aber es ist mehr nötig, wenn die Behörden die strukturellen Herausforderungen der Wirtschaft angehen wollen», fügte er hinzu.
Zweifel kommen auch vom Internationalen Währungsfonds (IWF). China könne sich nicht länger auf seine Exporte verlassen, um zu wachsen. IWF-Chefin Kristalina Georgieva sagte am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters, dass das Land zu einem konsumorientierten Wirtschaftsmodell übergehen müsse. Denn Chinas Wachstum könne sonst mittelfristig unter vier Prozent fallen, wenn es auf dem derzeitigen Kurs bleibe. Das sei ein Niveau, «das für China sehr schwierig sein wird. Es wird aus sozialer Sicht sehr schwierig sein».