05.09.2019, 06:00 Uhr
Grosskonzerne haben ihre Rentabilität in den vergangenen Jahrzehnten kräftig gesteigert, kleinere Unternehmen hinken deutlich hintennach. Doch die Gewichte könnten sich verändern, meint der US-Vermögensverwalter...
Europa hat gestern mit dem Schuldenschnitt für Griechenland vorerst das Schlimmste für den Euro abgewendet. Aber ist damit die Verschuldungssituation im Griff? Rich Mattione von GMO zeigt verschiedene Szenarien für die am stärksten verschuldeten europäischen Länder Griechenland und Italien auf.
Folgende sechs Parameter bestimmen den weiteren Verlauf: Die nominelle Verschuldung eines Landes, die Höhe der Zinsen auf den Schulden, das nominelle Bruttoinlandprodukt (BIP), die Inflationsrate und der Primärüberschuss des Staates (Budgetsaldo ohne Zinszahlungen).
Mit hoher Inflation und tiefen Zinsen können Schulden über die Jahre weginflationiert werden. In zehn Jahren könnten in einem derartigen Szenario Schulden theoretisch halbiert werden. Bei einem hohen Verhältnis von Schulden zu BIP wird es allerdings schwierig, die Verschuldung in den Griff zu kriegen, wenn sowohl Wachstum als auch Inflation niedrig sind.. Ohne Sanierungsmassnahmen nehmen die Schulden stärker zu, als das BIP wachsen kann.
Auch nach der Schuldenrestrukturierung in Griechenland stellt sich die Frage, mit welchen Zinsen das Land in Zukunft rechnen muss. Bei Zinsen von 5 % und anziehendem Wachstum könnte Griechenland in den nächsten zehn Jahren die Verschuldung leicht abbauen, bei Zinsen von 7% würde sie wieder ansteigen.
In unkomfortabler Lage befindet sich auch Italien mit einem blockierten und reformunfähigen Parlament und einer Verschuldung von 115 % des BIP. Bei einem permanenten Budgetdefizit von 4 bis 5 %, Zinsen von moderaten 4 %, einer Inflation von 1 % und einem BIP-Wachstum von real 1,5 % wird sich die Situation graduell weiter verschlechtern und die Schulden würden in zehn Jahren auf rund 130 % des BIP ansteigen. Für eine deutliche Verbesserung braucht es mindestens einen permanenten Budgetüberschuss von 4 bis 5 % und positive übrige Marktbedingungen.
Wie schwierig der Schuldenabbau ist, zeigt das Beispiel Brasilien nach der Krise 2002. Trotz besserer Ausgangslage, das heisst insbesondere einem Verhältnis von Schulden zu BIP von 70 %, positivem Haushalt ab 2002 und hohem Wirtschaftswachstum, gelang es in zehn Jahren nur, die Schuldenlast knapp unter 60 % zu drücken.
Den ganzen Text in Englisch finden Sie unter folgendem Link:
White Paper Rich Mattione (pdf) - Et tu, Berlusconi? The daunting (but not always insuperable) arithmetic of sovereign debt