05.09.2019, 06:00 Uhr
Grosskonzerne haben ihre Rentabilität in den vergangenen Jahrzehnten kräftig gesteigert, kleinere Unternehmen hinken deutlich hintennach. Doch die Gewichte könnten sich verändern, meint der US-Vermögensverwalter...
In seinem neuesten Quarterly Letter thematisiert Jeremy Grantham, Gründer und Chefstratege bei GMO, die Verknappung der Ressourcen und Rohstoffe.
Wir befinden uns seit fünf Jahren in einer schweren globalen Nahrungsmittelkrise, die sich kaum mildern dürfte. Armen Ländern drohen zunehmend Unterernährung, Hungersnöte oder gar der Zusammenbruch. Querelen um Ressourcen und ernährungsbedingte Migrationswellen bedrohen die globale Stabilität und das Wachstum. Die Gefahr wird von praktisch allen Institutionen und Personen drastisch unterschätzt, mit Ausnahme allenfalls von militärischen Strukturen. Dies schreibt Jeremy Grantham, Gründer und Chefstratege bei GMO, einleitend in seinem neuesten Quarterly Letter, der die Verknappung der Ressourcen und Rohstoffe thematisiert.
Bis 2050 müsste die Nahrungsproduktion um 60% gesteigert werden, um den weltweiten Bedarf einigermassen befriedigen zu können. Grantham zweifelt, dass dies erreicht werden kann. Gründe dafür seien unter anderem die Wasserknappheit, Bodenabnutzung, zunehmenden Klimaextreme sowie steigenden Dünger- und Benzinpreise. Auch wenn genügend Nahrung vorhanden wäre, könnten sich diese immer weniger Menschen leisten, so Grantham.
Höhe Energieinvestitionen nötig
Während die Produktion von ausreichend Nahrungsmitteln schon heute eine grosse Herausforderung darstellt, werden gemäss Grantham die Energieknappheit und die steigenden Energiekosten auf längere Sicht zu gravierenden Problemen führen. Diese würden auch die Entwicklung soliderer Volkswirtschaften beeinflussen. Die Energieproblematik könnte mit sehr hohen Investitionen in erneuerbare Energien und intelligente Stromnetze relativ einfach gelöst werden, meint Grantham, jedoch würde die Politik die Investitionen verhindern. Die Verfügbarkeit von Metallen ist gemäss Grantham zwar nicht in den nächsten Jahrzehnten, aber langfristig das grösste Problem: Sie werden einfach langsam ausgehen und ihre Preise werden steigen.
Für Anleger bedeuten die beschriebenen Herausforderungen, dass Aktien outperformen werden, die von den steigenden Preisen profitieren. Agrar- und Forstwirtschaft stehen zuoberst auf der Liste, so Grantham. Er empfiehlt Investoren mit einem Anlagehorizont von über zehn Jahren mindestens 30% des Portfolios zum Thema Ressourcenknappheit zu investieren.
Aktien aus Eurozone sind kein schlechter Deal
Ben Inker, Vorsitzender des Asset Allocation Teams und Mitglied des Verwaltungsrats, erläutert im zweiten Teil des Quarterly Letters die derzeitige Anlagestrategie von GMO: Wir glauben, dass der S&P 500 heute noch immer deutlich überbewertet ist. Aktien aus der Eurozone sind in der globalen Strategie derzeit 5% übergewichtet, nachdem GMO nach den Kurseinbrüchen im April und Mai dazugekauft hatte. Gemäss Analysen von GMO könnten europäische Aktien (ohne Finanzwerte) bei negativen Events wie einem Staatsbankrott oder einer Euro-Aufsplittung zwar noch immer zwischen 10 bis 15% fallen. Wenn jedoch diese Ereignisse nicht eintreten, wären die Märkte zumindest halbwegs günstig bewertet. Irgendwo zwischen Fair Value und halbwegs günstig ist im Vergleich zu US-Aktien, globalen Anleihen und Cash derzeit kein schlechter Deal, erläutert Inker.
Lesen Sie den ganzen Quarterly Letter von Jeremy Grantham und Ben Inker hier (englisch).