11.12.2024, 09:37 Uhr
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Private-Markets-Portfolios bieten Diversifikation, Stabilität und Schutz – vorausgesetzt, es besteht ein klar strukturierter Investmentprozess. Wie vorgehen, beschreiben David Hansen und Sven Gralla, Fondsmanager Private Debt & Infrastruktur vom Private-Markets-Spezialisten Kapital 1852 in Düsseldorf.
Bob Dylan sang «You better start swimming, or you'll sink like a stone». So oder so ähnlich könnte man das unsichere Kapitalmarktgeschehen seit nunmehr über drei Jahren aus Investorensicht beschreiben: Angefangen mit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie und gefolgt vom Beginn des russischen Angriffskriegs und jetzt dem Konflikt im Nahen Osten.
«Private-Markets-Strategien können in genau diesen unruhigen Marktlagen nicht nur zur Portfoliodiversifikation beitragen, sondern echten Schutz bieten», erläutern David Hansen und Sven Gralla von der deutschen Private Markets Plattform Kapital 1852.
Stabile Bewertungsniveaus sowie attraktive, auf Sicht einer Dekade stabile Renditen als Portfoliostabilisator würden besonders überzeugen, halten sie fest: «Der illiquide Charakter bietet Investoren nicht nur die Möglichkeit, Illiquiditätsprämien zu vereinnahmen, sondern vielmehr von der geringen Volatilität und Stabilität sowie dem teilweise inflationsindexierten Charakter der Renditen zu profitieren».
«Private Markets are here to stay and to grow» beschreibt die Rolle von Private-Markets-Strategien treffend. Ausgehend von ersten Investitionen in Immobilien, Private Equity und Venture Capital sind die Portfolios stetig gewachsen. Besonders die Anlageklassen Private Debt und Infrastruktur entwickelten sich weiter zu festen Bestandteilen der strategischen Asset Allokation (SAA), beschreiben die beiden Fondsmanager.
Dabei ist der Entwicklungsstand zwischen Family Offices, hochvermögenden und institutionellen Investoren, wie Versicherungen, Versorgungswerken und Pensionskassen, aber auch innerhalb der Gruppen, sehr unterschiedlich.
Gemäss BAI Investor Survey des Bundesverbandes für Alternative Investments (BAI) steigt der Anteil an Private-Markets-Strategien sukzessive: Lag die durchschnittliche Allokation 2020 noch bei rund 21 Prozent, ist sie heute auf über 23 Prozent gestiegen. Die SAA liegt bei fast 26,5 Prozent und zeigt das weitere kurz bis mittelfristige Wachstumspotenzial.
Während die grössten Portfolioanteile derzeit auf die Asset-Klassen Real Estate Equity, Corporate Private Equity (inklusive Venture Capital) und Infrastructure Equity entfallen, ist eine klare Ausweitung der Investments in Debt-Strategien festzustellen.
Bei Aufbau einer Private-Markets-Allokation steht zunächst die Festlegung der SAA unter Berücksichtigung des bestehenden Portfolios und den individuellen Präferenzen sowie dem Risikoprofil des Investors im Vordergrund. Doch unabhängig davon, wie das Portfolio schliesslich ausgestaltet werde, würden Private-Markets-Strategien einen positiven Beitrag mit Blick auf Rendite-Risiko-Kennzahlen des Gesamtvermögens bieten, erklären die zwei Experten.
Das heisst, Investoren können durch die Beimischung entweder die Rendite bei gleichbleibendem Risiko steigern – oder das Risiko bei gleichbleibender Rendite senken.
In Abhängigkeit des Ziels ist das entstehende Private-Markets-Portfolio entsprechend unterschiedlich in einzelne Anlageklassen gewichtet. Während Private Equity und Venture Capital besondere Renditetreiber sind, offeriert (Corporate) Private Debt durch die variable Zinsbasis einen natürlichen Schutz gegen Zinsänderungsrisiken.
Real Estate und Infrastrukturanlagen bieten durch den tangiblen Sachwertbezug einen Schutz vor Inflation – teils sind Renditen sogar inflationsindexiert. Letztere drei Assetklassen weisen zudem teils laufende Ausschüttungen auf, während Private Equity und Venture Capital hohe Renditen massgeblich durch Exits realisieren.
Folgerichtig sollte ein defensiv und auf laufende Erträge ausgerichteter Investor sein Portfolio stärker in Richtung Private Debt, Infrastruktur und Real Estate allokieren. Renditeorientierte, unternehmerisch geprägte Anlegerinnen und Anleger sollten eine höhere Allokation in Private Equity und Venture Capital anstreben, empfiehlt Kapital 1852.
Wo auch immer der Schwerpunkt liegt, eine Diversifikation über mehrere, am besten alle Anlageklassen kann ein Schlüssel sein, um eine maximale Robustheit der SAA im Bereich Private Markets zu erzeugen.
Eine krisenfeste Investmentstrategie sollte zudem verschiedene Wirtschaftsräume berücksichtigen, um die jeweiligen konjunkturellen und politischen Einflüsse und damit verbundenen ökonomische Implikationen auszubalancieren. Gleichzeitig verringert sich das Risiko idiosynkratrischer Schocks. Der Aufbau des Portfolios über mehrere Jahre sowie kontinuierliche Reallokationen in den Folgejahren machen das Portfolio ebenfalls robuster und minimieren das Timing-Risiko.
«Gerade im aktuellen Umfeld und den sich laufend ändernden Rahmenbedingungen ist kontinuierliches Investieren entscheidend», halten David Hansen und Sven Gralla. «Investments in der Krise eine grosse Chance, von geringen Bewertungsniveaus und hoher Kreditqualität der Unternehmen zu profitieren, oder solche Marktphasen sogar mit Spezialstrategien wie etwa Distressed Debt oder PE-Turnaround gezielt zu nutzen.»
Ist die SAA verabschiedet, gilt es, das Private-Markets-Portfolio mit der richtigen Selektion der Investments umzusetzen. Doch was ist der richtige Zugangsweg? Hier gelte: «Know your size and ability». Je länger die Erfahrung und je breiter die Personalbasis, verbunden mit einem hohen Investitionsvolumen, desto direkter können Investmentstrategien implementiert werden.
Das Spektrum kann von Einzelfonds über Secondarys und Co-Investments bis hin zu Direktbeteiligungen reichen. Im Fall von kleineren institutionellen Investoren und vermögenden und hochvermögenden Personen empfehlen Hansen und Gralla einen breiten Ansatz über Dachfonds oder Managed-Account-Lösungen.
Solche Zugangswege könnten auch dann vorteilhaft sein, wenn die Investoren zu einer breiten Anzahl an Managern eine erste Beziehung und Erfahrungswerte aufbauen wollten. Unabhängig vom Zugangsweg sollte der jeweilige Partner besonders gut mit den regulatorischen und individuellen Anforderungen vertraut sein.
Steht auch der Zugangsweg fest, geht es darum, die passenden Investments zu selektieren. Dafür gibt es kein einheitliches Rezept. Gute Investments sollten niemals losgelöst aus einem Portfolio-Kontext getätigt werden, heisst die Devise. Und möglichst auch erst dann investieren, wenn der Markt in seinen Breiten und Tiefen analysiert und eine entsprechende Datenbasis, notwendiges Marktverständnis sowie Zugänge erarbeitet worden sind
«Ein klar strukturierter und kaskadierender Investmentprozess ist entscheidend». Egal ob Direkt- oder Fondsinvestment: Vor jedem guten Investment steht eine tiefgehende Due Diligence, geben die Experten zu bedenken.
Bei der ökonomischen Fonds-Due-Diligence stehen verschiedenste Faktoren im Fokus, wie etwa Organisation, Investmentprozess, Strategie, Rahmendaten, Track-Record und Themen wie Reporting oder ESG. Abgerundet wird die ökonomische Due Diligence durch On-Site-Visits und Reference Checks, die das Bild der zugrundeliegenden Analyse bestenfalls untermauern und festigen sollten.
Weiter sei unabhängig vom Fortschritt des Portfolio-Aufbaues eine genauere, individuelle Risikoanalyse und Bestandsaufnahme der Allokation ratsam, «denn die aktuellen Verwerfungen durch Geopolitik, Geldpolitik, Inflation oder Lieferketten stellen die Portfolien eher früher als später auf die Probe.»
Dabei gebe es nicht die goldene Einzellösung: Eine Allokation muss immer und regelmässig im Gesamtkontext gesehen werden, «because the Time's they are a-changin», um es erneut mit Bob Dylan zu sagen.
Die Fondsstrategien des deutschen Asset Managers für illiquide Anlageklassen werden in der Schweiz von Agathon Capital vertrieben. Als Unternehmen der Hauck Aufhäuser Lampe Gruppe baut Kapital 1852 nach eigenen Angaben auf einer tiefen Verwurzelung im deutschen Mittelstand auf.