05.09.2019, 06:00 Uhr
Grosskonzerne haben ihre Rentabilität in den vergangenen Jahrzehnten kräftig gesteigert, kleinere Unternehmen hinken deutlich hintennach. Doch die Gewichte könnten sich verändern, meint der US-Vermögensverwalter...
"Die gegenwärtigen Korrekturen an den Aktienmärkten werden noch weitergehen," konstatierte GMO-Chairman Jeremy Grantham an der heutigen Investoren-Konferenz. "Wir rechnen erst mit einem Erreichen des Tiefpunktes nach dem Jahr 2010. Bis dann sollten die Kurse um weitere 35% korrigieren."
Im Sommer 2007 hatte Jeremy Grantham an der
Investoren-Konferenz in Zürich eine erste globale Blase in allen Asset-Klassen
diagnostiziert. Die Immobilienblase in den USA ist mittlerweile geplatzt.
Gegenüber dem langfristigen Mittel sind die Hauspreise in den USA noch immer
16% überwertet, in Grossbritannien sogar noch mehr als 40%, meinte Grantham.
Die jetzige Finanzkrise führt er auf die immens gestiegene Verschuldung der
Privathaushalte und der Finanzindustrie zurück. So hat sich in den USA die Verschuldung
der öffentlichen Hand in den vergangenen 20 Jahren in einer Bandbreite von 50
bis 65% des Bruttoinlandproduktes (BIP) mehr oder weniger stabilisiert,
diejenige der Unternehmen lag zwischen 35% und 45%. Hingegen ist im gleichen
Zeitraum die Verschuldung der Privathaushalte von 50% auf 100% des BIP gestiegen.
Das ganz grosse Problem liegt bei der Finanzindustrie, deren Verschuldung sich
von 30% des BIP auf über 100% des BIP mehr als verdreifacht hat.
Einige der Blasen wie diejenige der Technologiewerte im Jahr 2000 sind
mittlerweile korrigiert, für den breiten US-Markt gilt dies hingegen nicht. Die
gegenwärtigen P/Es stehen zwar nicht viel über dem historischen Mittelwert, die
Gewinnmargen der Unternehmen sind hingegen immer noch rekordhoch. Die
Gewinnmargen der US Large Caps betragen rund 8% bei einem langfristigen
Durchschnitt von 6%, meint Grantham. Erste Gewinnrevisionen ausserhalb des
Finanzsektors sieht er als Zeichen einer Rückkehr zum langfristigen
Durchschnitt. Die steigenden Risikoprämien, die wir zurzeit im Bondmarkt
sehen, werden auch auf die Aktienmärkte überspringen.
GMO sieht weiterhin Potenzial in den Emerging Markets. Allein durch die
demographische Entwicklung geraten die entwickelten Länder immer mehr ins
Hintertreffen, da ihre Wirtschaftskraft und damit das Potenzialwachstum
gebremst wird. In den vergangenen Jahren konnte man bereits feststellen, dass
die G7-Länder rund 10% hinter ihrem langjährigen BIP-Wachstumstrend von real
3,1% zurückgefallen sind, während die Emerging Markets gegenüber dem 20-Jahrestrend
von 4,9% sogar leicht beschleunigen konnten. GMO rät weiterhin zu einer
vorsichtigen Anlagepolitik mit Schwerpunkt auf Qualitätstitel und einem hohen
Anteil von Liquidität.
An der diesjährigen GMO Investoren-Konferenz
nahmen rund 80 Vertreter von institutionellen Anlegern teil. GMO verwaltet rund 140 Mrd Dollar für institutionelle Investoren.